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Flavio Briatore: «Formel 1 muss unberechenbar werden»

Von Mathias Brunner
Fernando Alonso und Flavio Briatore

Fernando Alonso und Flavio Briatore

Der frühere Benetton- und Renault-Teamchef Flavio Briatore über die Zukunft des Formel-1-Rennsports: «Wir sollten ins Auge fassen, das Format so zu ändern, dass die Formel 1 unberechenbar wird.»

Der Engländer Ross Brawn (63) ist von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media angestellt worden, um die Entwicklung des Sports zu leiten, was Technik, Reglement und Format angeht. Brawn will offen für alles bleiben, dazu gehört auch – nicht zum ersten Mal – der Vorschlag, dass die Rennen kürzer werden oder dass am Samstag ein Sprintrennen stattfindet. Derzeit wird zwei Stunden gefahren, die Maximaldistanz beträgt gemäss Reglement 305 Kilometer. Eine Verkürzung wurde schon vor Jahren vom damaligen Renault-Teamchef Flavio Briatore aufs Tapet gebracht: Der italienische Manager stellt die Verbesserung der Show in den Mittelpunkt. Das ist grundsätzlich lobenswert.

 Aber wenn Fussballfans fades Gekicke 90 Minuten lang geduldig aushalten, wieso soll ein Grand Prix dann nicht zwei Stunden dauern dürfen? Ross Brawn findet: «Ich mag das Erbe unseres Sports. Ich glaube 100 bis 105 Minuten sind eine gesunde Renndauer. Die meisten WM-Läufe sind ungefähr so lang. Ich höre natürlich auch, wie die Leute argumentieren, wir müssten die Rennen kürzen, weil die Aufmerksamkeitsspanne der Fans kürzer geworden sei. Aber ich möchte das anders anpacken. Ich möchte, dass die Formel 1 so attraktiv ist, dass die Leute am Bildschirm kleben bleiben. Es ist nicht die Dauer, die verringert werden muss. Es ist das Spektakel, das verbessert gehört.»

 Flavio Briatore ist nach Baku gereist, um Geschäftskontakte zu pflegen und seinen Schützling Fernando Alonso zu beobachten. Meinem Kollegen Manuel Franco von der spanischen As sagt er: «Ich sehe, wie Liberty Media Verschiedenes ausprobiert. Aber keiner scheint ein richtiges Erfolgsrezept zu haben. Ich finde, dass der Sport unberechenbar werden muss. Die Leute sollen Leidenschaft für die Formel 1 entwickeln, weil sie keine Ahnung haben, was als nächstes passieren wird. In den letzten Rennen ist das Geschehen vom Safety-Car tüchtig durcheinandergewirbelt worden. Dann sollten wir vielleicht pro Rennen zwei oder drei Safety-Car-Phasen einbauen.»

 «Ich bin noch immer der Ansicht, dass die Rennen zu lang sind. Wir könnten doch zwei Rennen machen, und zum zweiten müssen die ersten Sechs in umgekehrter Reihenfolge losfahren. In der Pause könnten wir Interviews mit den Piloten veranstalten, sie könnten sich bei ihren Fans live auf Facebook oder Instagram melden. Das würde einen Popularitätsschub geben. Die Welt ändert sich, und wenn die Formel 1 überleben will, dann muss sie sich mit Szenarien auseinandersetzen, die nicht von gestern sind.»

 Der bekennende Formel-1-Historikfan Sebastian Vettel sagt: «Ich bin Traditionalist, also halte ich von solchen Ideen wenig. Ich finde, das würde etwas vom Spektakel Grand Prix wegnehmen.»

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