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Leiter LMP1 Fritz Enzinger im Exklusiv-Interview T1

Von Oliver Müller
Zwei Motorsportler durch und durch: Technikdirektor Alexander Hitzinger (li.) zusammen mit Leiter LMP1 Fritz Enzinger

Zwei Motorsportler durch und durch: Technikdirektor Alexander Hitzinger (li.) zusammen mit Leiter LMP1 Fritz Enzinger

Er führte Porsche zurück auf die grosse Motorsport-Bühne. Und das mit durchschlagendem Erfolg. Für die Leser von SPEEDWEEK nahm sich Fritz Enzinger Zeit für ein zweiteiliges Interview und gibt dabei spannende Einblicke.

Herr Enzinger, zunächst erst einmal herzlichen Glückwunsch. Mit dem Porsche Team haben Sie schon in der zweiten Saison die 24 Stunden von Le Mans gewonnen und jetzt zusätzlich noch den Hersteller-WM-Titel in der FIA WEC. Sie haben die starke Konkurrenz von Audi und Toyota regelrecht überflügelt. Hätten Sie gedacht, dass es schon so früh im Programm so gut läuft?

Fritz Enzinger: Nein, das konnte man überhaupt nicht erwarten. Unsere Lernkurve in den vergangenen zwei Jahren verlief aussergewöhnlich steil. Anfang 2014 hatten wir zunächst einmal Probleme mit der Standfestigkeit des 919 Hybrid. Le Mans 2014 kam für unser eigentlich viel zu früh. Wir steckten in vielen Bereichen noch in der Vorbereitung und hatten beim Testen keinen einzigen Le-Mans-Dauerlauf ohne Probleme durchgebracht. Trotzdem war das Ergebnis gut. Bei den Übersee-Rennen haben wir uns sukzessive gesteigert, und der Sieg beim Saisonfinale in São Paulo war der krönende Abschluss. Spätestens da haben wird gewusst, dass wir konzeptionell richtig liegen. Diesen Schwung und die Motivation konnten wir in die nächste Saison mitnehmen. An der Leistung aus diesem Jahr freut mich, dass wir die Siege aus eigener Kraft erzielt haben und nicht etwa von Ausfällen anderer profitierten. Da waren richtig gute Rennen dabei, bei denen wir uns Rad an Rad gegen starke Rivalen durchgesetzt haben. Aber es ist wichtig, dass wir trotz des Erfolges am Boden bleiben und weiter fokussiert ins Saisonfinale gehen. Das wird ein enges Sechsstundenrennen, in dem der Weltmeistertitel in der Fahrerwertung entschieden wird.

Vergleicht man die Rundenzeiten des Porsche 919 Hybrid von 2014 und 2015 fällt auf, dass Sie einen riesigen Zeitensprung nach vorne gemacht habt. Wie lässt der sich erklären?

Fairerweise muss man sagen, dass unsere beiden Hauptkonkurrenten, Audi und Toyota, ebenfalls um einiges schneller geworden sind. Gerade Audi hat in den letzten Rennen nochmal enorm aufgeholt. Die Rennen der FIA WEC sind extrem spannend. Eines der obersten Ziele für den 919 war, die 30 Kilogramm an Übergewicht abzubauen, die wir 2014 noch hatten. Wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Alle Systeme, Antriebsstrang, Fahrwerk, Aerodynamik – alles wurde erheblich weiterentwickelt, wenngleich das Antriebskonzept dasselbe blieb. Dabei stehen wir am Standort Weissach in regelmässigem Austausch mit den Fachabteilungen der Serienentwicklung, vor allem in den Bereichen Antrieb, Prüfstände, Qualitätskontrolle oder Elektronikentwicklung. Unser 919 Hybrid ist ein Technologieträger für zukünftige Serienmodelle von Porsche. Und das schlägt sich auch in der Identifikation des Personals nieder: Wenn unsere Trucks zum Rennen oder Testen aufbrechen, dann sieht man die Freude in den Gesichtern der Porsche-Mitarbeiter. Auch bei denen, die gar nicht in das LMP1-Projekt integriert sind.

In Le Mans (und als Vorbereitung auch in Spa-Francorchamps) sass Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg im Porsche 919 Hybrid. Nach dem WM-Finale in Bahrain wird Indy-500-Sieger Juan Pablo Montoya den Wagen testen. Wie wichtig sind grosse Namen für das Projekt?

Grosse Namen sind nicht entscheidend. Trotzdem schmeichelt es, wenn Fahrer wie Nico Hülkenberg, Fernando Alonso oder Juan Pablo Montoya auf uns zukommen und Interesse an unserem Team haben. Gerade Juan Pablo Montoya ist ein echter FIA-WEC-Fan. Er schaut fast jedes Rennen an und will unbedingt einmal in Le Mans fahren. Auch wenn es 2016 damit nichts wird, weil es Terminüberschneidungen gibt. Aber wie dem auch sei: Mit Namen gewinnt man keine Rennen. Weder Mark Webber noch Nico Hülkenberg kamen aufgrund ihrer Prominenz an Bord, sondern aufgrund ihrer Leistung. Und wir haben grossartige Fahrer in den eigenen Reihen gefunden – Earl Bamber und Nick Tandy kamen aus der Porsche-Familie. Auch anderen GT-Fahrern haben wir die Chance gegeben, den LMP1 zu testen.

Als Leiter LMP1 hat Porsche Ihnen 2011 die Verantwortung für eines der prestigeträchtigsten Projekte in der Firmengeschichte übertragen. Was ging in Ihnen vor, als Porsche das erste Mal nachfragte, ob Sie den Job übernehmen wollen?

Es war immer mein Traum, für ein solches Motorsportprojekt gesamtverantwortlich zu sein. Von null anfangen zu können und bei Porsche ein eigenes Werksteam zu integrieren, ist eine wunderbare Aufgabe. Davon träumt wahrscheinlich jeder im Rennsport.

Wichtige Bausteine im Team sind auch Technikdirektor Alexander Hitzinger und Teamchef Andreas Seidl. Was zeichnet die beiden aus?

Alexander Hitzinger ist ein sehr mutiger Techniker, der eine aggressive Entwicklungsphilosophie vertritt. Unsere Erfolge sind eine Bestätigung für diese Herangehensweise. Andreas Seidl kannte ich schon von meiner Zeit bei BMW. Er hat enorme Erfahrung im Test- und Renneinsatz und ist ein hervorragender Stratege. Sowohl in Bezug auf Alexander als auch auf Andreas konnten wird keine bessere Entscheidung treffen.

Teil 2 des Exklusiv-Interviews mit Fritz Enzinger erscheint morgen auf SPEEDWEK.com. Darin spricht er über seine Arbeit als Leiter LMP1 bei Porsche und blickt voraus auf die Saison 2016 in der Sportwagen-WM.

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