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Thomas Ammerschläger: Edel-Techniker ist 85 Jahre alt

Kolumne von Rainer Braun
Wie Thomas Ammerschläger auf seine Techniker- und Ingenieurs-Jobs bei Ford, Audi und BMW zurückblickt: «Ich habe nichts anderes gemacht als meinem Hobby in Form eines gut bezahlten Berufs zu frönen.»

Thomas Ammerschläger, technischer Geburtshelfer des legendären Ford Capri Turbo und des ebenso geschichtsträchtigen BMW M3, ist bei guter Gesundheit 85 Jahre alt geworden, exakt an diesem 24. November 2022.

Ammerschläger kann gleich auf zwei erfolgreiche Karrieren zurückblicken. Erst machte er sich als flotter Renn- und Rallyefahrer mit allem, was NSU hiess, einen guten Namen.

Und dann, fast nahtlos ineinander übergehend, startete er in seine Techniker- und Entwickler-Laufbahn. Vier markante Stationen ragen aus dem Berufsleben des Diplom-Ingenieurs heraus. Bei NSU (1965–1971) baute er mit kleiner Mannschaft den RO 80 und den K 70, bei Ford in Köln (1972–1981) leitete er die «Fahrzeug-Entwicklung Motorsport» und galt als Vater vor allem des großen Turbo Capri in der Super-Variante mit Ground- Effekt.

Bei Audi (1981–1985) trieb er als Chef des Serien-Fahrversuchs die quattro-Entwicklung voran, und bei BMW (1985–1997) schob er in seiner Funktion als Technischer Geschäftsführer der ehemaligen Motorsport GmbH zusammen mit Paul Rosche den legendären M 3 als Straßen- und Rennauto an.

«Der Ford Capri und der BMW M 3», so Ammerschläger stolz, «waren zwei wunderbare Renntourenwagen, die mich als Techniker stark geprägt und total fasziniert haben. Beim Turbo-Capri haben wir 1980 durch die Adaption des Ground-Effects sogar die gleichen Abtriebswerte wie die Formel 1 erreicht.» Nur um die Breite des Capri-Heckflügels gab es ordentlich Zoff mit der Sportbehörde. «Und der M3», fährt Ammerschläger fort, «wurde zum erfolgreichsten Renn-Tourenwagen der Welt.»

Seine aktiven Jahre als Rennfahrer hat Ammerschläger zwischen 1958 und 1970 am Steuer von vergleichsweise schmalbrüstigen NSU Prinz 4, Sport-Prinz, TT und TTS verbracht. Gegner waren neben den eigenen Markenkollegen wie Sigi Spiess & Co. so wilde Abarth 1000-Treter wie Erich Bitter, Toine Hezemans oder Willi Kauhsen. Der wackere Ingenieur führte mit seinem NSU TT sogar mal kurzzeitig die Tabelle der Rundstrecken-Meisterschaft an. Und die aufgestellte TT-Heckhaube zur besseren Luftzirkulation im Motorraum ist auch eine Ammerschläger-Erfindung

Kaum war Ammerschläger nach Erreichen der Altersgrenze bei BMW ausgeschieden, lockte schon wieder eine neue Aufgabe. Die Organisatoren der ehemaligen V8-STAR-Rennserie engagierten ihn als leitenden Techniker, der sowohl ein modernes, wasserdichtes Reglement bastelte als auch die gesamte Fahrzeug-Konzeption verantwortete.

Seinen Geburtstag verbringt der Jubilar zusammen mit seiner Frau Sigrid in seinem Haus am Starnberger See. Die beiden sind seit 58 Jahren verheiratet. Bis heute ist der Kontakt zum Motorsport nicht abgerissen. So trifft er alte BMW-Kollegen und Freunde einmal im Monat in München beim PS-Stammtisch. Überdies hält er auch noch regen Kontakt mit früheren Ford-Strategen («so weit sie noch leben, es werden leider immer weniger») aus der Zeit der Ford-eigenen Kölner Rennabteilung. Und begeisterter SPEEDWEEK.com-Konsument ist er obendrein auch noch.

Thomas Ammerschläger fühlt sich nach eigener Aussage von der Gesamtverfassung her «dem Alter entsprechend recht ordentlich». So strampelt er für seine Fitness «täglich ein paar Kilometer im Wohnzimmer auf dem Ergometer» und unternimmt ausgedehnte Spaziergänge am Starnberger See.

Schlusswort des Jubilars: «Ich hatte wunderbare Jahre im Rennsport als Ingenieur, Konstrukteur und Techniker. Mehr kann man eigentlich von seinem Berufsleben, das man auch noch zu seinem Hobby gemacht hat, kaum erwarten. Dafür bin ich sehr dankbar.»


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