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Bahrain-Test: Verstappen 1., wieder Wirbel um Ferrari

Von Mathias Brunner
​Die Hälfte des ersten Bahrain-Testtages ist vorbei. Nach vier Stunden haben einige Piloten schon mehr als eine GP-Distanz absolviert. Aufregung wegen Ferrari, Sorgen für Nico Hülkenberg.

In der Sonne von Bahrain macht sich das Vorgehen der meisten GP-Rennställe bezahlt: Fast alle absolvierten in Europa einen Funktionstest mit dem neuen 2023er Rennwagen, bevor die Autos Richtung Bahrain International Circuit (BIC) in die Frachtflieger verladen wurden. Zudem sind die Simulations-Werkzeuge der GP-Teams inzwischen äusserst hochgestochen.

Ergebnis: Bis auf den Aston Martin von Felipe Drugovich (Hickser in der Elektronik) liefen alle Autos standfest, die fünf Piloten Sainz, Verstappen, Albon, Zhou und Russell absolvierten an einem halben Testtag mehr als eine GP-Distanz von mehr als 300 Kilometern! Die beträgt hier in Bahrain 57 Runden.

Klar beobachten die meisten Fans beim Testen sofort die Zeitenliste. Ob sie vielleicht einen Anhaltspunkt liefert, was wir in der kommenden Saison erwarten dürfen?

AlphaTauri-Technikchef Jody Egginton sagt im Fahrerlager des BIC: «In dieser Phase der Tests sind die Rundenzeiten wenig wert. Im Mittelpunkt stehen aerodynamische Abgleiche, ob also die Windkanalwerte mit den Zahlen von der Rennstrecke übereinstimmen. Die Leistung der Motoren ist in dieser Phase heruntergedreht. Zudem probieren die Rennställe verschiedene Reifenmischungen aus. Die Zeiten sind daher noch wenig repräsentativ. Viel wichtiger ist es, viel zum Fahren zu kommen.»

Aufregung wegen Ferrari: Aufmerksamen Beobachtern entging nicht, dass sich an der Fahrzeugnase des SF-23 von Carlos Sainz unter aerodynamischer Volllast, also auf den Geraden, eine Delle bildete, im Bereich der Nasenspitze zwischen dem Ferrari-Logo und dem Santander-Schriftzug. Erklärung: Die Streben der Crash-Struktur verlaufen links und rechts, in der Mitte aber verarbeiteten die Verbundstoff-Spezialisten von Ferrari eine dünnere Kohlefaser-Schicht, die sich nun offenbar verformte.

Ferrari bestätigt, dass diese Stelle verstärkt wird und dass es nie vorgesehen war, dass sich dort eine Delle bildet. Es ergibt sich daraus auch kein aerodynamischer Vorteil. Die Italiener glauben, das Problem für den Rest des Tests behoben zu haben.

Anderer Aufreger bei Ferrari: Strategie-Spezialist Inaki Rueda, dem in der GP-Saison 2022 einige missglückte Rennverläufe von Ferrari zur Last gelegt wurden, hat eine Rolle im Rennwagenwerk erhalten, der Inder Ravin Jain hat seinen Posten übernommen. Er arbeitete zuvor als Strategie-Spezialist in jener Mannschaft, die im Rennwagenwerk Maranello die Truppe vor Ort unterstützt.

GP-Rückkehrer Nico Hülkenberg zeigte zahlreiche Verbremser, dazu verlor er zwischendurch ein Luftleit-Element seines Haas-Rennwagens. Auf den Geraden ist zudem zu sehen – das Auto des Emmerichers leidet am gefürchteten Bouncing, also dieser Hüpfbewegung des Fahrzeugs unter aerodynamischer Last.

Alpine-Fahrer Pierre Gasly war eine halbe Stunde lang zur Tatenlosigkeit verdammt, weil an seinem Wagen an der hinteren Aufhängung gearbeitet werden musste. Alpine-Testfahrer Jack Doohan: «Kein Grund zur Besorgnis, wir haben nur die Abstimmung verändert.»

Alpine hat mit Gasly und Esteban Ocon das erste Fahrerduo aus Frankreich seit Ligier in Australien 1994 mit Olivier Panis und Franck Lagorce.

Max Verstappen ist mit dem Red Bull Racing RB19 derzeit Schnellster, die Körpersprache beim Niederländer sagt – alles bislang im grünen Bereich.

Die Temperaturen sind gestiegen – 30 Grad Luft, 43 Grad Pistentemperatur. Bis auf George Russell (Protoypen-Reifen) haben alle Fahrer ihre beste Rundenzeit auf mittelharten Walzen von Pirelli gefahren.

Zum Vergleich: Vor einem Jahr war nach dem ersten Testtag Pierre Gasly in AlphaTauri-Honda Schnellster, mit 1:33,902 min. Die beste Rennrunde im Rennen lag bei 1:34,570 min (Charles Leclerc, Ferrari), der Monegasse hatte mit 1:30,558 min Pole-Position gefahren.

Bahrain-Test, 23. Februar, Stand nach 4 Stunden

1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB19-Honda, 1:32,959 (69 Runden)
2. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-23, 1:33,253 min (72)
3. Alex Albon (T), Williams FW45-Mercedes, 1:33,671 (74)
4. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo C43-Ferrari, 1:33,723 (64)
5. George Russell (GB), Mercedes W14, 1:34,174 (66)
6. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-23-Ferrari, 1:34,424 (51)
7. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT04-Honda, 1:34,671 (46)
8. Pierre Gasly (F), Alpine A523-Renault, 1:34,822 (55)
9. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL60-Mercedes, 1:34,888 (52)
10. Felipe Drugovich (BR), Aston Martin AMR23-Mercedes, 1:36,907 (38)

Am Nachmittag im Einsatz:
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB19-Honda
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-23
Lewis Hamilton (GB), Mercedes W14
Esteban Ocon (F), Alpine A523-Renault
Lando Norris (GB), McLaren MCL60-Mercedes
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo C43-Ferrari
Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR23-Mercedes
Kevin Magnussen (DK), Haas VF-23-Ferrari
Nick de Vries (NL), AlphaTauri AT04-Honda
Logan Sargeant (USA), Williams FW45-Mercedes

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