Jost Capito-Klartext: Was Williams 2022 schaffen muss
Im August 2020 passierte das Unvermeidliche, mitten in einer Saison, die punktelos endete: Frank Williams verkaufte den Rennstall an die US-amerikanische Investmentfirma Dorilton Capital. Ohne dass sich die Familie Williams zurückgezogen hätte, wäre der drittälteste Formel-1-Rennstall heute mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr da.
Seit 1. Februar 2021 arbeitet der Deutsche Jost Capito beim englischen Traditionsrennstall, zunächst als CEO, seit Anfang Juni auch als Teamchef. Der Siegerländer schaute sich bei den Briten alles in Ruhe an, führte zahllose Gespräche und stellte dann fest: «Es geht darum, die Kommunikation zu verbessern, an der Strategie zu arbeiten, Prioritäten anders zu setzen und auch mit den Fahrern auf eine andere Art und Weise zu arbeiten.»
Capito sagte knallhart: «Das Entwicklungsteam und das Einsatzteam waren im Prinzip wie zwei unterschiedliche Firmen. Und das funktioniert im Motorsport einfach nicht. Wenn das Rennteam dem Entwicklungsteam zu Hause nicht traut und umgekehrt, dann ist es sehr schwer, ein Auto abzustimmen. Also haben wir das geändert, indem wir die Struktur so umgestellt, dass sowohl das Rennteam als auch das technische Team der gleichen Leitung unterstehen.»
Jost Capito glaubt fest daran: «Williams ist absolut dazu in der Lage, ein Auto zu bauen, das konstant im Mittelfeld fahren kann.» 2021 zeigte Williams einen schönen Aufwärtstrend, beim Schritt in die neue Rennwagen-Ära 2022 will Capito seine Mannschaft weiter nach vorne bringen. Der 63-Jährige sagt: «Das sind aufregende Tage. Wir konnten Duracell als Partner gewinnen, haben am 15. Februar unsere neuen Farben gezeigt und den FW44 in Silverstone auf die Bahn gebracht.»
«Alle treten 2022 mit komplett neuartigen Rennern an, da herrscht auch bei uns eine Mischung aus Zuversicht und leiser Sorge. Niemand weiss derzeit, wo genau er steht. Die Spannung vor dem ersten Wintertest ist so gross wie nie zuvor.»
Im März 2021 verstärkte sich Williams mit dem Franzosen François-Xavier Demaison (intern FX genannt) als neuer Technischer Direktor. Aber Jost Capito gibt zu bedenken: «Als FX zu uns kam, war das Konzept des 2022er Autos bereits vorhanden, der erste Rennwagen komplett von ihm ist das also nicht, der kommt erst 2023. Aber er hatte natürlich Einfluss, nicht nur in Sachen Herangehensweise bei der Aerodynamik, sondern auch bei internen Abläufen, sowohl im Windkanal wie bei der Fertigung.»
Capito weiss: «So wie es bei allen Teams der Fall ist, haben wir uns sehr genau überlegen müssen, in welcher Art wir 2022 entwickeln. Der Kostendeckel lässt es nicht zu, dass man an jedem GP-Wochenende jede Menge neuer Teile ans Auto bringt. Wir werden nicht mehr so intensiv entwickeln können wie früher, wir müssen vielmehr schneller und effizienter werden. Ich glaube, wer sich im Mittelfeld behaupten kann, das wird 2022 vorrangig davon abhängen, wie clever entwickelt wird.»
Was würde Jost als eine gute GP-Saison 2022 bezeichnen? «Wenn wir am Ende der Saison ein konkurrenzfähigeres Auto haben als zum Beginn.»
Fahrzeugpräsentationen
17. Februar: Ferrari
18. Februar: Mercedes
21. Februar: Alpine
27. Februar: Alfa Romeo
Wintertestfahrten
23.–25. Februar: Barcelona, Spanien
10.–12. März: Sakhir, Bahrain
Geplante Formel-1-WM 2022
20. März: Sakhir, Bahrain
27. März: Dschidda, Saudi-Arabien
10. April: Melbourne, Australien
24. April: Imola, Italien
8. Mai: Miami, USA
22. Mai: Barcelona, Spanien
29. Mai: Monte Carlo, Monaco
12. Juni: Baku, Aserbaidschan
19. Juni: Montreal, Kanada
3. Juli: Silverstone, Grossbritannien
10. Juli: Spielberg, Österreich
24. Juli: Le Castellet, Frankreich
31. Juli: Budapest, Ungarn
28. August: Spa-Francorchamps, Belgien
04. September: Zandvoort, Niederlande
11. September: Monza, Italien
25. September: Sotschi, Russland
2. Oktober: Singapur
9. Oktober: Suzuka, Japan
23. Oktober: Austin, USA
30. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
13. November: São Paulo, Brasilien
20. November: Yas Marina, Abu Dhabi