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Protest gegen Lettenbichler von der FIM abgewiesen

Von Carsten Steffen
Manuel Lettenbichler

Manuel Lettenbichler

Am Freitag teilte die FIM beim Hixpania in Spanien mit, dass der von Mario Roman/Sherco gegen Manuel Lettenbichler (KTM) nach dem letzten Renntag der Romaniacs eingelegte Protest abgewiesen wurde.

Was war passiert? Manuel Lettenbichler tauschte am Offroad-Tag 1 (27. Juli 2022) während des Rennens auf der Strecke seine defekte Kupplung mit der eines Streckenpostens aus und setzt das Rennen fort. Mario Roman reichte noch am selben Tag einen entsprechenden Protest ein. Das mit dem Protest angezeigte Vergehen ist Fremdhilfe – im Originaltext der FIM-Regularien: «Receiving outside assistance, except, where authorised.»

Die FIM sieht dafür als mögliche Strafen gemäß Reglement vor, dass ein solches Vergehen mit einer Strafe zwischen 30 Sekunden bis hin zur Disqualifikation belegt werden kann.

Die Entscheidung der Jury vor Ort fiel noch am 27. Juli mit einer 2-Stunden-Zeitstrafe durchaus signifikant aus. Denn zwei Stunden zu verlieren ist bei den Romaniacs – auch am ersten von vier Offroad-Renntagen – gleichbedeutend damit, das Podium realistisch nicht mehr erreichen zu können. Lettenbichler belegte in der Tageswertung des ersten Tages somit den 17. Rang.

Bei den Romaniacs wurden solche Aktionen wie in Lettenbichlers Fall in der Vergangenheit ohne Strafe toleriert, da man es bei einer Hard-Enduro-Rallye mit Tages-Distanzen von 80 bis 250 km im Rumänischen Hinterland nicht sanktionieren möchte, wenn ein Fahrer seine technischen Probleme auf der Strecke löst. Darüber hinaus gibt es nicht wenige Insider, welche diese Situation durchaus mit dem Geist des Hard-Enduros im Einklang sehen, dass man sich bei Problemen gegenseitig hilft.

Nun kann man sicherlich auch argumentieren, dass es sich um einen Streckenposten und keine Mitbewerber gehandelt hat. Jede Perspektive hat wohl ihre Berechtigung. Allerdings ist es dann eine der wesentlichen Aufgaben für die Macher einer Weltmeisterschaft, die Regeln so festzusetzen, dass sie auf die Veranstaltungen und ihre Eigenheiten konkret anwendbar und in höchstmöglichem Maße gerecht sind.

Am Ende des Offroad-Tags 4 (30. Juli 2022) wurde dann seitens Mario Roman Protest gegen die Gesamtwertung eingelegt – vor dem Hintergrund der Zeitstrafe von zwei Stunden für das Vergehen von Manuel Lettenbichler an Tag 1.

Die Begründung: Das Vergehen von Manuel ist vergleichbar mit dem von Graham Jarvis beim Erzbergrodeo, der dort disqualifiziert wurde, weil er ein technisches Problem kurz nach dem Start mit Hilfe eines Mechanikers gelöst hatte. Videos der Helmkamera von Jarvis’ Teamkollegen zeigen allerdings, dass die Hilfe nicht durch einen Mechaniker erfolgte, sondern durch einen Fahrer und Team-Mitglied von Jarvis.

Die Forderung lautete im Rahmen des Protests von Roman gegen Lettenbichler also: Disqualifikation und somit Streichung der zehn Punkte, die Manuel für den sechsten Platz bei den Romaniacs erhalten hat.

Dass die FIM diesen Protest abweisen würde, war zu erwarten. Denn der Hintergrund für den Protest gegen die Gesamtwertung ist das Strafmaß nach dem ersten Protest. Wenn man mit der 2-Stunden-Zeitstrafe nicht einverstanden ist, dann hätte der zweite Protest gegen eben diese Zeitstrafe und mit der Forderung nach Disqualifikation unmittelbar nach der ersten Entscheidung eingelegt werden müssen.

Manuel hatte nach dem ersten Tag und der 2-Stunden-Zeitstrafe Rang 17 in der Gesamtwertung der Romaniacs belegt. WM-Punkte werden in der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft nur bis zum 15. Platz eines jeden Rennens vergeben. Nach einer fulminanten Aufholjagd belegte Manuel dann am zweiten Renntag der Romaniacs den zehnten Rang in der Gesamtwertung und wurde schlussendlich Sechster, dafür erhielt er zehn WM-Punkte.

Den zweiten Protest gegen die Zeitstrafe erst nach dem vierten und letzten Renntag einzulegen, erscheint hier fragwürdig – denn es erweckt den Anschein, mit dem zweiten Protest das primäre Ziel zu haben, den WM-Stand zu eigenen Gunsten korrigieren zu wollen.

Fragwürdig ist allerdings auch, warum die FIM sich nach dem Protest in der laufenden Meisterschaft zwei Monate und zehn Tage Zeit für die Entscheidung gelassen hat.

Dieses Ereignis verdeutlich eine Problematik der aktuellen Hard-Enduro-Weltmeisterschaft: Man baut auf bestehende, etablierte Rennen auf, die teilweise – wie das Erzbergrodeo und die Romaniacs – seit vielen Jahren bestehen und ihre eigenen Regeln haben.

Es ist eine große, hier und dort offensichtlich eine übermächtige Aufgabe, die verschiedenen Veranstaltungen, Formate, Traditionen, Vorstellungen und Erwartungen unter einen Hut zu bringen.

Mit der Ankündigung der Rennen für die Saison 2023 wird diese Thematik intensiviert, denn zu den acht Rennen dieser Saison kommen noch die Roof of Africa in Lesotho und das GetzenRodeo in Deutschland hinzu, ebenfalls Rennen, die seit längerer Zeit bestehen. Wir sind gespannt, wie die FIM die bestehenden Probleme angehen wird und werden darüber zeitnah berichten.

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