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Michael Andretti: General Motors, Cadillac und Honda

Von Mathias Brunner
​Es ist die Hammer-Meldung der Formel 1 Anfang 2023: Michael Andretti spannt mit dem General Motors-Konzern zusammen und will mit der Marke Cadillac einsteigen. Was der frühere GP-Fahrer sagt.

Diese Kombination ist selten: Mario Andretti war einer der vielseitigsten Rennfahrer seiner Zeit und rauschte 1978 zum Formel-1-WM-Titel mit Lotus. Sein Sohn Michael wurde von McLaren 1993 als GP-Fahrer engagiert, aber aus verschiedenen Gründen scheiterte dieses Bündnis. Aber Michael war nicht zum letzten Mal in der Formel 1 – er will als Teamchef in die Königsklasse zurück.

Dazu ist der inzwischen 60-Jährige eine Partnerschaft eingegangen, die so kraftvoll ist, dass in der Formel 1 nun endlich die Tür für Andretti aufgehen muss: Am 5. Januar 2023 haben Andretti Global (Name des künftigen GP-Rennstalls) und der US-Autokonzern General Motors eine Partnerschaft bestätigt. Andretti soll mit der GM-Marke Cadillac in die Formel 1 einsteigen.

Bei einer Videokonferenz hat Michael Andretti dazu gesagt: «Als wir klargemacht haben, dass wir gerne in die Formel 1 einsteigen würden, da hat man uns sinngemäss gesagt – wen wollt ihr zur Party mitbringen? Nun, wir bringen einer der weltweit grössten Autokonzerne mit, General Motors, mit einer Marke, die alle kennen, Cadillac.»

«Sollte es also darum gegangen sein, dass wir keinen attraktiven Partner bieten können, so haben wir das nun wohl abgehakt. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass jemand etwas gegen einen Formel-1-Einstieg von General Motors haben könnte.»

Andretti spielt auf das eher laue Interesse aus der Formel 1 an. So erklärte F1-Geschäftsleiter Stefano Domenicali 2022, er sei nicht der Ansicht, dass die Königsklasse ein neues Team brauche. Und der FIA war bislang niemand wichtig genug, um ein Bewerbungsprozedere in Gang zu setzen, wie wir das aus früheren Jahren kennen.

Auch von einigen Teamchefs kamen kritische Töne, was den Vedacht des Futterneids erweckt. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach davon, dass ein Neueinsteiger für die Königsklasse einen Mehrwert bringen müsse, ansonsten sei die Vergrösserung des Startfelds nicht wünschenswert.

Jetzt dürften die Kritiker es schwer bekommen, wegzusehen. Wenn ein so berühmter Name wie Andretti, ein erfolgreicher Rennstall wie von Michael sowie ein Autokonzern wie General Motors mit der Marke Cadillac als Paket nicht genug sind, was bitteschön dann?

Michael Andretti weiter: «Die Arbeit am neuen Werk in Fishers, Indiana, geht plangemäss vorwärts, aber natürlich werden wir eine europäische Basis haben, in England.»

Was die zeitlichen Abläufe und den genauen Einstieg von Andretti Global angeht, so wird gemäss Michael nun «alles davon abhängen, wie lange der Anmeldeprozess bei der FIA dauert. Aber wir stellen bereits fleissig Fachkräfte ein, und wir haben bereits ein Team aus Ingenieuren beisammen. Wir haben auch schon einen Technikchef unter Vertrag. Um wen es sich dabei handelt, werden wir zu gegebener Zeit verraten.»

Ein Einstieg vor der Einführung der neuen Rennwagen- und Motoren-Generation 2026 ist unwahrscheinlich.

Was die Motoren angeht: Den elektrischen Generator MGU-H (motor generator unit heat) am Turbolader wird es ab 2026 nicht mehr geben, dafür wird der Anteil der kinetischen Energierückgewinnung auf das Dreifache erhöht, von heute rund 160 PS auf ca. 480 PS. Ab 2026 wird die Power eines Formel-1-Motors zu ungefähr gleichen Teilen vom Verbrennungsmotor und von der Elektrik produziert. Die Kern-Architektur des Motors bleibt: 1,6-Liter-V6-Turbo. 2026 wird mit einem solchen Motor Audi in der Formel 1 debütieren.

Auch bei den Autos wird sich Einiges ändern, wie FIA-Technikchef Nikolas Tombazis vor dem WM-Finale von Abu Dhabi 2022 bestätigt hat. «Wir denken daran, die Autos ab 2026 erheblich kürzer zu gestalten und vielleicht auch weniger breit, das führt automatisch zu weniger Gewicht. Auf der anderen Seite müssen wir daran denken, dass wir ab 2026 mehr Power durch den elektrischen Teil der Antriebseinheit haben werden, das wiederum bedeutet mehr Gewicht.»

Michael Andretti erklärt, dass die Verhandlungen mit General Motors rund vier Monate gedauert haben. «Ich bin mir total sicher, dass wir gute Chancen haben, auf der Startaufstellung zu stehen. FIA-Chef Ben Sulayem hat klargemacht, dass er ein elftes Team in der Formel 1 begrüsst.»

Aber mit welchem Motor? General Motors-Chef Mark Reuss: «GM bringt enorme technische Ressourcen in diese Partnerschaft, mit einem beträchtlichen Leistungsausweis von den Rennstrecken. Wir haben eine reiche Motorsporthistorie und eine grosse Tradition in Sachen innovativer Technik. Die Marke Cadillac blickt auf gut hundert Jahre Racing zurück, und wir freuen uns darauf, unser Know-how in die Auslage der Formel 1 stellen zu dürfen.»

Im IndyCar-Sport arbeitet Michael Andretti mit Honda zusammen. Und General Motors arbeitet seit Jahren mit Honda im Bereich Elektro-Fahrzeuge. Mark Reuss: «Wir besitzen ein unterzeichnetes Abkommen zur Lieferung von Formel-1-Motoren. Wir sind Partner mit Honda im Elektro-Bereich, das ist wahr, aber wir sind auch Pistenrivalen bei den IndyCars, mit der Marke Chevrolet. Wir sehen das nicht als Hindernis. Wir werden später mehr über die Motorsituation reden, aber wenn wir anfangen, dann wird das in Form einer Kooperation mit einem anderen Hersteller sein.» Honda wäre dabei der logische Partner.

General Motors war 77 Jahre lang der grösste Autokonzern der Welt, 2008 wurde dieser Platz an Toyota verloren. Das 1908 in Flint (Michigan) gegründete Unternehmen mit den Marken Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC beschäftigt weltweit mehr als 150.000 Fachkräfte und besitzt auf sechs Kontinenten 396 Autofabriken.

2021 stellte GM 6,3 Millionen Fahrzeuge her und erwirtschaftete bei einem Umsatz von 127 Milliarden US-Dollar einen Gewinn von rund 15 Milliarden Dollar. 2022 eroberte GM die Position des Markt-Leaders in den USA von Toyota zurück, mit 2,27 Millionen verkauften Fahrzeugen.

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