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«Fauler Sack»: Das ungewöhnliche Tsunoda-Geständnis

Von Andreas Reiners
Yuki Tsunoda

Yuki Tsunoda

AlphaTauri-Pilot Yuki Tsunoda hat in der Formel-1-Saison 2021 für jede Menge Unterhaltung am Funk gesorgt. Der Japaner gibt zu, «ein fauler Sack» gewesen zu sein.

Die Wut musste raus, der Frust auch, der Ärger. Fast immer. Yuki Tsunoda drückte dann auf den Knopf und ließ Dampf ab. Ob ihn nun ein Gegner auf die Palme brachte, das eigene Auto, eigene Fehler oder aber einfach die Gesamtsituation – der Japaner schimpfte dann am Funk wie ein Rohrspatz. Was für die Fans unterhaltsam war, schadete ihm selbst, denn der Rookie vom Rennstall AlphaTauri verlor den Fokus, das Fluchen war eine eklatante Schwäche. Und es war nicht die einzige. Denn der Japaner verrät: «Ich war ein fauler Sack.»

Das ist ein ungewöhnliches Geständnis einer ebenso ungewöhnlichen Attitüde für einen Formel-1-Neuling. Doch Tsunoda nimmt nicht nur am Funk kein Blatt vor den Mund, sondern auch außerhalb des Autos. Deshalb gibt er freimütig zu, dass er nach dem Training in seine Wohnung ging, die Playstation anwarf und den Rest des Tages zockte. In der Rennwoche fing er dann hektisch mit den Vorbereitungen an. Zu spät natürlich, erst recht als Rookie.

Der Auftakt lief noch problemlos

Doch das schob der Japaner zur Seite, denn es funktionierte zunächst. Mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen aus der Formel 2 kommend, lief es beim Auftakt in Bahrain problemlos, er wurde Neunter. «Ich hatte es unter Kontrolle gehabt. Deshalb ging ich davon aus, es würde einfach werden», sagte er.

Doch je mehr Zwischenfälle es gab, desto größer wurden die Zweifel, das Selbstvertrauen wurde «angeknackst. Und ich merkte: Es war doch ziemlich schwierig, viel schwieriger, als ich geglaubt hatte.» Deshalb wurde es nicht schlimmer – ein Teufelskreis. Das Selbstvertrauen litt weiter, die Fehler blieben, und Tsunoda fehlte die Erfahrung im Umgang damit, weil es zuvor nur nach oben ging für ihn. «Das hatte ich bis dahin noch nie erlebt. Es war hart. Und dann musste ich kämpfen», sagte er.

Das Umfeld bei Red Bull Racing kann hart zu seinen Talenten sein. Das bekam Tsunoda später in der Saison zu spüren, als er im Qualifying in Mexiko Max Verstappen und Sergio Perez in die Quere kam. Danach wurde er öffentlich gegrillt.

Franz Tost, der Talenteflüsterer

Ein Vorteil: Alpha-Tauri-Teamchef Franz Tost hat ein Händchen für Talente, er weiß, wie er mit ihnen umgehen muss. Tost sagt, Rookies bräuchten drei Jahre, um die Formel 1 zu verstehen und zu bestehen. «Die Formel 1 ist viel komplexer, als die Leute denken, und das Niveau der Fahrer war noch nie so hoch wie jetzt. Das bedeutet, dass es schwierig ist, wenn man mit einem Rookie antritt. Es ist wirklich schwierig», sagte Tost The Race.

In der Krise verordnete er Tsunoda deshalb einen Stundenplan, Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko ordnete einen Umzug nach Italien an, zur Teambasis nach Faenza. Tsunoda war näher an seiner Mannschaft dran, Faulenzen war keine Option mehr.

Das half ebenso wie sein «Aha»-Moment auf der Strecke. Das war in der Türkei: Bis dahin hatte er nur versucht, keinen großen Fehler zu machen und das Auto auf der Strecke zu halten. «Deshalb war ich auch ziemlich langsam, weil ich mich darauf konzentrierte, keinen Unfall zu bauen», sagte er.

Einstellung grundlegend geändert

Tsunoda änderte seine Einstellung, gab Gas, fokussierte sich auf Pace und Resultate. «Und dann kamen sieben Rennen in Folge, in denen ich keinen Unfall hatte», sagte er. Er stand zwar klar im Schatten seines Teamkollegen Pierre Gasly, der mit 110 Punkten Gesamtneunter wurde. Tsunoda kam als Gesamt-14. auf 32 Zähler, überzeugte am Ende durch Konstanz und Lernfähigkeit, und erhielt schließlich einen Vertrag für 2022.

«Ich hatte nie zuvor eine Saison gehabt mit solchen Höhen und Tiefen. Sehr viel mehr ging nicht. Und jetzt, wo ich das Gute und das Schlechte erlebt habe, kann ich nach vorne schauen», sagte Tsunoda. Für ihn geht es nun darum, die Lücke zu Gasly zu schließen. «Ich kenne jetzt die Details, bei denen ich mich verbessern muss, damit ich konstant vor meinem Teamkollegen bin. Die Zutaten sind vorhanden.» Die Playstation gehört nicht mehr dazu.

Fahrzeugpräsentationen

27. Februar: Alfa Romeo

Wintertestfahrten

23.–25. Februar: Barcelona, Spanien
10.–12. März: Sakhir, Bahrain

Geplante Formel-1-WM 2022

20. März: Sakhir, Bahrain
27. März: Dschidda, Saudi-Arabien
10. April: Melbourne, Australien
24. April: Imola, Italien
8. Mai: Miami, USA
22. Mai: Barcelona, Spanien
29. Mai: Monte Carlo, Monaco
12. Juni: Baku, Aserbaidschan
19. Juni: Montreal, Kanada
3. Juli: Silverstone, Grossbritannien
10. Juli: Spielberg, Österreich
24. Juli: Le Castellet, Frankreich 
31. Juli: Budapest, Ungarn
28. August: Spa-Francorchamps, Belgien
04. September: Zandvoort, Niederlande
11. September: Monza, Italien
25. September: Sotschi, Russland
2. Oktober: Singapur
9. Oktober: Suzuka, Japan
23. Oktober: Austin, USA
30. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
13. November: São Paulo, Brasilien
20. November: Yas Marina, Abu Dhabi

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