Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Fernando Alonso (Aston Martin): Mit Schmerz glücklich

Von Mathias Brunner
Der zweifache Formel-1-Champion Fernando Alonso hat seine Arbeit bei Aston Martin aufgenommen, in Form von 97 Runden. Der Spanier grinst: «Mir tut alles auf der linken Körperseite weh, aber ich bin glücklich.»

Fernando Alonso im grünen Auto von Aston Martin, das ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber Moment mal – war da nicht was? Genau: Vor zwanzig Jahren bewegte der Spanier für Testfahrten einen Jaguar, auch in grün, das war Ende Mai 2002 in Silverstone, und natütrlich hat es geregnet.

Beim Nachsaisontest von Abu Dhabi ist der 32-fache GP-Sieger eine Leihgabe von Alpine, sein Vertrag mit den Franzosen läuft erst am 31. Dezember aus. Daher sehen wir den Formel-1-Weltmeister von 2005 und 2006 hier in einem schwarzen Overall (nur mit dem Fahrernamen) und mit einem schwarz/weissen Helm (mit einer blauen 14), am Auto wurden fast alle Aufkleber von Sponsoren entfernt (bis auf Pirelli und Aston Martin auf der Fahrzeugnase und ein FIA-Logo an der Flanke des Rennwagens).

Die ersten Eindrücke des 41-Jährigen zum Aston Martin: «Als man mir gestern gesagt hat, wie viele Kilometer mit diesem Motor gefahren worden waren, habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht, aber heute ist alles glatt gelaufen. Ich habe 97 Runden gedreht und sehr viel lernen können, ich bin glücklich.»

Klar musste auch der spanische Star ein wenig schmunzeln, als er am Morgen in die Box trat: «Da stand ein grünes Auto, wie vor zwanzig Jahren in England bei Jaguar, ich musste schon etwas lachen.»

«Ganz wichtig war heute, dass wir erst vorgestern hier gefahren sind, die ganzen Eindrücke waren also noch sehr frisch. Das hat sehr geholfen. Für mich gab es sehr viel zu tun, denn alles ist anders – Sitzposition, Lenkrad-Funktionen, Servo-Lenkung, Funk, Abläufe im Team, Kleinigkeiten wie der Warnton, wenn hochgeschaltet werden soll, da gibt es unzählige Dinge auszusortieren. Aber wir konnten heute sehr viel davon anpacken und eine gute Basis schaffen.»

«Wir wissen jetzt auch: Ich brauche einen anderen Sitz. Meine ganze linke Seite tut weh. Ich machte mir ein wenig Sorgen wegen der Lenkung. Ich weiss noch, wie ich zu Alpine kam, und es dauerte ungefähr fünf Monate, bis ich das richtige Gefühl von der Lenkung bekam. Hier aber ist die Ausgangslage sehr viel besser.»

«Was das Handling an sich angeht, so ist der Vergleich zu Alpine müssig, denn ich bin sicher, der 2023er Aston Martin wird sich wieder anders anfühlen. Von daher spielt das Fahrgefühl keine Rolle. Aber ich konnte sehen, dass bei der Arbeit mit dem Rennwagen eine andere Philosophie verfolgt wird, und es hilft mir, mich jetzt schon damit vertraut machen zu können. Aber ich werde im Winter viel Arbeit haben, um das alles zu verinnerlichen.»

Vom Renault-Motor zum Mercedes-Aggregat, wie fühlte sich das an? Alonso sehr diplomatisch: «Anders.» Nun, besser oder nicht so gut. Fernando, mit noch breiterem Grinsen: «Anders halt.»

«Es war nicht nur ein tolles Gefühl, für eine Kult-Marke wie Aston Martin auf die Bahn zu gehen, ich habe auch erlebt, wie viel Talent hier an der Arbeit ist, und das stimmt mich für das kommende Jahr sehr optimistisch. Ich habe nun die Zeit, mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, was ich heute eingesaugt habe.»

