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Rückblick auf den dritten Lauf der FIA WEC in Spa

Kolumne von Oliver Müller
Porsche 963 (li.) und Ferrari 499P machten in Spa die Pace

Porsche 963 (li.) und Ferrari 499P machten in Spa die Pace

Ein privater Porsche 963 vom Hertz Team Jota gewann den dritten Saisonlauf der FIA WEC in Spa-Francorchamps. Dort waren die Tribünen richtig voll. SPEEDWEEK.com machte sich Gedanken zur Action in Spa-Francorchamps.

Die 2024er Ausgabe der 6 Stunden von Spa-Francorchamps war ein echtes Motorsport-Fest und tolle Werbung für den Sport. Die belgischen Ardennen lockten mit blauem Himmel und Temperaturen von über 20 Grad Celsius. Zudem ist das Feld in der FIA WEC richtig attraktiv besetzt. Über das Wochenende kamen mehr als 88.000 Zuschauer, was gleichbedeutend mit einem WEC-Rekord (außerhalb der 24h Le Mans) ist. Interessant auch: Tatsächlich reisten neben alten Sportwagen-Enthusiasten auch sehr viele junge Leute nach Spa - und überall auf den Tribünen wurde deutsch gesprochen. Das macht Mut für das Racing im Allgemeinen.

Das extrem turbulente Rennen gewann am Ende der Porsche 963 vom Hertz Team Jota mit Ex-F1-Pilot William Stevens und Callum Ilott. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Privatwagen bei den Hypercars ganz oben stand. Das zeigt aber auch, dass die Hypercar-Formel tatsächlich funktioniert. Denn der private Jota-Porsche kämpfte zu Rennende das Werks-Auto nieder. Das erinnerte auch ein wenig an die glorreichen Zeiten der Gruppe C aus den 1980er Jahren. Motorsport, was willst du mehr?

Es muss aber auch gesagt sein, dass die beiden genannten Porsche extrem von der Rennunterbrechung mit der roten Flagge profitierten, da sie kurz zuvor Sprit nachgefasst hatten. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, musste die Konkurrenz zum Service und war somit aus der Entscheidung raus. Grob eine Minute an Rückstand konnte in 1h45 Minuten restlicher Renndauer im ausgeglichenen WEC-Feld einfach nicht aufgeholt werden.

Des einen Freud - des anderen Leid: Denn Ferrari wurde durch die Unterbrechung sicherlich um den Sieg gebracht. Die 499P hatten das Rennen aus dem Mittel-/Hinterfeld beginnen müssen, da die Qualifikation nicht nach Wunsch lief. Die italienischen Boliden präsentierten sich über das ganze Wochenende aber erneut extrem stark und waren auf dem Weg zum Doppelsieg. Die rote Flagge kam zum genau falschen Zeitpunkt. Somit war nicht mehr als Platz drei und vier für die roten Renner drin. Revanche in Le Mans?

Richtig flott unterwegs war in Spa-Francorchamps auch der Porsche 963 von Proton Competition. Vor allem Julien Andlauer zeigte spektakuläre Aktionen. Zu Rennbeginn holte er sich ausgangs Blanchimont die Führung mit einem Manöver, das an Mika Häkkinen/Michael Schumacher aus dem Jahr 2000 erinnerte. Später überholte der junge Franzose auch noch zweimal in Eau Rouge auf der Innenseite. Sieht klasse aus, aber dennoch: Andlauer ging bei allen Aktionen volles Risiko und setzte darauf, dass die Konkurrenten jeweils zurückstecken würden. Bei all der Freude über das gebotene Spektakel - es hätte auch mal so richtig nach hinten losgehen können.

Bestes Beispiel dafür war Earl Bamber. Auch der Cadillac-Kutscher fuhr wie beflügelt. Auf der Kemmel-Gerade sah er eine Lücke, die zu klein war - und crashte in die Leitplanke. Der Unfall ist auf Social Media sicherlich der ultimative Hit - doch die Aktion war übermotiviert. Die Reparaturen an der Strecke dauerten danach rund zwei Stunden. Die Rennleitung hatte eine ähnliche Meinung und gab dem Cadillac eine Grid-Strafe für die 24h Le Mans. Gerade im Langstreckensport ist immer auch Zurückhaltung und Übersicht gefragt. Das weiß eigentlich auch Bamber.

Während Alpine in Spa einen Aufwärtstrend bescheinigt bekommen muss, ging es bei BMW und Peugeot eher wieder nach hinten. Beide Marken hatten in Katar und Imola einige Glanzlichter setzen können, waren in den belgischen Ardennen aber weit davon entfernt. Genauso wie Lamborghini. Die (grünen) Italiener fuhren im Nirgendwo und fielen wegen einem Defekt an der Radaufhängung vorzeitig aus. Beeindruckend geht auf jeden Fall anders.

Diesbezüglich fällt der Blick gleich auf die LMGT3-Klasse, in der Manthey einen Doppelsieg feierte. In der Qualifikation hatte Aliaksandr Malykhin einer der beiden 911 GT3 R LMGT3 noch komplett zerlegt. In einer Nachtschicht wurde der Porsche rund um ein Ersatz-Chassis wieder komplett neu aufgebaut. Chapeau vor den Mechaniker-Truppe aus Meuspath. Die Plätze eins und zwei im Rennen müssen wie wahre Genugtuung gewirkt haben - und belegten, dass sich ordentliche Arbeit auszahlen kann.

In der FIA WEC gehen die Blicke nun auf das ganz große Highlight: Die 24h Le Mans am 15./16. Juni 2024. Beim großen Klassiker an der französischen Sarthe feiert sich die Szene jedes Jahr selbst. An der Spitze kämpfen dann sogar 23 Hypercars um die Krone auf der Langstrecke. Toyota, Ferrari, Porsche und Cadillac reisen als Favoriten nach West-Frankreich. Oder hat die Balance of Performance vielleicht für die Lokalmatadoren Peugeot und Alpine eine Überraschung parat?

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