Neues Rätsel Racing-Raritäten: Mal König, mal Bettler
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der US-Amerikaner Richie Ginther fährt im Training zum Grossen Preis von Monaco 1965 einen Honda RA272. Er schied kurz nach dem Start wegen einer gebrochenen Halbwelle aus.
Unser Tipp mit dem Durchbruch von zwei Weltfirmen in der Formel 1 bezog sich auf Ginthers Sieg beim Grand Prix von Mexiko in der gleichen Saison – es war der erste F1-Triumph von Honda und gleichzeitig der erste F1-Sieg von Reifenhersteller Goodyear.
Der am 5. August 1930 in Hollywood (Los Angeles) geborene Paul Richard «Richie» Ginther begann seine Karriere als Mechaniker, besuchte aber schon bald eine Ingenieursschule. Das sollte ihm später als Rennfahrer gute Dienste erweisen, der drahtige Kalifornier galt als exzellenter Testfahrer.
1950 lernte er in Santa Monica Phil Hill kennen (der später mit ihm bei Ferrari fahren sollte), der war ein Kumpel seines Bruders George, und Hill entfachte bei Ginther die Begeisterung für Autorennen. Nach ersten Einsätzen in einem bescheidenen MG TC wurde Ginther für zwei Jahre von der Armee verpflichtet und diente im Korea-Krieg. Danach fuhr er Sportwagenrennen, teilweise als Co-Pilot von Hill.
Nach eindrucksvollen Leistungen im Sportwagen holte ihn Enzo Ferrari 1960 in die Werksmannschaft, auf Empfehlung des US-amerikanischen Ferrari-Ablegers NART (North American Racing Team). Ginther bedankte sich mit Spitzenergebnissen in Buenos Aires und bei der Targa Florio (jeweils Zweiter, zusammen mit Graf Berghe von Trips). Ausgerechnet beim schwierigen Monaco-GP gab Ginther sein Formel-1-Debüt – und wurde auf Anhieb Sechster.
Zwei Jahre lang fuhr Ginther für Ferrari, sein bestes Gesamtergebnis erreichte er aber 1963 in Diensten von BRM – dritter WM-Platz (drei zweite und zwei dritte Plätze). Insgesamt ging der Amerikaner bei 52 WM-Läufen an den Start und erreichte stattliche 14 Podestplätze.
1965 liess er sich von Honda anheuern, mit dem aufsehenerregenden Sieg in Mexiko-Stadt als Höhepunkt.
Ein Jahr später trat Ginther für den Werksrennstall von John Cooper an, doch er musste seinen Platz für John Surtees räumen, der sich mit Ferrari verkracht hatte.
Ginther ging zurück zu Honda und wurde dort nach mässigen Ergebnissen ein zweites Mal von John Surtees verdrängt. Den Herbst seiner Formel-1-Laufbahn verbrachte Richie im Rennstalls seines Landmannes Dan Gurney. Als er sich nicht für den Grossen Preis von Monaco qualifizierten konnte, hängte er seinen Helm an den Nagel.
Ginther hatte miterleben müssen, wie Ferrari-Star Lorenzo Bandini in Monte Carlo verbrannt. Ginther selber war in Indianapolis wegen eines Defekts mit Kraftstoff eingesprüht worden und verpasste die Qualifikation.
Am 20. September 1989 erlag Ginther während eines Urlaubs in Frankreich einem Herzanfall.
Damit zum neuen Rätsel: Dieser Mann galt als König, aber in der Königsklasse war er eher ein Bettler.
Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.