McLaren 2022 mit vollem Risiko: Weniger Ersatzteile
Die meisten Mitarbeiter von Grand-Prix-Teams können über das Wort Winterpause nur müde lächeln. «Januar und Februar sind für die Produktionsabteilung die arbeitsreichsten Monate», sagt Piers Thynne, Betriebsleiter des Formel-1-Traditionsrennstalls McLaren in einer Hintergrundgeschichte. Und für 2022 ist die Arbeit noch intensiver, weil wir Rennwagen einer komplett neuen Fahrzeuggeneration erhalten.
Thynne, 2008 vom Antriebsspezialisten Xtrac zu McLaren gestossen, erzählt: «Vielleicht zeigen Zahlen am besten, womit es die Teams derzeit zu tun haben. Die Materialrechnung ist ungefähr gleich hoch wie bei anderen neuen Autos in den Jahren zuvor. Aber weil es sich eben mehrheitlich um ganz neue Bauteile handelt, müssen wir derzeit gemessen an Vorjahren ungefähr 20 Prozent mehr Arbeitsstunden leisten. Normalerweise kannst du eine gewisse Anzahl Teile vom vorhergehenden Modell übernehmen. Das ist dieses Mal nicht möglich. Und das setzt nicht nur uns hier bei McLaren unter Druck, sondern auch unsere Lieferanten.»
«Beim Bau des McLaren MCL36 versuchen wir, mit allem so spät als möglich zu sein, um der Entwicklungsabteilung mehr Spielraum zu schenken. Wir müssen dabei auch ständig den Kostendeckel im Auge behalten. Alles ist am Limit. Ich habe früher einmal gesagt: Wenn du bei der Planung und bei der Konstruktion eines neuen Rennwagens keine Probleme angetroffen hast, dann warst du nicht aggressiv genug. Und das gilt noch immer.»
«Die Budget-Obergrenze (2022 sind es 140 Millionen Dollar, M.B.) zwingt uns dazu, viel gründlicher zu verstehen, was die Teile alles kosten. Wir haben ein internes Erfassungssystem eingeführt, das die Kosten ständig auf dem neuesten Stand hält. Der Kostendeckel hat zu einem geschickteren Umgang mit den Ressourcen geführt, und auch die Produktion hat sich zahlreiche Gedanken darüber gemacht, wie wir in Sachen Teilbau effizienter werden können.»
«Grundsätzlich versuchen wir, die Produktion so mager wie möglich zu halten. Wir stellen weniger Ersatzteile her als in früheren Jahren, sind dafür aber beim Bau von Entwicklungsteilen flexibler. Weniger Ersatzteile als beim 2021er Auto bedeutet – mehr Spielraum zur Herstellung von Evo-Teilen. Es ist nicht so, dass wir auf dem Rennplatz zu wenige Teile haben werden. Aber wenn wir früher von einem bestimmten Teil fünf oder sechs gebaut haben, dann sind es heute vier. Die Techniker müssen dabei mithelfen: Es geht nicht mehr darum, was sie vielleicht an den Wagen bringen könnten, sondern was sie unbedingt an den Wagen bringen wollen.»
Piers Thynne enthüllt: «Wir planen so, dass wir zum ersten Rennen in Bahrain das erste Evo-Paket haben werden. Wir glauben, dass ein neues Fahrzeugkonzept viel Entwicklungsspielraum bietet, und den wollen wir nutzen. Es gibt keine WM-Punkte für jenes Team, das am ersten GP-Wochenende sechs Frontflügel und sechs Unterböden in der Garage stehen hat. Diese Kapazitäten stecken wir lieber in die aerodynamische Entwicklung. Wir glauben – dies wird der Schlüssel sein zu einer erfolgreichen GP-Saison 2022.»
«Dazu kommt, dass wir wegen des frischen Reglements ja nicht nur ein komplett neues Auto bauen. Wir haben auch neue Wagenheber und Schlagschrauber und neue Transportkisten für die Übersee-GP, und auch die Einrichtung einer Box wird angepasst.»
«Wenn wir den neuen Wagen am 11. Februar zeigen, dann wird das für 700 Fachkräfte ein sehr stolzer Moment sein. Wir sind seit zehn Monaten mit Volldampf an der Arbeit für den McLaren MCL36, und jeder im Team kann es nicht erwarten zu sehen, wie wir uns gegen die Konkurrenz behaupten.»
Fahrzeugpräsentationen
10. Februar: Aston Martin
11. Februar: McLaren
14. Februar: AlphaTauri
17. Februar: Ferrari
18. Februar: Mercedes
21. Februar: Alpine
27. Februar: Alfa Romeo
Wintertestfahrten
23.–25. Februar: Barcelona, Spanien
10.–12. März: Sakhir, Bahrain
Geplante Formel-1-WM 2022
20. März: Sakhir, Bahrain
27. März: Dschidda, Saudi-Arabien
10. April: Melbourne, Australien
24. April: Imola, Italien
8. Mai: Miami, USA
22. Mai: Barcelona, Spanien
29. Mai: Monte Carlo, Monaco
12. Juni: Baku, Aserbaidschan
19. Juni: Montreal, Kanada
3. Juli: Silverstone, Grossbritannien
10. Juli: Spielberg, Österreich
24. Juli: Le Castellet, Frankreich
31. Juli: Budapest, Ungarn
28. August: Spa-Francorchamps, Belgien
04. September: Zandvoort, Niederlande
11. September: Monza, Italien
25. September: Sotschi, Russland
2. Oktober: Singapur
9. Oktober: Suzuka, Japan
23. Oktober: Austin, USA
30. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
13. November: São Paulo, Brasilien
20. November: Yas Marina, Abu Dhabi