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Colton Herta im McLaren: Mario Andretti freut sich

Von Mathias Brunner
Der 22-jährige US-Amerikaner Colton Herta testet derzeit im Autódromo do Algarve bei Portimão einen McLaren. Damit geht auch ein Wunsch der Rennlegende Mario Andretti in Erfüllung.

Bereitet sich hier der nächste US-amerikanische Grand-Prix-Fahrer auf sein Formel-1-Debüt vor? Der siebenfache IndyCar-Laufsieger Colton Herta bewegt drei Tage lang einen McLaren im Autódromo do Algarve bei Portimão. Der 22-jährige Kalifornier sitzt in einem 2021er McLaren MCL35-Mercedes.

Die US-amerikanische Rennlegende Mario Andretti wusste schon vor zwei Jahren, dass Herta das Zeug dazu hat, in der Königsklasse anzutreten. «Als Colton Herta jung war, schickte ihn sein Vater Bryan nach Europa, er fuhr in der britischen Formel 3, er kennt die meisten europäischen Strecken.»

Herta blamierte sich durchaus nicht: Er wurde in der britischen Formel 4 Gesamtdritter 2015 (Sieger damals: der heutige McLaren-Fahrer Lando Norris). 2016 trat er in der britischen Formel 3 nur zu zwei Rennwochenenden an, stand dabei aber in sechs Rennen drei Mal auf dem Siegerpodest, mit einem Sieg in Brands Hatch und zwei dritten Rängen. Mario Andretti: «Colton ist einer jener jungen Fahrer, die ich gerne in Europa sehen würde.»

Das passiert jetzt mit dem Test in Portugal. Herta fuhr am ersten Tag zweieinhalb GP-Distanzen (rund 750 Kilometer) und schwärmt in einer Online-Medienrunde: «Das hat so viel Spass gemacht. Das ist komplett anders als alles, was ich bislang gefahren bin. Was für ein Auto!»

«Es ist nicht leicht, sich in einen Renner zu setzen und nicht schnell fahren zu wollen, aber ich wollte mich in Ruhe ans Auto gewöhnen. Die Ingenieure haben mir geholfen, dass ich mich rasch den Besonderheiten eines GP-Rennwagens anpasse. Schon am Nachmittag arbeiteten wir an der Abstimmung, um das Fahrzeug mehr auf meinen Stil zu trimmen.»

Was den IndyCar-Gesamtdritten von 2020 besonders beeindruckt hat: «Das gewaltige Drehmoment des Motors, auch aus tiefer Drehzahl kommt da enormer Schub, und er scheint nicht aufzuhören. Beschleunigung, Top-Speed, Bremskraft, das ist alles höher als im IndyCar. Aber umgehauen hat mich die Kraftübertragung.»

McLaren schliesst nicht aus, dass wir Herta in der zweiten Saisonhälfte 2022 in einem Freitagtraining sehen: Gemäss Reglement müssen alle zehn GP-Rennställe zwei Mal pro Saison am Freitag einem Nachwuchsfahrer eine Chance geben.

McLaren-Teamchef Andreas Seidl: «Wir sind sehr angetan davon, wie schnell sich Herta ans Auto gewöhnt hat. Er ist überaus professionell an seine Aufgabe herangegangen. Diese Strecke ist anstrengend, aber Herta war hervorragend vorbereitet. Wir sind sehr happy damit, wie das alles verlaufen ist.»

Die Formel 1 sucht den nächsten Amerikaner

Die Motorsport-Fans in den USA entdecken die Formel 1 neu. Einen harten Kern an Grand-Prix-Anhängern hat es in den Vereinigten Staaten von Amerika immer gegeben, aber nun zeigen die Einschaltquoten steil bergauf.

Der Popularitäts-Turbo heisst Netflix mit der Formel-1-Doku «Drive to Survive». Die neue Rennwagengeneration bietet attraktiveren Sport. Und ein drittes Rennen in den USA intensiviert das Interesse in Amerika – nach dem USA-GP in Austin (Texas) seit 2012 kommt in diesem Jahr ein Miami-GP hinzu und 2023 ein Nachtrennen in Las Vegas.

Formel-1-CEO Stefano Domenicali will den Schwung aufrecht erhalten. Im Rahmen der Pressekonferenz zur Präsentation des Las Vegas-GP sagt der Italiener: «Es ist ganz wichtig, dass wir wieder einen US-amerikanischen Piloten am Start haben. Die Fahrer sind die Hauptdarsteller. Aber es muss auch echt sein.»

Will heissen: Der nächste US-amerikanische Pilot darf kein Feldfüller als Alibi-Übung sein, sondern muss gute Ergebnisse einfahren können. Das war zuletzt leider nicht so.

Hand aufs Herz: Wissen Sie, wann letztmals ein US-Amerikaner am Start eines Grand Prix stand? Und wir klammern hier jetzt mal den in Miami geborenen Pietro Fittipaldi aus, der Ende 2020 für Romain Grosjean einsprang.

Es war der heutige IndyCar-Pilot Alexander Rossi, beim Grossen Preis von Brasilien 2015, mit einem Manor-Rennwagen. Mit diesem Team war natürlich kein Blumentopf zu gewinnen, und so musste sich Rossi bei fünf Starts mit Rang 12 in Austin zufriedengeben.

Verblüffend: Vor Rossi bestritt acht Jahre lang kein US-Amerikaner einen Heim-GP. Im Jahre 2007 wurde Toro-Rosso-Fahrer Scott Speed in Indianapolis Dreizehnter.

Unfassbar: Der letzte GP-Sieg eines Amerikaners liegt mehr als 43 Jahre zurück! Mario Andretti siegte 1978 mit seinem Lotus in Zandvoort (Niederlanden).

Schlusswort daher von Mario Andretti: «Wir haben mit Haas einen GP-Rennstall aus Amerika. Das ist prima. Aber jetzt brauchen wir einen US-Piloten. Wir hatten in den USA immer eine enorme Fanbasis, aber wir kratzten an der Oberfläche. Was wir brauchen, um dieses Feuer richtig lodern zu lassen, ist eine Identifikationsfigur – einen Amerikaner im amerikanischen Rennwagen auf einer amerikanischen Rennstrecke, das wäre was!»

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