Mercedes-Bluff? Wie Lewis Hamilton (4.) darüber lacht
Lewis Hamilton vor Max Verstappen
Ja, der neue Silberpfeil setzt auf den Geraden noch immer zu stark auf. Ja, Ferrari hat mehr Runden gedreht und macht einen stärkeren Eindruck. Aber die letzten Jahre haben gezeigt: Was die Silbernen wirklich können, das zeigen sich nicht beim Test, sondern erst am ersten Rennwochenende.
Aussagekräftiger als die viertschnellste Rundenzeit von Lewis Hamilton ist da schon, was dem langjährigen Formel-1-Fahrer Martin Brundle entlang der Bahrain-Strecke auffällt: «Der Mercedes hat aus den Kurven heraus eine bessere Traktion als der Ferrari und als der Rennwagen von Red Bull Racing.»
Das lästige Aufsetzen auf der Geraden unter aerodynamischer Volllast (porpoising) werden die Dauer-Sieger der Konstrukteurs-Meisterschaft in den Griff bekommen. Viele im Fahrerlager sind überzeugt: Die seit 2014 ungeschlagenen Marken-Champions stapeln tief.
Der Eindruck aus Spanien bleibt jedoch: Die Fahrer haben mit den neuen Rennwagen alle Hände voll zu tun, nicht nur wegen des Kopfschmerz-erzeugenden Aufsetzens. Lewis Hamilton bestätigt: «Es ist ziemlich hart da draussen. Der Wind machte heute das Fahren tückisch, und was das Aufsetzen angeht, so ist es mindestens so schlimm wie in Barcelona.»
«Wir arbeiten uns durch verschiedene Abstimmungsvarianten, um der Frage auf den Grund zu gehen: Wie können wir das Porpoising verringern ohne zu viel Abtrieb herschenken zu müssen? Ich glaube, alle Teams sitzen da im selben Boot, aber sie kommen mit diesem Phänomen unterschiedlich gut zurecht.»
«Ich fand die Verhältnisse schwierig. Die Bahn ist wellig und rutschig, weil der Wind so viel Sand auf die Bahn geweht hat. Zudem entsprechen die Verhältnisse am Tag nicht jenen, die wir am GP-Wochenende haben werden, wenn wir am Abend fahren. Am Nachmittag wurde der Wind böig.»
«Ich glaube, die Fans können von freiem Auge erkennen, wie nervös die Autos sind. Die Wagen neigen ständig zum Ausbrechen. Weil sie aufgrund der Charakteristik eines Flügelautos viel härter abgestimmt sind, spürst du jede Bodenunebenheit. Ich bin mit dem Handling derzeit nicht besonders zufrieden, aber wir arbeiten daran.»
«Wir haben gemessen am Barcelona-Test einen erheblich umgebauten Wagen auf die Bahn gebracht, aber für mich als Fahrer ist das Verhalten der Reifen die grössere Umstellung, weil es hier wärmer ist. Alle befinden sich mit diesen neuen Rennwagen in einer steilen Lernkurve, und ich bin sicher, wir kommen dem Verhalten des Fahrzeugs besser auf die Schliche, aber ich würde nicht behaupten, dass bislang alles glatt läuft.»
«Wo wir wirklich stehen, würden wir jetzt ein Rennen fahren? Ich weiss es nicht. Wenn ich mir das Geschehen auf der Rennstrecke heute ansehe, würde Ferrari wohl einen Doppelsieg erringen. Mit Red Bull Racing irgendwo in der Nähe.»
Ferrari-Pilot Carlos Sainz ist überzeugt: Mercedes blufft. Lewis beginnt zu lachen: «Also wir hätten wirklich was auf dem Kasten, wenn wir all dieses Übersteuern und dieses lästige Fahrverhalten nur deshalb zeigen würden, um unser Potenzial zu verschleiern. Das stimmt einfach nicht. Fakt ist: Wir haben viel Arbeit, um diesen Wagen besser zu verstehen, und hoffentlich stehen wir nächste Woche besser da.»
Bahrain, Tag 2
1. Carlos Sainz (E), Ferrari F1-75, 1:33,532 min (59 Runden) C4
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB18-Red Bull, 1:34,011 (86) C4
3. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR22-Mercedes, 1:34,064 (70) C4
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W13, 1:34,141 (47) C5
5. Esteban Ocon (F), Alpine A522-Renault, 1:34,276 (111) C4
6. Charles Leclerc (MC), Ferrari F1-75, 1:34,366 (54) C3
7. Lando Norris (GB), McLaren MCL36-Mercedes, 1:34,609 (60) C3
8. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR22-Mercedes, 1:36,020 (46) C3
9. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-22-Ferrari, 1:36,505 (39) C3
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT03-Red Bull, 1:36,802 (120) C3
11. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:36,987 (25) C2
12. Mick Schumacher (D), Haas VF-22-Ferrari, 1:37,846 (23) C2
13. George Russell (GB), Mercedes W13, 1:38,585 (67) C2
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW44-Mercedes, 1:39,845 (12) C2
15. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:39,984 (48) C2
Reifenmischungen: C1 sehr hart, C2 hart, C3 mittelhart, C4 weich, C5 sehr weich
Bahrain-Test, Tag 1
1. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT03-Red Bull, 1:33,902 min (103 Runden) C5
2. Carlos Sainz (E), Ferrari F1-75, 1:34,359 (52) C3
3. Charles Leclerc (MC), Ferrari F1-75, 1:34,531 min (64) C3
4. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR22-Mercedes, 1:34,736 (50) C5
5. Alex Albon (T), Williams FW44-Mercedes, 1:35,070 (104) C4
6. Lando Norris (GB), McLaren MCL36-Mercedes, 1:35,356 (50) C2
7. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:35,495 (66) C3
8. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR22-Mercedes, 1:35,706 (39) C3
9. George Russell (GB), Mercedes W13, 1:35,941 (60) C3
10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB18-Red Bull, 1:35,977 (138) C3
11. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W13, 1:36,365 (62) C3
12. Fernando Alonso (E), Alpine A522-Renault, 1:36,745 (24) C3
13. Esteban Ocon (F), Alpine A522-Renault, 1:36,768 (42) C2
14. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C42-Ferrari, 1:37,164 (54) C3
15. Pietro Fittipaldi (BR), Haas VF-22-Ferrari, 1:37,422 (47) C2