Adrian Newey (51) ist der geistige Vater des RB6 Formel-1-Boliden. Im Interview erklärt der Red Bull Racing-Chefkonstrukteur, wie man ein Auto um den Fahrer herum konzipiert.
Red Bull Racing hat 2009 bis zum Schluss um den WM-Titel gekämpft. Wie sehr hat Sie das an der Konstruktion des RB6 gehindert?
Die Regeländerungen 2010 sind im Vergleich zum Vorjahr minimal, was bedeutete, dass alle Daten des letzten Jahres für dieses Jahr genutzt werden konnten. Da man ja ab dieser Saison während des Rennens nicht nachtanken darf, haben wir uns auf die Verdoppelung des Tankvolumens und auf die Auswirkungen des schmaleren Vorderreifens konzentriert. Die aerodynamischen Arbeiten haben bei uns im Juni angefangen, wo wir uns dem Monocoque angenommen haben. Das Reglement diktiert uns heuer ein paar Änderungen an der V-Form des Chassis, wie wir sie verwenden. Danach haben wir uns darauf konzentriert, das Auto aerodynamisch zu perfektionieren und die 70 Kilo Extrabenzin unterzubringen.
Was sind die größten Unterschiede zwischen dem RB5 und dem RB6?
Das Auto ist eine Evolution des Autos aus 2009 - die Familienähnlichkeit ist groß. Wir haben das Auto eher verfeinert und weiterentwickelt anstatt es ganz neu zu konzipieren. Aus diesem Grund hat es auch ein ähnliches Chassis, und das Pull-Rod-Design der Hinterachse ist geblieben.
Was waren die Herausforderungen beim Entwickeln des RB6?
Die beiden offensichtlichsten waren der größere Tank und seine Folgen für das Gesamtpaket sowie die schmäleren Vorderreifen. Natürlich geht es immer auch darum, das Auto weiterzuentwickeln und sicher zu gehen, dass es schneller als sein Vorgänger ist.
Wie sehr haben die Regeln von 2010 das Design des RB6 beeinflusst?
Wir mussten mehr tun als einfach nur einen größeren Tank einzubauen. Das Mehrgewicht belastet die Bremsen, die Bremskühlung muss also damit klar kommen. Man muss auch bedenken, welche Auswirkungen das Extrabenzin auf die Reifenabnutzung, besonders in der ersten Phase des Rennens hat und was wir da verändern können. Außerdem ändert der schmälere Vorderreifen die notwendige Gewichtverteilung und somit die Balance des Autos.
Was mögen Sie am meisten am RB6?
Diese Frage hat man mir schon oft gestellt und ich suche immer noch nach der richtigen Antwort. Ich hoffe, dass er eine sinnvolle Weiterentwicklung seines Vorgängers ist, dem man meine Handschrift ansieht. Ein offensichtlicher Unterschied ist, dass das vorherige Auto nicht dazu konzipiert war, einen Doppeldiffusor unterzubringen und so mussten wir im Vorjahr versuchen, einen um die bestehende Hinterachse und das Getriebe herum zu konstruieren - so gut das im Nachhinein eben noch ging.
Beeinflusst die verschiedene Körpergröße von Mark und Sebastian das Design?
Das Auto muss um Mark herum geplant werden, was bedeutet, dass das Cockpit ein bisschen länger sein muss, als es das Reglement erlauben würde. Außerdem muss der Tank ein wenig nach hinten versetzt werden, da er ja nicht direkt hinter dem Rücken des Fahrers sitzen darf. Wenn wir das erst mal erledigt haben, ist es relativ einfach, alles auf den kleineren Sebastian abzustimmen.
Warum haben Sie den RB6 so spät präsentiert?
Wir wollten uns soviel Zeit wie möglich für die Entwicklung des Autos nehmen. Das war nur möglich, weil das Auto eine Weiterentwicklung des Vorgängers ist und wir nicht von Null beginnen mussten.
Motorenpartner bleibt Renault. Zufrieden?
Sehr zufrieden. Renault hat uns toll unterstützt, vor allem dann, wenn wir Probleme hatten. Als Sebastian im Vorjahr beinahe die Motoren ausgegangen wären und wir das Mapping überarbeiten mussten, hat uns Renault vorbildlich unterstützt. Der Grund, wieso wir auch mit anderen Herstellern verhandelt haben war einfach, dass sie einen Power-Vorteil hatten. Aber in Gesprächen mit Renault wurde uns versichert, dass dieses Problem heuer gelöst ist.
Ganz ehrlich: Was erwarten Sie heuer von Ihrem Team?
Dass wir Leistungen zeigen, auf die wir stolz sein können. Solange wir das Gefühl haben, unser Bestes gegeben zu haben, bin ich zufrieden.
Quelle: Red Bull