Formel 1: Adrian Newey über sein Unglück

Wenn zwei das Gleiche tun

Von Oliver Runschke
Der wuchtige GT3-Nissan

Der wuchtige GT3-Nissan

....muss nicht unbedingt dasselbe dabei herauskommen. Die GT3-Neulinge McLaren und Nissan haben stark unterschiedliche Fahrzeuge, aber ein ähnliches Testprogramm.

In der Öffentlichkeit ein unfertiges Produkt zu testen, erfordert eine gewisse Portion Mut und Selbstbewusstsein. In der GT3-Klasse, in der mittlerweile jährlich neue Hersteller auf den Markt drängen, sind Testeinsätze vor Publikum mit dem Erscheinen des Mercedes SLS AMG GT3 im letzten Jahr Mode geworden. McLaren und Nissan, die beide 2012 mit neuen Produkten ihr Stück von der GT3-Torte abhaben möchten, testeten in der zweiten Jahreshälfte auch unter den Augen der Fans, verfolgen aber höchst unterschiedliche Programme.

Das Testprogramm von McLaren verlief dabei nicht unbedingt so, wie man es von den perfektionistischen Briten gewohnt ist. Den MP4/12C GT3 als Wanderbaustelle zu bezeichnen wäre stark übertrieben, mit der Zuverlässigkeit war es noch nicht weit her. Und auch beim Speed hatte man nie den Eindruck, dass sich die McLaren-Kutscher in britischer Zurückhaltung üben, obwohl die orange-farbenen Flundern von ihren technischen Anlagen den Gegnern links und rechts um die Ohren fahren müssten. Ein Umstand, der McLaren GT-Teamchef Andrew Kirkaldy dem Vernehmen nach mehr Anrufe von McLaren Automotive-Teamchef Ron Dennis einbrachte, als ihm lieb war. Und Dennis hat sich bei dem Teamchef des Entwicklungsteams CRS Racing nicht nach dem Wetter erkundigt. Bei den Testeinsätzen in der Blancpain Endurance Series sahen die beiden McLaren weder in Magny-Cours noch in Silverstone die Zielflagge, bei den 24h von Spa kam nur einer von drei MP4/12C GT3 ins Ziel, und der reparierte sich auch noch über die Distanz.

Dem Auftragseingang tut die noch mangelnde Zuverlässigkeit aber keinen Abbruch. McLaren hat das für 2012 geplante und bereits ausverkaufte Kontingent von 20 Fahrzeugen mittlerweile auf 25 Exemplare aufgestockt. Und das ob der McLaren mit einem Preis von rund 360.000 Euro den monetären Mount Everest in der GT3-Klasse markiert und Kunden mindestens zwei Fahrzeuge mitsamt einem Ersatzteilpaket ordern sollten, um in den Genuss gebührender Kundensportlicher Unterstützung zu kommen. Um der Zuverlässigkeit auf die Sprünge zu helfen, sind die Briten mit ihrem Testteam mittlerweile fast wöchentlich auf einer anderen Strecke unterwegs. Nach Tests in Navarra, Jerez, Silverstone und auf der Nordschleife stand in der letzten Woche auf dem Paul Richard HTTT ein 24h-Test an.

Eine Etage über dem flachen McLaren sind die Nissan-Piloten unterwegs. Der GT-R behält in der GT3-Version seine wuchtige Optik und trägt auf dem Heck einen Flügel, den auch Airbus gespendet haben könnte. Zwischen dem bulligen Nissan und dem filigranen McLaren gibt es allerdings auch eine Parallele. Beide Hersteller setzen erstmals in der GT3-Klasse auf Turbomotoren mit 3,8 Liter Hubraum und sechs, respektive acht Zylindern. Das Testprogramm des von JRM und NISMO gemeinsam entwickelten Nissan verlief bisher auffällig unauffällig. Sowohl in Magny-Cours wie auch in Silverstone zeigte «Godzilla» eine mehr als souveräne Leistung, auch wenn der Nissan in Silverstone keine Zielflagge sah. Die Nissan-Piloten erweckten allerdings stets den Eindruck, dass unter dem Gasfuss immer noch etwas Luft ist.

Mit der Vermarktung des GT-R GT3 liegen die Japaner aber mittlerweile etwas im Hintertreffen, was nicht dem Entwicklungsteam JRM geschuldet ist, sondern auf einen Wunsch aus Japan zurückzuführen ist. Die ursprünglich für September geplante Präsentation des GT3 wurde auf Wunsch aus Japan auf Anfang Dezember verschoben, auch technische Details wurden bisher noch keine Veröffentlicht. An einigen Details müssen NISMO und JRM auch noch nachbessern. So dürfte die durch die direkt hinter den vorderen Radhäusern mündeten Aufpuffanlage nicht der fernöstlichen Weissheit letzter Schluss sein, in Silverstone entzündeten sich dann auch gleich Gummibrocken am heißen Auspuff. Der späte Zeitrahmen bringt JRM in ein kleines Dilemma. Denn eigentlich muss das Einsatzteam von Nissan dann schon die ersten Kundenfahrzeuge für die Saison 2012 aufbauen und ausserdem muss eine Kundensportabteilung aufgebaut werden.

Bei JRM geht man daher davon aus, dass das Kundensportprogramm erst 2013 so richtig Fahrt aufnimmt, obwohl es nach den Aussagen der Briten bereits ein erhebliches Interesse an dem GT3 gibt, das auch bis nach Deutschland reicht. Preislich will sich Nissan, deren Ziel es ist im GT3 GT-R möglichst viele Serienteile zu verbauen, sich gegen den aktuellen GT3-Trend stellen. «Unser GT-R soll in GT3-Version deutlich unter dem Preis von jenseits der 300.000 Euro liegen, den die Konkurrenz ausruft», sagt ein Nissan-Sprecher.

Beim nächsten Mal präsentieren sich die beiden neuen GT3-Boliden bei den 24h von Dubai im Januar. Während es für den ohnehin ausverkauften McLaren darum geht die Standfestigkeit in den Griff zu bekommen, geht Nissan mit Werksfahrern auf Kundenfang. Seit dem GT-WM-Promotor Stéphane Ratel Mitte Oktober beschloss bei der GT-WM im kommenden Jahr komplett auf GT3 zu setzen, haben beide Hersteller nun aber auch ein neues gemeinsames Ziel: Neben der Entwicklung, Bau und Homologation des GT3-Autos müssen die beiden britischen Mannschaften auch noch die technisch leicht abweichende WM-Variante auf die Räder zu stellen.

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