Mikko Kozarowitzky: Der fast vergessene Finne

Von Mathias Brunner
​Dieser Tage ist der frühere Formel-1-Fahrer Michael «Mikko» Kozarowitzky 75 Jahre alt geworden. Moment mal, wer? Der fast vergessene Mikko war der zweite Finne nach Leo Kinnunen in der Königsklasse.

Finnland hat nicht nur reihenweise Rallye-Stars hervorgebracht, sondern auch neun Formel-1-Fahrer. Fünf davon haben Grands Prix gewonnen (Keke Rosberg, Mika Häkkinen, Heikki Kovalainen, Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas), drei sind Weltmeister geworden (Rosberg, Häkkinen und Räikkönen).

Viele Formel-1-Fans kennen noch Mika Salo oder JJ Lehto, einige Wenige werden sich daran erinnern, dass Allrounder Leo Kinnunen 1974 der erste Finne in der Königsklasse war, aber Michael «Mikko» Kozarowitzky ist beinahe vergessen. Am 17. Mai ist er 75 Jahre alt geworden.

Mikko (eigentlich Michael) Kozarowitzky war der zweite Finne nach Leo Kinnunen, der sich in der Formel 1 versuchte. In seiner Jugend hatte es der in Helsinki geborene Mikko als Tennisspieler bis in die finnische Davis-Cup-Mannschaft geschafft. Ein Rollerunfall stoppte diese Karriere.

Sein Aufstieg war für die damalige Zeit logisch: Formel V, Formel Super-V, Formel 2, Formel 1, so ungefähr ging das damals. Als sich Mikko den Felgenhersteller ATS als Sponsor anlachte, konnte er erstmals ein ernsthaftes Rennprogramm zusammenstellen.

Kozarowitzky fuhr damals gegen Piloten wie den späteren Formel-1-Champion Keke Rosberg. 1975 eroberte Mikko den Super-V-Goldcup und wurde hinter Rosberg Zweiter der deutschen Formel Super-V und in der Castrol GTX-Meisterschaft.

ATS-Chef Günter Schmid baute um den begabten Finnen ein Formel-2-Team auf, Mikko konnte Geld von Marlboro Finnland mitbringen. Leider setzte das Team auf ein Lola-Chassis, mit dem Rennstall und Fahrer nicht klarkamen. Nach mehreren Nichtqualifikationen war Kozarowitzky sein Cockpit los.

Schmid setzte mit ähnlich geringem Erfolg andere Piloten ins Auto und kam zum Schluss: Für dieses Geld könne er gleich Formel 1 machen. Was er ab 1977 auch tat. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Mikko kam im Formel-2-Team des späteren McLaren-Teilhabers Ron Dennis unter (Project Four Racing), der Erfolg blieb aber auch hier aus: Eine Nichtqualifikation, zwei Ausfälle.

Marlboro Finnland war in der Folge Steigbügelhalter in die Formel 1. Verhandlungen mit Ensign scheiterten – Marlboro Frankreich boxte ein Engagement von Patrick Tambay durch. Williams bevorzugte den Belgier Patrick Nève, der mehr Geld mitbrachte. Damit blieb für Mikko nur das Privatteam von Ralph Macdonald übrig, RAM Racing.

Bei Macdonald gaben sich die Fahrer die Klinke in die Hand: Sieben gemeldete Piloten an fünf GP-Wochenenden. Und selbst bei RAM spielte Mikko nur die zweite Geige hinter dem Niederländer Boy Hayje, der mehr Mitgift vorweisen konnte.

Erst in Schweden (sechster Saisonlauf) kam Kozarowitzky erstmals zum Einsatz. Mikko ging ohne einen Meter Erfahrung ins Training, Ralph Macdonald hatte aus Kostengründen Testfahrten abgelehnt. Zur Qualifikation fehlten 2,5 Sekunden, auf Hayje zwei Sekunden, da war es auch kein Trost, dass der die Quali auch nicht schaffte.

Zweiter Versuch in Silverstone 1977: Auf einer schnellen Runde musste Mikko dem Hesketh von Rupert Keegan ausweichen, der Finne kam dabei von der Bahn ab und zog sich einen Handgelenksbruch zu.

Damit war die Formel-1-Karriere von Kozarowitzky zu Ende. Der Finne versuchte, für 1978 einen Tiga-GP-Renner bauen zu lassen, konnte aber die Finanzierung nicht auf die Beine stellen. Zwanzig Jahre später kümmerte er sich um die Karriere seines Sohnes Nikolai in der Formel Renault.

Vor zwei Jahren sagte der heute in Belgien lebende Mikko im Magazin HS: «Mir wurde offeriert, den in England beschädigten Wagen auch in Zandvoort zu fahren. Ich lehnte dankend ab.»

Zunächst verdiente er sein Geld in den Niederlanden als Tennislehrer. Dann wurde er zum Importeur verschiedener Produkte von Finnland in die Niederlande. Mikko Kozarowitzky lebt heute in Flandern, sein Sohn in New York, eine Tochter in den Niederlanden.

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