Lance Stroll gegen Jacques Villeneuve, Fortsetzung 27

Von Mathias Brunner
​Formel-1-Champion Jacques Villeneuve hat ein Lieblingsopfer: seinen Landsmann Lance Stroll. Der junge Williams-Fahrer gibt sich Mühe zu betonen, die Kritik sei ihm egal. Aber sie ärgert ihn trotzdem.

Der Kanadier Jacques Villeneuve (46) kritisiert anhaltend seinen 19jährigen Landsmann Lance Stroll. Der Williams-Fahrer hat versucht, das Thema totzuschweigen, aber immer wieder haken Berichterstatter nach. Stroll beteuert, die harten Worte prallten an ihm ab. Aber seine Körpersprache sagt etwas Anderes.

Fakt ist: Für einen Fahrer, der als Bezahlfahrer verhöhnt wird, hat sich Lance Stroll in seinem ersten Formel-1-Jahr gut geschlagen: WM-Platz 12, nur drei Punkte weniger gesammelt als sein erfahrener Williams-Stallgefährte Felipe Massa. Highlight von Stroll: Rang 3 im Chaos-GP von Baku. Nicht übel.

In Bahrain wird der junge Stroll auf die jüngste Breitseite von Jacques Villeneuve angesprochen. Der elffache GP-Sieger hatte in den Raum gestellt: Robert Kubica als dritter Mann von Williams könnte die Entwicklung in eine Richtung treiben, die nicht dem Fahrstil der Stammfahrer Lance Stroll und Sergey Sirotkin entspricht.

Stroll versucht ein Ausweichmanöver: «Ich habe diese Geschichte nicht gelesen, also kann ich sie auch nicht kommentierten.»

Dann aber kann es sich Lance nicht verkneifen zurückzufeuern: «Im vergangenen Jahr hat er behauptet, ich sei der schlechteste Rookie. Aber als ich letztmals nachschaute, war ich der einzige Pilot ausserhalb der Top-Team-Piloten, der auf einem Siegerpodest stand. Ich bin in Monza aus der ersten Reihe losgefahren, ich habe nur drei Punkte weniger eingefahren als mein Stallgefährte mit 16 Jahren GP-Erfahrung. Also höre ich mir nicht mehr an, was Jacques zu sagen hat. Ich habe wirklich Wichtigeres zu tun.»

Im ersten Drittel der Saison 2017 ätzte Villeneuve über Stroll: «Er ist mehr als eine Sekunde langsamer als Felipe. Resultate sprechen für sich. Es ist eine der schlechtesten Rookie-Auftritte in der Geschichte der Formel 1.»

Das Timing für Villeneuves Genöle war schlecht. Nach einem schwierigen Saisonbeginn legte Stroll aber zu. Bei seinem Heim-GP in Montreal konnte Stroll den Spiess drehen. Während Massa unverschuldet nach einem Crash ausschied, heimste Stroll als Neunter seine ersten Punkte ein.

Stroll hat sich gegen die Kritiker ein dickes Fell zugelegt. «Mir ist es egal, was die Leute denken. Das sind nur Nebengeräusche. Menschen, die mich nicht leiden können, werden immer einen Vorwand finden, mich zu kritisieren.»

Villeneuve spottete: «Williams hat seine Seele an die Milliarden von Lawrence Stroll verkauft, der nur eins im Sinn hat: seinen Sohn zu stärken. Ich lasse mich nicht von einem dritten Platz blenden. Der war in Baku doch pures Glück.»

Stroll stöhnte bei den Kollegen von AutoHebdo: «Im Grunde beachte ich nicht mehr, was er sagt. Das ist doch immer nur negativ. Von ihm kam noch nie auch nur ein unterstützendes Wort. Nicht einmal unserem Podestplatz in Baku kann er etwas Positives abgewinnen.»

Das Vermögen von Stroll senior wird vom Forbes Magazine auf 2,5 Milliarden geschätzt. Die Förderung seines Sohnes vom Kart bis in den Formel-1-Williams soll den Unternehmer rund 30 Millionen Dollar gekostet haben, samt Privattests seines Sohnes in einem 2014er Williams-Renner auf verschiedenen Rennstrecken rund um die Welt.

Klar rümpften viele die Nase: noch ein Bezahlfahrer, klasse. Aber in Wahrheit hat Stroll immer Leistung gebracht – italienischer Formel-4-Titel 2014, Gewinner der Winterserie Toyota Racing Series 2015, F3-Champion 2016. Das alles brachte ihm vor dem Hintergrund des Nachwuchsfahrer-Punktesystems der FIA genügend Zähler ein, um den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz zu verdienen.

Stroll selber ist ganz pragmatisch, was seine finanzielle Hilfe angeht: «Aus meiner Sicht funktioniert das so – zunächst brauchst du jemanden, der dich unterstützt. Die Familie oder ein Sponsor. Das hilft für den Schritt vom Kart in den Rennwagen oder von Kanada nach Europa. Aber dann bist du auf dich alleine gestellt. Geld kauft keine Siege. Egal wie viel Unterstützung du hast, am Lenkrad drehst du selber, aufs Gaspedal trittst nur du. Und wenn du das zu wenig gut machst, dann reicht es nicht. Geld eröffnet Gelegenheiten, einen Sitz in der Formel 4, im Go-Kart, in der Formel 3. Aber du brauchst Ergebnisse, um die Superlizenz zu erlangen. Nur dann darfst du in die Formel 1. Und diese Punkte habe ich mir erkämpft.»

«Geld hat mir Türen geöffnet, keine Frage. Wir reden hier von einem extrem teuren Sport. Es gibt unzählige Piloten, welchen diese Chance verwehrt bleiben, Fahrer, die sehr talentiert sind, aber wegen Geldmangels irgendwann stranden. Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Ich finde das schade, aber das ist nun mal so. Ich habe für den Schritt in die Formel 1 hart gearbeitet, und ohne meine Siege und Titel wäre ich jetzt nicht bei Williams. Wenn Williams nicht an mich glauben würde, dann hätte ich den Platz nicht bekommen, so einfach ist das.»

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