Was kann der neue Porsche 911 RSR?

Von Oliver Runschke
Bei den Boxenstopps muss Porsche nachbessern

Bei den Boxenstopps muss Porsche nachbessern

Analyse der Rennpremiere der neusten Ausbaustufe des Elfers.

Die Premiere des Porsche 911 RSR beim Auftakt der Sportwagenweltmeisterschaft in Silverstone hatte man sich bei Porsche wohl etwas anders vorgestellt. Die Stimmung war nach dem Rennen nicht wirklich schlecht, aber auch nicht richtig gut. So wie ein vierter Platz halt ist: Einen Pokal gibt es keinen, aber so richtig Grund unzufrieden zu sein, hat man auch nicht. Allerdings: Aston Martin und Ferrari, die beiden anderen Hersteller in der GTE-Pro-Klasse der Sportwagen-WM lagen beim ersten Schlagabtausch mit dem neuen Porsche vor dem RSR.

Das reine Ergebnis tut dem Porsche mit Platz vier von Lieb/Lietz/Dumas hinter Aston Martin und Ferrari allerdings unrecht. Analysiert man das Rennen in Silverstone, zeigt sich: Der neue Elfer ist schon verdammt fix dabei. Bisher hatte der RSR durch die eher mickrige Aerodynamik Schwächen in schnellen Kurven und glänzte über einen Stint nicht immer mit Konstanz. Beides konnte Porsche beim neuen und sehr radikalen neuen Elfer weitestgehend abstellen. Zumindest, soweit sich dies nach einem Rennwochenende beurteilen lässt.

Schwierige Abstimmungsarbeit durch Wetterkapriolen

Dazu hatte das Porsche AG Team Manthey in England auch nicht gerade das einfachste Rennwochenende erwischt. Wechselhafte Witterung mit Mischbedingungen in allen Trainings und im Qualifying macht die Abstimmungsarbeit nicht einfach. «Wir hatten im Training erschwerte Bedingungen, da wir eigentlich keine Trainingszeit im trockenen hatten. Die Gegner hatten Erfahrung hier in Silverstone, für uns ist das Auto komplett neu», so Jörg Bergmeister.

Dass die Porsche in Silverstone nicht etwas besser aussahen, lag vor allem an Aston Martin. Die Briten sind spätestens seit den 12h von Sebring, als Darren Turner auf alten Reifen und mit vollem Tank versehentlich die schnellste GT-Rennrunde aus dem Ärmel schüttelte, ein ziemlich rotes Tuch für die Gegner. Und Aston Martin goss am Wochenende noch Öl ins Feuer der Politik mit den Fahrzeugeinstufungen. Stefan Mücke, Darren Turner und Bruno Senna siegten noch Verhältnismäßig anständig mit einer Runde Vorsprung in der GTE-Pro-Klasse. Christoffer Nygaard, Kristian Poulsen und Allan Simonsen brieten ihren Gegner im Vorjahres-Vantage GTE in der GTE-Am allerdings gleich satte drei Runden auf. Die Gegner von Corvette, Porsche und Ferrari laufen seitdem Sturm bei FIA und ACO gegen Aston Martin.

Aston Martin halbe Sekunde schneller als der Rest der GTE-Welt

Im Rennen liessen es die beiden Aston Martin in der GTE-Pro-Klasse richtig krachen. Dabei waren die Klassensieger Mücke/Turner/Senna sogar nicht einmal der schnellste Aston Martin. Schneller unterwegs waren sogar noch Fred Makowiecki/Pedro Lamy und Paul Dalla Lana, was aber im wesentlichem gigantischen Rundenzeiten von «Mako» zuzuschreiben ist. Der Franzose liess sich auch mit 2:01,426 Min. die Schnellste GTE-Rennrunde notieren, schneller als die Ferrari Bestzeit (2:01,713 Min., Kamui Kobayashi) und die schnellste Rennrunde eines 911 (2:02,225 Min., Patrick Pilet).

Im Schnitt der 100 schnellsten Rennrunden lagen Makowiecki/Lamy/Dalla Lana sogar noch eine Zehntelsekunde (2:02,8 Min.) vor dem siegreichen Schwesterauto (2:02,9 Min). Die Analyse der 100 schnellsten Rennrunden zeigt auch die gravierende Kluft der Briten zu Ferrari und Porsche: Während die 458 Italia (beide AF Corse-Ferrari 2:03,3 Min) und 911 RSR (beide 2:03,4 Min) nahezu auf Augenhöhe liegen, waren die Aston Martin im Schnitt knapp eine halbe Sekunden schneller unterwegs.

Boxenstopps der Porsche noch zu langsam

«Die Aston Martin sind in einer anderen Klasse gefahren, da werden wir uns sehr anstrengen müssen, um dort hinzukommen. Am Ferrari waren wir näher dran als am Aston Martin. Wir haben mit Sicherheit aber noch etwas zu tun», sagte Jörg Bergmeister über das Renndebüt des RSR.

Porsche kann aber grundsätzlich zufrieden sein: Bei der Rennpremiere war der 911 RSR auf Anhieb auf den Fersen des besten GTE-Boliden des Vorjahres, dem Ferrari 458 Italia. Nachholbedarf gibt es im Porsche-Lager allerdings bei den Boxenstopps, die waren allesamt zu langsam. Am schnellsten wurde in Silverstone der zweitplatzierte AF Corse-Ferrari 458 Italia von Toni Vilander und Kamui Kobayashi abgefertigt, der bei fünf Stopps 6:56 Min stand. Die beiden Aston Martin, die einen höheren Spritverbrauch haben als der 458, standen 7:15 Min./7:17 Min. Porsche hinkte da mit einer Gesamtzeit von 7:56 Min (Startnummer #92) schon deutlich hinterher.

Klare Standortbestimmung wohl erst in Le Mans

Im Hinblick auf den zweiten WEC-Lauf in Spa am 4. Mai macht die Silverstone-Performance der Porsche Mut: Die Boxenstopps bei Porsche dürften in Belgien zügiger ablaufen und auch die Strecke in den Ardennen sollte dem Porsche besser liegen als Silverstone. Aber wie sagte schon ein Kollege am Wochenende in England: «Was Porsche und alle anderen in der GTE-Pro-Klasse wirklich können, sehen wir frühestens bei den 24h Le Mans und das wohl auch erst nach der vierten Rennstunde.»

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