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Enrico Mariosi ist 85: Der Oberkellner am Ring

Von Rainer Braun
Man kann ihn getrost als ein Stück Nürburgring-Inventar bezeichnen. Fast ein halbes Jahrhundert lang war Enrico Mariosi im Sporthotel, danach im Dorint mit den Stars auf Du.

Gut 50 Jahre lang waren viele große und kleine Rennfahrer, Teamchefs und Zuschauer in besten Händen – bei Enrico Mariosi im Sporthotel, dann im Dorint am Nürburgring. Am 4. August feierte der Eifel-Italiener Enrico bei bester Gesundheit seinen 85. Geburtstag.

Der bekennende Ferrari-Fan aus Modena kam mit knapp 20 Jahren nach Deutschland, um als gelernter Jung-Kellner Erfahrungen zu sammeln. 1960 landete er in der Eifel, wo ihn das altehrwürdige «Sporthotel Tribüne» sogleich als Oberkellner engagierte.

Eben jenes Hotel an der Rennstrecke, das der legendäre ADAC-Rennleiter Kurt Bosch in seiner Amtszeit gerne als «Frikadellen-Bruchbude» titulierte.

Hier brachte der liebenswürdige Italiener den Stars der PS-Zunft fortan Suppe, Salat und Steak.

«Zu dieser Zeit war alles sehr locker», erinnert sich Enrico gerne an die frühen Jahre. «Die Formel-1-Fahrer hatten noch Zeit für ein persönliches Gespräch und zechten auch mal bis weit in die Nacht hinein.»

Im Saal Christophorus ging es besonders bei den Siegerehrungen der 1000 km oder des Formel-1-GP oft so hoch her, «dass um Mitternacht kaum noch jemand nüchtern war und ich zusehen musste, wie ich deren Zeche noch bei Bewusstsein abkassieren konnte».

«Heute ist alles so steril, hektisch und unpersönlich», findet Enrico, der sich noch immer alle möglichen Rennsport-Übertragungen im Fernsehen anschaut. Und dabei feststellt, «dass da irgendwie die Menschlichkeit fehlt und mir vieles ziemlich bekloppt vorkommt».

Kein Wunder, dass sich der nette Herr im ehemals schwarzen Frack lieber an seine unkomplizierte Altstar-Kundschaft von Jacky Ickx, Jackie Stewart, Clay Regazzoni über Hans Herrmann oder Phil Hill bis hin zu Mike Hailwood, Hans Stuck oder Jochen Mass erinnert. Wenn die zum Ring kamen, haben sie nie vergessen, im Hotel nach Enrico zu fragen. Deshalb war das Management des neuen «Dorint» sicher auch gut beraten, die treue Kellner-Seele zum Start des Restaurantbetriebs ab 1989 zu übernehmen.

Unter dem spaßigen Motto «Der erste Mafioso in der Eifel» bereitete ihm Dorint-Direktor Josef Moré am 2. September 2001 eine große Abschiedsparty in den Ruhestand. Viele seiner Freunde und Gäste aus fünf Jahrzehnten waren da, Enrico war sichtlich gerührt angesichts der zahlreichen erschienenen Prominenz.

Zu den Laudatoren gehörte neben anderen auch das unvergessene Eifel- und Ring-Original Luki Scheuer. Und ich hatte das Vergnügen, Enrico daran zu erinnern, dass er in den frühen 1970er-Jahren unsere noch kleine Tochter Maren in der Sporthotel-Küche verwahrte und verköstigte, während die Eltern gegenüber ihrer Arbeit in der Sprecherkanine nachgingen. Was war das für eine heile Rennsport-Welt.

Das Örtchen Müllenbach am Fuße der ehemaligen Südschleife ist seit 1967 bis heute die Heimat von Enrico. Dort lernte er auch seine Frau Renate (84) kennen, mit der er jetzt seit 58 Jahren verheiratet ist.

Die drei Töchter (57, 51, 49) sind längst aus dem Haus und haben eigene Familien. Leidenschaftlich gerne sammelt Enrico in den Eifelwäldern Pilze. Und jedes Jahr braut er sich aus noch grünen Walnüssen nach speziellem italienischem Rezept rund drei Liter Novocin“-Schnaps. «Jeden Tag ein Gläschen hält Körper und Geist bei Laune.»

Vor allem kann er jetzt endlich mal seiner Lieblingsmarke Ferrari in Ruhe beim Siegen zuzuschauen. Schlusswort eines glücklichen Menschen: «Ich danke allen, die ich am Ring bedienen und kennen lernen durfte. Es war eine wundervolle Zeit.»

Wer kann das nach so vielen Kellner-Jahren schon sagen.

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