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Toto Wolff, Mercedes: Red Bull Racing in eigener Liga

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

Mercedes ist seit Beginn der Turbohybrid-Ära 2014 in der Formel 1 ungeschlagen. Aber nach einem Trainingstag mit der neuen Rennwagen-Generation gibt Teamchef Toto Wolff zu – Mercedes ist nicht siegfähig.

Wie gross sind die Probleme von Mercedes wirklich? Viele Fans und Fachleute glauben bis heute – die achtfachen Sieger der Konstrukteurs-Meisterschaft bluffen, im Abschlusstraining werden Lewis Hamilton und George Russell nach einer wundersamen Schärfung des Silberpfeile vorne mitmischen.

Entlang des Bahrain International Circuit ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Die Autos hüpfen wie beim Wintertest stark, im Gegensatz zu Ferrari und Red Bull Racing hat Mercedes-Benz hier noch keinen brauchbaren Kompromiss gefunden. Seltsamerweise war dieses «porposing» oder «bouncing» am Wagen von Lewis Hamilton stärker ausgeprägt als am Fahrzeug von George Russell.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagt zum Stand der Dinge vor dem dritten Training: «Wir haben uns gewisse Ziele gesetzt, und die haben wir bislang nicht erreicht. Wir müssen unser Auto besser verstehen. Im Qualifying und dann im Rennen wird klarer, wo genau wir stehen. Und wenn es sich zeigt, dass es gegen die Konkurrenz nicht reicht, dann werden wir zeigen, dass wir es schaffen, uns aus einer solchen Situation freizuschaufeln.»

Ist Mercedes derzeit siegfähig? Toto Wolff: «Wenn wir die Antwort darauf basieren, was wir in den ersten zwei Trainings erlebt haben, dann muss ich sage – nein. Red Bull Racing fährt in einer eigenen Liga. Dann folgt eine ganze Reihe von Rennställen, und aufgrund unterschiedlicher Spritlast und Motoreinstellung ist es nicht klar, wie da die Hackordnung genau aussieht.»

«Am liebsten wäre es uns natürlich, wir hätten ein dominantes Auto und würden nach dem Start am Horizont verschwinden. Aber das ist nicht so. Wir haben in Barcelona gut angefangen, bewegten uns dann aber rückwärts. Nun stecken wir mitten im Prozess, den Wagen besser zu verstehen. Aber wir können schnell reagieren, und wenn grundlegende Änderungen vonnöten sind, dann werden wir das auch tun.»

«Das soll jetzt nicht hochnäsig klingen, aber wir haben acht Mal in Folge die Konstrukteurs-Meisterschaft gewonnen, und dabei ist nicht immer alles glatt gelaufen. Wir haben damals gegen Ferrari Boden gutgemacht, als die einen ganz starken Motor einsetzten, und 2021 waren wir zu Beginn der Saison gegen Red Bull Racing im Hintertreffen und konnten am Ende unseren Titel doch erfolgreich verteidigen. Wir wissen also aus früheren Zeiten: Selbst wenn wir gegenwärtig nicht das schnellste Auto haben, können wir das ändern. In solch einer Situation muss man positiv denken – was immer wir lernen, hilft uns in Zukunft. Denn dieses Reglement werden wir für eine ganze Weile haben.»

Wie lange wird Mercedes brauchen, um aus dem neuen Silberpfeil ein Siegerauto zu machen? Toto Wolff: «Ich muss meine Antwort auf Mutmassung stützen, aufgrund dessen, was wir im Wintertest und am ersten Bahrain-Trainingstag gesehen haben. Heute halte ich uns nicht für siegfähig. Doch ich bin davon überzeugt, dass es einfache Lösungen gibt, um mehr Speed aus dem Wagen zu holen.»

«Wir wollen in diesem Jahr 23 Rennen fahren, und wenn wir dabei ein paar Läufe verlieren, dann ist das zu verkraften. Denn es wird auch Rennen geben, bei welchen die Gegner ausfallen oder einem Unfall zum Opfer fallen. Im Mittelpunkt stehen bei uns jetzt das Verständnis des Wagens und ein straffes Entwicklungsprogramm.»

«Die Teams haben unterschiedlich auf das Phänomen des ‘bouncings’ reagiert, und wir sind dabei bislang nicht sehr erfolgreich gewesen. Aber das ist nur einer von fünf oder sechs Bereichen, wo wir grosse Leistungsfortschritte wittern.»

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat die Rückspiegel-Lösung von Mercedes kritisiert. Der Italiener sagte: «Wir hatten festgehalten, dass die Spiegel nicht der Aerodynamik dienen sollten. Ihr Sinn und Zweck soll darin bestehen, dass der Fahrer nach hinten blicken kann. Aber beim Mercedes ist die Absicht punkto Aerodynamik unübersehbar. Ich finde, das müssen wir eindämmen. Denn sonst riskieren wird, dass alle Rennställe dazu gezwungen werden, Rückspiegel wie Raumschiffe zu bauen. Das sollte nicht das Ziel sein. Darüber müssen wir reden.»

Toto Wolff sagt dazu: «Grundsätzlich ist es für mich total in Ordnung, wenn ein Team Lösungen an anderen Rennwagen in Frage stellt. Das gehört in der Formel 1 zum Tagesgeschäft. Wir haben versucht, so sorgfältig als möglich zu arbeiten, darum wurden die Regelhüter der FIA noch intensiver in die Entwicklung des neuen Autos eingebunden.»

Übersetzung: Diese Lösung ist reglementskonform und bleibt.

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