Gasly-Kritik nach starker Saison: Schwer zu schlucken

Von Andreas Reiners
Pierre Gasly

Pierre Gasly

Pierre Gasly absolvierte 2021 seine persönlich beste Saison in der Formel 1. Er findet aber, dass seine Leistungen von seinem Arbeitgeber zu wenig gewürdigt werden.

Manchmal kommt die große Chance ein bisschen zu früh, weshalb sie dann ungenutzt verstreicht. Pierre Gaslys große Chance ergab sich 2019 und dauerte genau zwölf Formel-1-Rennen. Zwölf Möglichkeiten bei Red Bull Racing, als Teamkollege von Max Verstappen.

Doch Gasly absolvierte vor drei Jahren einen Karriereschritt, der rückblickend drei Jahre zu früh kam, denn der Franzose ging gegen Verstappen unter und wurde im Sommer degradiert. Zurück zu Toro Rosso (heute AlphaTauri) – für Gasly war es der Karriere-Tiefpunkt, die Höchststrafe.

Doch 2022 ist der 25-Jährige ohne Frage reif für ein großes Team. Und inzwischen selbstbewusst genug, um Ansprüche offen anzumelden und seinem Arbeitgeber auf die Füße zu treten.

«Sie erleben den besten Pierre Gasly jemals in der Formel 1», sagte Gasly bei auto motor und sport. «Ich habe auch das Gefühl, dass ich mit mehr Erfahrung ein besseres Verständnis von allem bekomme, was um mich herum passiert. Ich habe die Dinge viel mehr unter Kontrolle. Ich weiß genau, was ich vom Auto will - und vom Team.»

Die Zahlen belegen das: 2020 holte er seinen ersten Formel-1-Sieg, und 2021 lieferte er beim kleineren Red-Bull-Schwesterteam regelmäßig ab, wurde mit 110 Punkten WM-Neunter und blieb so zum Beispiel vor Fahrern wie Fernando Alonso (Alpine) oder Sebastian Vettel (Aston Martin).

Seinen Teamkollegen Yuki Tsunoda schlug er – nein, demontierte er im Qualifying 21:1, war im Schnitt eine halbe Sekunde schneller als der Japaner. Von Teamchefs und den Fahrern wurde er in zwei Umfragen jeweils auf Platz sieben gewählt – der Franzose hat 2021 nachhaltig Eindruck hinterlassen.

Gasly macht gar keinen Hehl daraus, dass es ihn mächtig ärgert, dass Red Bull trotzdem weiter auf den Mexikaner Sergio Perez setzen wird, der in der vergangenen Saison lange nicht überzeugen konnte und auf 190 Zähler kam. «Ich werde nicht lügen. Es ist schwer, eine solche Saison abzuliefern», sagte Gasly: «Und wenn ich mich dann mit denen vergleiche, die die Möglichkeit auf einen Red-Bull-Sitz bekommen haben, dann enttäuscht das. Auf Basis der Zahlen und Ergebnisse habe ich eine bessere Performance abgeliefert als jeder andere in diesem Team.»

Bemerkenswert: Gasly nimmt kein Blatt vor den Mund, das macht er als einer der wenigen jüngeren Fahrer grundsätzlich nicht. Er hatte im März vergangenen Jahres in einem emotionalen Beitrag für die «Player’s Tribune» die Verantwortlichen offen für den Umgang mit ihm kritisiert. Für sein Alter, seine Position als AlphaTauri-Fahrer und in einem Geschäft, wo man aufstrebende Talente schon mal von jetzt auf gleich absägt, sind das sehr mutige und offene Aussagen.

Auch jetzt hält er sich nicht zurück. Denn am Ende des Tages erhalte er für seine Leistungen nicht die Anerkennung und Belohnung, sagte er: «Das ist schwer zu schlucken. Das enttäuscht mich natürlich. Ich weiß, was ich in diesem Sport erreichen will. Ich will an der Spitze kämpfen. Das hat sich nicht geändert.»

Deshalb bringt er sich schon jetzt in Stellung und unterstreicht, dass er trotz eines bis Ende 2023 laufenden Vertrags für alles offen ist. «Der Markt wird sich ändern. Bei vielen Fahrern laufen die Verträge 2023 aus. Da werden sich Möglichkeiten auftun. Ich mache mir nicht allzu viele Sorgen. Es kommen Chancen. Das weiß ich. Wir werden sehen, wann es der richtige Zeitpunkt ist», so Gasly.


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