Verständnisfrage
Colin Chapman (re) brachte 1962 das Monocoque in die Formel 1
Heute haben wir ein Chassis von Härte und Halbzeitwert eines Diamanten, all diese elektronischen Helfershelfer, eine ausgefeilte Balance und Aerodynamik, jawohl, noch immer, dazu die schmiegsame Symbiose von Antrieb und Übertragung. Mit der Wissenschaft vom optimalen Umgang mit den Reifen könnte man gut das Wintersemester an einer Technischen Hochschule bestreiten, drei Doppelstunden pro Woche – ganz zu schweigen vom Zusammenspiel all dieser Faktoren. Ganz neu im Spiel: KERS, eine neue Generation von Slicks, der verstellbare Frontflügel, das Test-Verbot während der Saison.
Und so bekommt man um diese Jahreszeit immer wieder und noch viel häufiger als früher die gefällige Formel: „Wir müssen erst das Auto verstehen lernen!“ zu hören, meist mit entschuldigendem oder beleidigtem Unterton. Der Wagen ist zum eigenständigen Wesen geworden mit einem Hauch von Unergründlichkeit, hat vielleicht so etwas wie Seele. Ferrari hat seinen Technikern und Piloten dieses Jahr eine Menge Zeit gegeben, ihm auf die Schliche zu kommen und mit ihrem Geschöpf zu kommunizieren, Red Bull viel weniger, Force India fast gar nicht.
Das macht nichts, wenn ein genialer Wurf gelungen ist. Vorstellbar ist allerdings auch das Modell Frankenstein: Das Verhältnis zwischen dem und seiner Kreatur war ja entschieden gestört, nachdem er sie einmal in die Welt gesetzt hatte.