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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Der Schein trügt

Von Mathias Brunner
​Beim neuen Rätsel Racing-Raritäten sehen wir einen Piloten, dessen Name kein Hinweis auf seine Nationalität ist. Wer ist hier unterwegs? Wo und wann ist das Bild gemacht worden? Machen auch Sie mit!

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com.
Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Finne Leo Kinnunen mit seinem Surtees-Ford beim vergeblichen Versuch, sich in Dijon für den Grossen Preis von Frankreich zu qualifizieren.

Unser Tipp mit «dem letzten seiner Art» bezog sich darauf, dass Kinnunen als letzter Fahrer galt, der im ganzen Training mit einem offenen Helm antrat. Der Argentinier Carlos Reutemann fuhr im Regen von Monaco 1975 im Training kurz mit Jet-Helm, setzte ihn dann aber wieder ab.

Kinnunen ebnete den Weg für zahlreiche tolle Rennfahrer aus Finnland – mit seinem Start beim Grossen Preis von 1974 in Anderstorp war er der erste Finne, der an einem Formel-1-WM-Lauf teilnahm.

Eigentlich hätte das schon in Belgien passieren sollen, aber dort konnte sich der Surtees-Fahrer nicht qualifizieren. Das Ganze für das AAW-Team, die einzige GP-Truppe aus Finnland in der Formel 1. AAW steht für Antti Aarnio-Wihuri – genau, das ist jener Millionär, der seit Jahren Valtteri Bottas unterstützt.

Ein anderes Alleinstellungsmerkmal: Leo Kinnunen weigerte sich, besser Englisch zu lernen.

Leo Kinnunen war sowieso ein wenig anders: Seine Karriere begann mit Motorradrennen, dann bestritt er Eisrennen in einem Fiat 500, Jahre später sass er im mächtigsten Sportwagen, den die Welt je gesehen hatte – dem Porsche 917. Als Werksfahrer der Stuttgarter an der Seite von Pedro Rodríguez sowie als Einzelkämpfer in der Interserie (dem europäischen Gegenstück zur CanAm) war Kinnunen überaus erfolgreich – mit dem Mexikaner triumphierte «Leksa», wie ihn seine Freunde nannten, 1970 in Daytona, Brands Hatch, Monza und Watkins Glen. Im Porsche 908 pulverisierte Kinnunen bei der Targa Florio 1970 den Pistenrekord. In der Interserie wurde er von 1971 bis 1973 drei Mal in Folge Meister.

Leo bezeichnete sich selber als «Flying Finn» und liess das auch auf seinen Rennwagen pinseln. Er pendelte leichtfüssig zwischen Rundstrecke und Rallyepiste hin und her. Bei der Monte-Carlo-Rallye 1965 führte er seine Klasse an, bis er wegen eines Kontrollpunktfehlers disqualifiziert wurde. 1967 wurde er Zweiter der finnischen Rallyemeisterschaft. 1973 wurde er bei der 1000-Seen-Rallye Dritter.

Ab 1968 war Kinnunen vorwiegend auf der Rundstrecke anzutreffen: In der Formel 3 schlug er spätere GP-Asse wie Ronnie Peterson und Reine Wisell. Seine Leistungen machten Porsche hellhörig. Er wurde zu einem Test mit dem Porsche 917 auf den Österreichring eingeladen. Helmut Flegl wunderte sich: «Der Kerl warf den Wagen um die Ecken, als wäre er auf der Rallyepiste.» Teamchef John Wyer steckte ihn mit Pedro Rodríguez ins gleiche Auto, der Rest ist ein Teil Motorsporthistorie.

In der Formel 1 hätte Leo gewiss mehr erreichen können. Aber mit dem privaten Surtees war wenig auszurichten. Zudem hätte Kinnunen den Wagen vor dem GP-Wochenende in Belgien 1974 noch nie aus der Nähe gesehen. Das Team bestand auf fünf Leuten, inklusive Fahrer. Der Wagen war 80 Kilo zu schwer, der Motor brustschwach. Ergebnis – nicht qualifiziert.

In Schweden klappte es, auch dank eines Tests zuvor in Keimola, bei dem das Handling des Wagens verbessert werden konnte. Leider wurde der Motor dadurch nicht frischer. Eine defekte Zündkerze beendete den einzigen Grand Prix von Leo Kinnunen.

Kinnunen kehrte für 1975 zu Porsche zurück, um an der Seite von Herbert Müller zu fahren. 1976 sass er in einem Porsche 934 von Egon Evertz. Seine Karriere trudelte mit Rallye-Einsätzen aus.

Leo Kinnunen starb im Juli 2017 im Alter von 73 Jahren.

Damit zum neuen Rätsel: Wer so heisst, muss nicht unbedingt aus diesem Land kommen.

Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

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