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Vettel-Ersatz Nico Hülkenberg: Gedanken zum WM-Start

Von Mathias Brunner
Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg

Sebastian Vettel muss bei Aston Martin passen – Corona! Für ihn wird der 34-jährige Emmericher Nico Hülkenberg in Bahrain einsteigen. Der 179-fache GP-Teilnehmer über Gefühle vor dem Saisonstart.

Paukenschlag bei Aston Martin an diesem 17. März: Sebastian Vettel kann am WM-Auftakt auf dem Bahrain International Circuit nicht teilnehmen, der vierfache Weltmeister ist positiv auf Corona getestet worden.

Aston Martin hat seinen Edel-Reservisten Nico Hülkenberg aufgeboten, um neben Lance Stroll zu fahren. Der 34-jährige Deutsche sass letztmals Ende 2020 im Rennwagen aus Silverstone, da hiess der noch Racing Point, als Ersatz für den damals ebenfalls an Corona erkrankten Lance Stroll.

Vor der Hiobsbotschaft wegen Vettel und dem Aufgebot von Aston Martin hat sich Nico Hülkenberg in seiner Kolumne für LinkedIn Gedanken über den Saisonstart gemacht. Der WM-Siebte von 2018 schreibt dabei: «Durch die rennfreien Wochenenden im Winter dauern insbesondere die kalten Monate des Jahres gefühlt noch mal länger.»

«Für Fahrer ist die Pause sicherlich nicht die spannendste Phase – dafür ist sie enorm wichtig. Es gilt, die Akkus aufzuladen, das viele Adrenalin entweichen zu lassen und sich physisch und psychisch auf den nächsten Saisonstart vorzubereiten.»

«Im Winter wird der körperliche Grundstein gelegt, den man über die Saison dann aufrecht erhalten möchte. Echte Hausaufgaben sozusagen, die ausnahmslos erledigt werden, denn 23 Rennen in knapp acht Monaten haben es in sich – ein immenses Programm, welches viel Ausdauer erfordert.»

«Ein paar Tage vor dem Saisonstart ist jetzt im Grunde der Drops gelutscht und das Paket steht. In den letzten Jahren wurde ich häufiger mal gefragt, wie ich als Formel-1-Fahrer die letzten Tage vor dem Saisonstart verbringe und was mir dabei so durch den Kopf geht.»

«Für mich persönlich waren die Tage vor dem Saisonstart immer etwas Besonderes und sicherlich ein Teil des Jahres, den ich genossen habe. Sämtliche Medien- und Sponsorentermine im Winter sind erledigt, der eigene Körper von der Vorsaison regeneriert und in mehreren Trainingscamps auf das Jahr vorbereitet. Man spürt, wie so langsam das Adrenalin zurück in die Adern kommt und es anfängt zu kribbeln.»

«Generell ist Neues immer spannend und aufgrund der neuen Auto-Generation ab dieser Saison sogar noch einen Ticken mehr. Keiner weiß so recht, wo er steht, und vor allem nicht, wie gut oder schlecht die anderen Teams mit den neuen Regularien zurechtkommen. Genau deshalb mag ich diese Phase auch so sehr. Es ist der Mix aus Vorfreude und dem Wissen, so ein schönes weißes Blatt Papier vor sich liegen zu haben.»

«Als Fahrer hat man nach den offiziellen Tests zwar schon ein gutes Gefühl, wie sehr einem das Auto in diesem Jahr liegen könnte aber es starten halt alle bei nahezu null. Nahezu, weil man in den Tagen zwischen dem letzten Test und dem ersten Rennen gemeinsam mit den Ingenieuren noch mal intensiv sämtliche bisher gesammelten Daten analysiert.»

«Das ist mit den neuen Autos und den neuen Niederquerschnittreifen besonders herausfordernd, weil man über keine richtigen Vergleichswerte verfügt, auf die man sich momentan beziehen könnte.»

«Was viele nicht wissen oder unterschätzen: Besonders diese Tage sind enorm wichtig für das Unterbewusstsein der Fahrer. Es analysiert, reflektiert und bereitet sich instinktiv auf das anstehende Wochenende vor. Für mich war dies immer ein wichtiger Prozess, um direkt über eine gute Harmonie zu dem Auto verfügen. Je ausgeprägter die Harmonie und das Verständnis, desto schneller konnten die Ingenieure mein Feedback auf das Setup des Autos übertragen.»

«Eine Sache die mir immer sehr am Herzen lag, war die gute Bindung zu meinen Mechanikern und Ingenieuren. Ohne ihren Spirit und ihr Herzblut geht es nicht und es vereinfacht Vieles, wenn man geschlossen als Team die Herausforderungen angeht. Ich habe großen Respekt vor ihrer Leidenschaft und wie viel Zeit und Kraft die Jungs aufbringen. Deshalb war es mir persönlich immer wichtig, vor dem Saisonstart Zeit mit ihnen zu verbringen, um sich u.a. bei dem ein oder anderen Kaltgetränk auf die anstrengende Saison einzuschwören.»

«Unterm Strich war ich in den Tagen vor dem ersten Rennen also eher entspannt, habe mich nicht verrückt machen lassen und mich darauf konzentriert, was ich wirklich beeinflussen kann. Alles andere zeigt sich dann am Freitag in den Trainings und vor allem am Samstag, wenn im Qualifying das erste Mal die Turbinen voll angezündet werden. Sämtliche Tipps und Prognosen lasse ich aktuell bewusst mal sein – das erste Rennen in dieser Saison ist eine echte Wundertüte.»

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