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Ayrton Senna: Erinnerungen an den Grössten

Von Mathias Brunner
Ayrton Senna

Ayrton Senna

​Ayrton Senna verlor am 1. Mai 1994 in Imola sein Leben, für viele Renn-Fans ist er bis heute der grösste GP-Fahrer. Was wohl aus dem charismatischen Brasilianer geworden wäre, hätte es das Schicksal anders gemeint?

Imola 1994, ein schwarzes Wochenende für die Formel 1, mein schlimmstes Wochenende im Rahmen einer Leidenschaft, die ich zum Beruf machen durfte. Imola 1994, das Wochenende, als wir am Samstag vor dem San-Marino-GP den Österreicher Roland Ratzenberger verloren.

Die Stimmung am Abend im Hotel des kleinen Ortes Riolo Terme war entsprechend gedrückt, an einem Tisch mit einem Dutzend Journalisten und Fotografen. «Zuerst der schwere Unfall von Rubens Barrichello am Freitag, jetzt das mit Roland», sagte einer. «Was könnte noch Schlimmeres kommen?» Die Antwort eines anderen habe ich nie vergessen: «Wenn morgen Senna stirbt.»

Der Unfall des Brasilianers am 1. Mai 1994 hat uns den charismatischen Ausnahmekönner genommen, aber sein Andenken lebt, auch fast dreissig Jahre später. Noch heute sitzen auf den Tribünen der Formel-1-Rennen Fans mit Senna-Shirts.

Noch heute bezeichnen ihn Stars wie Lewis Hamilton und Fernando Alonso als Idol. Ich für meinen Teil bin einfach stolz, dass ich ihn bei seiner Arbeit beobachten durfte. Seine Quali-Runden waren unfassbar – wenn er zum Schluss des Trainings auf die Bahn ging, dann haben alle gewusst: Jetzt wird etwas Magisches geschehen.

Mir kommt ein Foto in den Sinn, das rund zwanzig Jahre nach dem Tod von Ayrton durchs Internet irrlichterte. Das Bild zeigte, wie sich Ayrton Senna nach dem Imola-Unfall aus dem Williams-Wrack stemmt. Leider haben wir dieses Bild nie erleben dürfen. Mit einem Auto von heute hätte er gute Chancen gehabt, den Unfall unbeschadet zu überstehen. Er hätte sich höchstens darüber geärgert, dass dieser Schumacher erneut gewonnen hat.

Das führte mich zum Gedanken: Wie hätte sich alles entwickelt, wenn Senna Imola 1994 überlebt hätte?

Ich bin fest davon überzeugt: Ayrton hätte aus dem zunächst so störrischen Williams FW16B ein manierliches Auto gemacht. Und er wäre damit 1994 Formel-1-Weltmeister geworden, zum vierten Mal nach 1988, 1990 und 1991. Bei allem Respekt für Damon Hill: Wenn der Brite die WM-Entscheidung gegen Michael Schumacher im Benetton bis zum Finale von Adelaide offenhalten konnte, dann hätte Senna den Titel längst zuvor klargemacht. Niemand wird mir widersprechen, wenn ich behaupte: Senna fuhr in einer anderen Kategorie als Hill.

Williams baute in der Folge 1996 (Weltmeister Hill) und 1997 (Weltmeister Villeneuve) das beste Auto im Feld. Gehen wir davon aus, dass Senna bei Williams geblieben wäre, so hätte er 1997, als 37-Jähriger, leicht bei mindestens sechs WM-Titeln stehen können.

Dann hätte er aufgehört oder er wäre er zu Ferrari gegangen. Niemand kann sagen, was er dort noch erreicht hätte. Der frühere Lancia- und Ferrari-Rennchef Cesare Fiorio beteuerte: «Ich hatte mit Ayrton alles klargemacht – er hätte seine Karriere bei Ferrari beendet. Und zwar als Weltmeister.»

Wann immer das gewesen wäre: Ich weiss, Ayrton Senna hätte während und nach Abschluss seiner Rennkarriere die Vision eines besseren Brasilien mit allem Nachdruck umgesetzt, mit der gleichen Konsequenz wie hinterm Rennlenkrad. Die Art und Weise, wie unbeirrt er in seiner Rennkarriere vorging, das hätte er auch in anderen Bereichen umgesetzt.

Ich bin sicher, er hätte eine Familie gegründet. Er wäre ein fabelhafter Vater geworden, denn Ayrton liebte Kinder.

Hätte sich Senna vielleicht in der Politik engagiert? So wie das der Argentinier Carlos Reutemann nach Abschluss seiner Rennkarriere tat? Wäre Senna heute vielleicht sogar brasilianischer Staatschef?

Oder Senna hätte beim Autoverband FIA aufgeräumt. Ihm war zutiefst zuwider, wie der damalige Verbandspräsident Jean Balestre mit ihm umsprang. Durchaus denkbar, dass sich Senna bei der FIA eingebracht hätte. Ungerechtigkeit machte ihn rasend.

Wie viele Menschen Ayrton Senna berührt hat, wird von der Tatsache unterstrichen, wie lebendig der Mythos Senna heute ist, 29 Jahre nach seinem Tod. Für viele ist er der grösste Formel-1-Rennfahrer, ungeachtet aller Statistiken – für mich auch. Aber nicht seine Rennerfolge sind das kraftvollste Vermächtnis.

Die Arbeit für das Wohl der Bevölkerung von Brasilien und zahllose Verbesserungen der Sicherheit, nicht nur im Rennwagenbau, das ist sein wahres Erbe. Der NCAP-Crashtest, 1996 in der Autoindustrie eingeführt, war eine direkte Folge des San-Marino-Wochenendes.

Wir haben an jenem schwarzen Wochenende in Imola 1994 Roland Ratzenberger und Ayrton Senna verloren. Aber ihr Tod hat geholfen, tausende von Menschenleben zu retten.

Das ist bei aller Trauer über den Verlust der beiden Racer ein tröstlicher Gedanke.

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Mathias Brunner
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