Alonso, Hamilton, Vettel: So ticken die Weltmeister

Von Mathias Brunner
Fernando Alonso

Fernando Alonso

Immer wieder fragen Motorsport-Fans: Was geht in einem Formel-1-Fahrer vor, wenn er das Helmvisier herunterklappt und auf die Rennbahn fährt? Dazu gibt es einige faszinierende Antworten.

Rennpiloten nennen den Idealzustand ihrer Fahrkunst «the zone»: Sie befinden sich in einem Zustand vollendeter Konzentration, im Idealfall haben Instinkt und Talent das Kommando übernommen, der Kopf wird frei und kann sich um Anderes kümmern.

Dazu erklärte mir Formel-1-Techniker Pat Symonds einmal: «Fernando Alonso ist überragend darin, ein Rennen zu lesen. Er kann sich vom reinen Fahren mental abkoppeln und hatten Reserven, um über den Rennverlauf nachzudenken. Ich kann mich an ein Rennen in Kanada erinnern, als Fernando fast eine ganze Runde lang über Funk am Reden war – und das war seine schnellste Rennrunde! Dieses Plus an geistiger Kapazität hebt ihn von den Gegnern ab.»

Noch extremer war, was Ayrton Senna 1988 nach dem Qualifying zum Monaco-GP erzählte. Der Brasilianer beschrieb einen Zustand, in welchem er sich quasi selber beim Fahren zusah, alles funktionierte automatisch, der Verstand war vom Körper wie abgekoppelt. «Ich hatte bereits die Pole, um eine halbe Sekunde, aber ich fuhr immer schneller, eine Sekunde vor meinen Gegnern, dann fast eineinhalb Sekunden. Ich fuhr nur noch nach Instinkt, ich war in einer anderen Dimension, wie in einem Tunnel, jenseits von bewusstem Verständnis. Ich bin ausgestiegen und habe meinen Jungs gesagt: ‘Das ist das Maximum, es gibt keinen Raum, um noch schneller fahren zu können.’ Dieses Gefühl habe ich nie wieder erreicht.»

Was sagen die heutigen Piloten zum Gefühl, wenn sie ins Rennen gehen, auf der Suche nach «the zone»?

Mercedes-Pilot George Russell: «Wenn du den Helm aufstülpst, wirst du zu einer anderen Person. Du bekommst diesen Tunnelblick. Ich werde ganz ruhig und sehr berechnend. Du hast nur noch zwei Ziele: So schnell als möglich fahren und den Mann vor dir überholen.»

Aston Martin-Fahrer Lance Stroll: «Es ist fast so, als würde es ausserhalb des Rennwagens keine Welt mehr geben. Bevor zu losfährst, spürst du, wie dir dein Herz bis in den Hals schlägt, du hast Schmetterlinge im Bauch, aber das fällt alles von dir ab, wenn es losgeht.»

Ferrari-Pilot Carlos Sainz: «Der Wettkampfgeist übernimmt, auf einmal ist dir alles Andere nicht mehr so wichtig.»

Weltmeister Lewis Hamilton: «Im Rennwagen kommt der Krieger in mir zum Vorschein. Du brauchst Ellbogen. Du musst hart sein. Das war der Grund, wieso ich als Junge ins Karate ging, weil ich mich nicht herumschubsen und einschüchtern lassen wollte. Ich wollte mich wehren. Und genau so ist es im Rennwagen. Wenn du Erfolg haben willst, dann musst du ihn dir erkämpfen, niemand überreicht ihn dir auf dem Silbertablett. Und wenn du eine Position gewonnen hast, dann gebe ich sie nicht wieder her.»

Haas-Fahrer Mick Schumacher: «Ich trage gerne einen Helm. Ich kann alle ansehen, aber die Anderen können mich nicht sehen. Beim Fahren vergesse ich alles um mich herum. Ich lebe nur noch im Moment.»

Weltmeister Sebastian Vettel: «Du schaltest in einen anderen Modus, du willst an nichts Anderes mehr denken. Jeder von uns ist überaus ehrgeizig. Sonst hätten wir es gar nicht so weit gebracht.»

GP-Sieger Daniel Ricciardo: «Ich mag diesen Zustand, in welchen ich mich begebe, wenn ich auf die Bahn fahre. Ich bin im normalen Leben gerne ein netter Kerl, aber der Wettkämpfer in mir verlangt, dass ich da draussen der aggressivste und rücksichtsloseste Fahrer werde. Und wenn ich das sein muss, um Erfolg zu haben, dann sei es so.»

GP-Sieger Valtteri Bottas: «Wenn der Motor angelassen wird, spielt nichts Anderes als das Fahren noch eine Rolle. Wenn ich antrete, dann will ich Erfolg haben, die Anderen sind mir dabei nicht so wichtig.»

Weltmeister Fernando Alonso: «Eine Rennstrecke ist kein Ort für Nettigkeiten. Das führt nur zu Missverständnissen. Also ist es besser, immer aggressiv zu sein.»

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