«Es ist immer eine Herausforderung, sich in ein neues Arbeitsumfeld einzuarbeiten, aber letztlich gibt die Stoppuhr die Antwort. Und ich war schon bald mit konkurrenzfähigen Zeiten unterwegs. Ich muss mich ein wenig zusammenreissen, dass ich nicht euphorisch werde, aber die Arbeit heute hat so viel Lust auf 2023 gemacht. Ich erkenne, wie viel Potenzial in diesem Team steckt, und ich kann es kaum erwarten, mich voll in die Arbeit zu werfen.»

Der Asturier hat seit Barcelona 2013 (mit Ferrari) keinen Grand Prix mehr gewonnen, aber Alonso sagt: «Wieder Rennen zu gewinnen und einen dritten Titel zu jagen, das treibt mich an.»

Wie sehr Alonso auf die Arbeit brennt, erkennen wir auch daran: Erster Mann heute Morgen auf der Bahn. Fernando: «Natürlich, das muss so sein. Und vergiss nicht, dass ich schon den ganzen Montag hier in der Box mit meiner neuen Mannschaft verbracht habe.»

«Als ich für Aston Martin einen Vertrag unterzeichnet habe, war ich zu 90 Prozent happy. Nun ist mein Glücksniveau auf 100 Prozent.»

Abu Dhabi-Test, Stand nach 4 Stunden

1. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:25,383 min (51 Runden)
2. Robert Shwartzman (AND), Ferrari, 1:26,067 (62)
3. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:26,312 (69)
4. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:26,333 (88)
5. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:26,555 (62)
6. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:26,709 (51)
7. Lando Norris (GB), McLaren, 1:26,890 (48)
8. Felipe Drugovich (BR), Aston Martin, 1:27,053 (57)
9. Alex Albon (T), Williams, 1:27,369 (49)
10. Liam Lawson (NZ), Red Bull Racing, 1:27,490 (46)
11. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, 1:27,565 (55)
12. Jack Doohan (AUS), Alpine, 1:27,569 (57)
13. Théo Pourchaire (F), Alfa Romeo, 1:27,591 (55)
14. George Russell (GB), Mercedes, 1:27,639 (46)
15. Pietro Fittipaldi (BR), Haas, 1:27,690 (49)
16. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, 1:27,696 (68)
17. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:27,892 (50)
18. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:28,412 (28)
19. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:28,413 (41)
20. Frederik Vesti (DK), Mercedes, 1:28,446 (73)

Abu Dhabi-GP, Yas Island

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:27:45,914 h
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +8,771
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +10,093
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +24,892
05. George Russell (GB), Mercedes, +35,888
06. Lando Norris (GB), McLaren, +56,234
07. Esteban Ocon (F), Alpine, +57,240
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +76,931
09. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +83,268
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +83,898
11. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +89,371
12. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +1 Runde
13. Alex Albon (T), Williams, +1
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1
16. Mick Schumacher (D), Haas, +1
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1
18. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +3 Runden
19. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +3
Out
Fernando Alonso (E), Alpine, Wasserleck

WM-Schlussstand (nach 22 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 454 Punkte
02. Leclerc 308
03. Pérez 305
04. Russell 275
05. Sainz 246
06. Hamilton 240
07. Norris 122
08. Ocon 92
09. Alonso 81
10. Bottas 49
11. Ricciardo 37
12. Vettel 37
13. Magnussen 25
14. Gasly 23
15. Stroll 18
16. Schumacher 12
17. Tsunoda 12
18. Zhou 6
19. Albon 4
20. Latifi 2
21. De Vries 2
22. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 759 Punkte
02. Ferrari 554
03. Mercedes 515
04. Alpine 173
05. McLaren 159
06. Alfa Romeo 55
07. Aston Martin 55
08. Haas 37
09. AlphaTauri 35
10. Williams 8

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