F1 Academy: Susie Wolff sucht neue Formel-1-Pilotin
Jetzt mal Hand aufs Herz: Wissen Sie, wann letztmals eine Frau an einem Formel-1-Training teilgenommen hat? Es war Susie Wolff 2015 mit Williams. Oder wann davor eine Frau versucht hat, sich für einen Grand Prix zu qualifizieren? Es war Giovanna Amati 1992 mit Brabham. Die vorderhand letzte Frau am Start: Lella Lombardi auf dem Österreichring 1976.
Die W Series, eine Monoposto-Serie nur für Frauen, wurde 2019 gegründet. Die Britin Jamie Chadwick holte drei Titel und ist Teil der Förderung des GP-Rennstalls Williams. Die meisten Teilnehmerinnen hätten in einem Feld von Formel-3-Piloten keine Chancen. Da muss mehr getan werden, mit einem gezielteren Aufbau.
Der Alpine-Rennstall hat im Sommer 2022 das Programm «Rac(H)er» gegründet, mit dem Ziel, den Frauen-Anteil bei den Angestellten zu erhöhen und bis 2030 einen weiblichen Piloten am Formel-1-Start zu haben. Das ist lobenswert. Aber die Formel 1 will mehr.
Im Rahmen des Formel-1-Saisonfinales in Abu Dhabi 2022 haben die Formel-1-Verantwortlichen die Schaffung der F1 Academy verkündet. In dieser werden nur Rennfahrerinnen, die eine Profi-Karriere anstreben, gegeneinander antreten. Die Serie soll helfen, weibliche Racing-Talente zu finden, damit in Zukunft nicht nur männliche Racer in der Formel-1-Startaufstellung stehen.
Mit ART Grand Prix, Campos Racing, Carlin, MP Motorsport und Prema Racing nehmen fünf renommierte Nachwuchsrennställe an der F1 Academy teil, jeder davon wird mit drei Autos antreten. Der Meisterschaftskalender umfasst sieben Rennwochenenden, an denen jeweils drei Rennen stattfinden werden.
Gefahren wird mit Formel-4-Chassis von Tatuus und Vierzylinder-Turbomotoren mit 1,4 Litern Hubraum und 175 PS von Autotecnica.
Nun hat die Formel 1 bestätigt: Die Leitung der Serie übernimmt Susie Wolff (40), Ehefrau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Susie Wolff fuhr früher in der DTM und hat das Formel-E-Team Venturi geleitet.
2026 gründete die Schottin die Aktion «Dare To Be Different» (Wage es, anders zu sein), eine Aktion, um mehr Frauen in den Motorsport zu bringen, in allen Tätigkeitsbereichen.
Susie Wolff untersteht in ihrer neuen Rolle direct Formel-1-CEO Stefano Domenicali. Der Italiener sagt: «Wir sind froh, dass wir Susie für diesen Job verpflichten konnten. Sie versteht den Sport durch und durch, als früherer Fahrer und als Teamchef. Von ihrer grossen Erfahrung werden die Pilotinnen viel profitieren können.»
Susie Wolff sagt: «Die Akademie kann Frauen inspirieren, ihren Träumen zu folgen und zu erkennen, was mit Talent, Leidenschaft und Entschlossenheit alles möglich ist.»
Der erste Test der F1 Academy findet am 11. und 12. April auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya statt. Noch stehen erst sieben Fahrerinnen fest, hier eine Übersicht.
F1 Academy 2023
28. bis 29. April: Spielberg, Österreich
05. bis 07. Mai: Valencia, Spanien
19. bis 21. Mai: Barcelona, Spanien
23. bis 25. Juni: Zandvoort, Niederlande
07. bis 09. Juli: Monza, Italien
29. bis 30. Juli Le Castellet, Frankreich
20. bis 22. Oktober: Austin, USA
Frauen am Formel-1-Lenkrad
1958/1959: Maria Teresa de Filippis (I) – 3 GP (10. in Belgien 1958)
1974–1976: Lella Lombardi (I) – 12 GP (Rang 6 in Spanien)
1976/1978: Divina Galica (GB) – 0 GP (drei Mal nicht qualifiziert)
1980: Desiré Wilson (ZA) – 0 GP (einmal nicht qualifiziert)
1992: Giovanna Amati (I) – 0 GP (drei Mal nicht qualifiziert)
2002: Sarah Fisher (USA) – 0 GP (nur Demo-Fahrt in Indianapolis)
2005: Katherine Legge (GB) – 0 GP (Test mit Minardi)
2011/2012: María de Villota (E) – 0 GP (Tests und Demo-Fahrten mit Renault und Marussia)
2012–2015: Susie Wolff (GB) – 0 GP (Tests und Trainings mit Williams)
2014: Simona De Silvestro (CH) – 0 GP (Tests mit Sauber)
2015: Carmen Jordá (E) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Lotus, keine Tests)
Seit 2017: Tatiana Calderon (COL) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Alfa Romeo/Sauber, Filmtag und Reifentest 2018 mit Sauber)
Seit 2019: Jamie Chadwick (GB) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Williams)
Seit 2021: Jessica Hawkins (GB) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Aston Martin)