Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Frauen und die F1: Es war schon immer kompliziert

Von Andreas Reiners
Es ist sehr lange her, dass zuletzt eine Frau in der Startaufstellung eines Formel-1-Rennens stand. SPEEDWEEK.com mit einem Überblick.

Sophia Flörsch kämpft für mehr Gleichberechtigung im Motorsport. Für Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen. «Ich bin der Meinung, dass eine Frau genauso schnell sein kann wie ein Mann. Wir brauchen aber die gleiche Ausbildung», sagte Flörsch.

Deswegen sei es «super wichtig, dass es Firmen gibt, die das Potenzial in einer Frau sehen und ihr die gleichen Ausbildungsmöglichkeiten geben. Es gibt mehrere Frauen, die das Potenzial dazu hätten. Aber wir brauchen da Chancengleichheit».

Jamie Chadwick ist aktuell Simulatorfahrerin bei Williams. Außerdem verteidigt die Britin 2020 ihren Titel in der W Series. In der Formelserie für Frauen gibt es ab diesem Jahr auch Punkte für die Superlizenz.

Sie wird als möglicher Neuzugang der Ferrari-Nachwuchsakademie gehandelt, Teamchef Mattia Binotto hatte zuletzt erklärt, man arbeite daran, dass weiblichen Fahrerinnen gefördert werden sollen. Sie wird als möglicher Neuzugang der Ferrari-Nachwuchsakademie gehandelt, Teamchef Mattia Binotto hatte zuletzt erklärt, man arbeite daran, dass weiblichen Fahrerinnen gefördert werden sollen.

«Es gibt Leute, die denken: ‚OK, du bist gut für ein Mädchen, aber du schaffst es vielleicht nicht unbedingt bis an die Spitze.‘ Ich nehme es als Motivation. Ich glaube wirklich, dass es möglich ist und wenn nicht ich, dann gibt es eine Frau da draußen, die definitiv fähig ist», sagte Chadwick.

Tatsächlich ist es lange her, dass zuletzt eine Frau in der Startaufstellung eines Formel-1-Rennens stand. SPEEDWEEK.com mit einem Überblick.

Maria Teresa de Filippis:

Sie war eine echte Revoluzzerin, die erste Frau, die in die Männerdomäne einbrach. 1958 stieg sie in Monaco ein, verpasste mit einem Maserati 250F aber die Qualifikation zum Rennen um fünf Sekunden.

Beim Rennen in Belgien fuhr die Italienerin vom 19. auf den zehnten Platz. Daneben fuhr sie in Portugal und Italien, schaffte es aufgrund von technischen Problemen nicht ins Ziel.

Legendär ist der ihr verwehrte Start in Frankreich. Heute unvorstellbar: Der Organisator des Frankreich-GP ließ sie nicht starten. «Er sagte, der einzige Helm, den eine Frau tragen sollte, ist der beim Friseur», erzählte sie einmal.

Bei den drei Einsätzen im Maserati blieb es, denn 1959 scheiterte sie beim Monaco-Lauf in einem geliehenen Formel-2-Porsche nicht über den 21. Platz hinaus - ihre schnellste Rundenzeit wurde in der allerletzten Runde gestrichen. Es sollte 15 Jahre dauern, bis es wieder eine Frau in die Formel 1 schaffte.

Lella Lombardi:

Die erfolgreichste Frau. Feierte ihr Debüt 1974, scheiterte aber zunächst in der Quali.

1975 und 1976 fuhr sie für March, Williams und RAM insgesamt zwölf Rennen. Und holte als bislang einzige Frau etwas Zählbares: Im Abbruchsrennen von Spanien 1975 fuhr sie als Sechste einen halben WM-Punkt ein.

Trauriger Fakt: Der Große Preis von Österreich am 15. August 1976 war ihr letztes Rennen und es ist zugleich das bis heute letzte Rennen, an dem eine Frau teilnahm. Nur noch drei weitere Frauen waren nah dran. Was aber auch bedeutet: Sie schrammten an einer Teilnahme vorbei.

Desiré Wilson:

Was gerne untergeht: Sie gewann mit einem Formel-1-Rennwagen sogar ein Rennen. Die Südafrikanerin feierte am 7. April 1980 in einem Wolf-Ford einen Start-Ziel-Sieg in Brands Hatch.

Ihr Pech: Das Rennen absolvierte sie zwar in einem Formel-1-Auto, allerdings «nur» in der britischen Formel-1-Meisterschaft. Für die WM war sie drei Monate später gemeldet, schaffte in ihrem Williams-Cosworth aber die Quali nicht.

Divina Galica:

Die Britin versuchte sich im vergleichsweise stolzen 28 Jahren im Rennsport, dreimal nahm sie Anlauf, um sich 1976 und 1978 für ein Formel-1-Rennen zu qualifizieren. Sie scheiterte jedoch.

Schnell unterwegs war sie trotzdem, denn erfolgreicher war ihre Karriere im Wintersport: Ende der 1960er und 1970er Jahre war sie die erfolgreichste Skirennläuferin Großbritanniens, nahm dreimal an Olympischen Winterspielen teil.

Giovanna Amati:

Sie war 1992 die letzte Frau in der Formel 1. Schön war es nicht für sie, wie sie vor einigen Jahren verriet. Unflätige Kommentare, Macho-Gehabe und erschwerte Bedingungen: Sie hatte keine einzige Testfahrt absolviert und der Sitz war nicht auf sie angepasst.

Die Folge: Sie verpasste die Quali. Die Medien überschlugen sich mit Häme. «Da war keine Rede davon, dass ich für das schlechteste Team fuhr mit einem völlig unterlegenen Motor und einem Auto, dass einfach nicht fuhr. Das war schon sehr frustrierend und erniedrigend», sagte sie.

Die männlichen Kollegen? Haben sie komplett ignoriert. Der einzige, der zu ihr kam, war Ayrton Senna. «Alle anderen hatten nur was zu meckern. Gegipfelt hat das alles in Jean Alesi, der gesagt hat, ‚ah, die Formel 1 ist nicht mehr die Formel 1, wenn jetzt auch schon Frauen da fahren.‘ Als ich mich dann auch nicht qualifizieren konnte, war's das. ‚Klar, eine Frau. Wir haben es ja schon immer gesagt‘ und dergleichen.»

Insgesamt dreimal scheiterte sie in der «Gurke» in der Qualifikation, dann war das Abenteuer Formel 1 beendet.

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