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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Ein Mann wie ein Fels

Von Mathias Brunner
​Bei unserem neuen Rätsel Racing-Raritäten ist ein Fahrer zu sehen, der wie ein Fels in die Königsklasse kam, sich aber dann ziemlich bald verkrümelte. Wer ist das? Wo und wann entstand das Foto?

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Brasilianer Roberto Moreno ist mit seinem Forti-Rennwagen in Suzuka (Japan) 1995 vom rechten Weg abgekommen. Das passt gut zur Karriere von «Pupo» Moreno, der zahlreiche Male vom rechten Weg abkam.

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat einmal gesagt: «Es ist schade, dass uns die moderne Königsklasse kaum Zeit lässt, auch in anderen Kategorie zu fahren. Da fand ich die 1960er und 1970er Jahre schon klasse, als Stars wie Clark, Hill, Rindt, Fittipaldi und Lauda in verschiedenen Rennklassen angetreten sind.»

Vielseitige Racer sind rar geworden, sehen wir mal von Fernando Alonso ab, der einen ungeheuren Hunger verspürt, sich in ganz verschiedenen Rennfahrzeugen zu beweisen. Einer der grössten Wandersmänner des Motorsports – der Brasilianer Roberto Moreno, heute 64 Jahre alt.

Schauen Sie sich mal an, wo der Brasilianer überall an den Start gegangen ist:

1980: Britische Formel Ford (Meister)
1981: Formel-3-EM, Formel 3 in Asien und Australien
1982: Formel-3-EM (Sieger in Macau), Formel Pazifik in Neuseeland, Formel Atlantic in Nordamerika, Formel-1-Testfahrer von Lotus
1983: Camel GTO und Formel Mondial, Formel 3 in Australien
1984: Formel-2-EM (Zweiter), Formel 3 in Australien, Formel 2 in Japan
1985: Japanische Formel 2, Formel 3000, IndyCar
1986: IndyCar
1987: Formel 3000 (Dritter)
1988: Formel 3000 (Meister)
1989: Formel 1 mit Coloni
1990: Formel 1 mit EuroBrun, dann mit Benetton
1991: Formel 1 mit Benetton, Jordan und Minardi
1992: Formel 1 mit Andrea Moda, Italienische Superturismo
1993: Französische Tourenwagen
1996: IndyCar
1997 bis 2001: CART (Gesamtdritter 2000)
2003: ChampCar
2005: GrandAm
2006: IRL
2007: Brasilianische GT3, ChampCar, IndyCar, GrandAm
2008: Trofeo Maserati
2012: Mégane Trophy
2014: Copa Cacula

Eigentlich müsste Moreno längst ein Buch geschrieben haben über seine Auftritte in vielfältigsten Rennserien, aber greifen wir uns eine Perle heraus.

Roberto Moreno muss nicht lange überlegen, um das Rennen seiner Karriere zu benennen. Der Fahrer aus Rio de Janeiro schaffte es im Japan-GP 1990 als Ersatzmann für den verletzten Alessandro Nannini im Benetton B190 auf den sensationellen zweiten Platz hinter seinem Teamkollegen und Landsmann Nelson Piquet.

Es war Morenos erster Einsatz für das Benetton-Team, und es sollte bei diesem einen Formel-1-Podestplatz bleiben. In den darauffolgenden Grands Prix kam er nie über den vierten Platz hinaus.

Moreno erinnert sich so ans Debüt mit Benetton: «Ich reiste nach London, um den damaligen Brabham-Teammanager Herbie Blash zu treffen, doch ich war schon um zehn Uhr am Flughafen und er hatte erst um 17 Uhr Zeit. Um mir die Wartezeit zu verkürzen, rief ich alle möglichen Leute an, darunter John Barnard.»

Der Rennfahrer erklärte dem technischen Direktor des Benetton-Teams, dass er auf Job-Suche sei und dieser bat ihn gleich um einen Gefallen, wie Moreno weiter erzählt: «Er fragte mich, ob ich nicht aushelfen und ins Auto fürs nächste Jahr steigen könne, damit er nicht seine beiden Stammfahrer Piquet und Nannini herbemühen müsse, und ich sagte zu.»

Als der Brasilianer schliesslich bei Barnard ankam, klärte ihn dieser über den Hubschrauber-Unfall Nanninis auf, der sich in der Zwischenzeit ereignet hatte. Dem Italiener wurde vom Rotor der rechte Arm abgetrennt.

Moreno durfte einspringen, obwohl sich einige grosse Namen um das Cockpit bemühten, wie ihm Barnard verriet: «Ich würde in dieser Situation am liebsten nicht mit zwei Autos antreten, aber ich bin vertraglich dazu verpflichtet», verriet der technische Direktor seinem Besucher, und fügte an: «Alle rufen wegen des Cockpits an. Aber du bist der Einzige, der schon vor dem Unfall angerufen hat. Und du bist extra hergekommen, um uns einen Gefallen zu tun. Würdest du gerne fahren?»

Moreno nahm an und fand sich nach einigen Querelen mit seinem vorherigen Arbeitgeber EuroBrun schliesslich in Japan an der Seite von Piquet wieder. Er folgte seinem Teamkollegen durch das Rennen und machte alles richtig, weshalb er sich am Ende über den zweiten Platz freuen durfte.

«Plötzlich wollten mich alle, aber ich blieb Benetton treu, bis Michael Schumacher in Monza meinen Platz einnahm», erinnert sich Moreno, und beteuert: «Dass ich dann mitten in der Saison mein Cockpit an Schumacher abgeben musste, erfüllt mich nicht mit Wut, denn Benetton hatte mir ja die Chance meines Lebens eröffnet. Und ich war auch schon nicht mehr der Jüngste. Zwei Brasilianer in einem Team macht aus Sponsoren-Sicht auch nicht viel Sinn.»

Benetton-Chef Flavio Briatore wollte nach dem tollen Formel-1-Debüt von Michael Schumacher diesen Rohdiamanten unbedingt schon in Monza im Auto haben, doch es gab ein kleines Problem: Irgendwie musste er Moreno loswerden.

Moreno leistete Widerstand, mit gütiger Hilfe von Eddie Jordan, der auch nicht eben begeistert war, weil er merkte, dass er Michael Schumacher nach nur einem Einsatz verliert. Eddie versuchte, in London gegen Benetton eine einstweilige Verfügung zu erwirken, das Gerichte schmetterte das ab, ein Gericht in Italien war zugänglicher – worauf Benetton-Teamchef Flavio Briatore in Monza eine versiegelte Box vorfand.

Piquet setzte sich für seinen Kumpel Moreno ein, auch Ayrton Senna redete dazwischen, für einmal waren sich die beiden brasilianischen Superstars einig.

Dann schaltete sich auch noch «Mr. Formula One» Bernie Ecclestone ein – er wollte endlich einen deutschen Weltmeister sehen, und Michael zeigte die Ansätze dazu. Es kam zum Showdown in der Villa d’Este, und morgens um drei Uhr stand fest – Moreno knickt ein.

Michael Schumacher sass ab Monza im Benetton, der Rest ist Formel-1-Historie: Für Schumi ging es steil bergauf, für Moreno in die andere Richtung. «Pupo» wurde wieder zum Motorsport-Wandersmann.

Damit zum neuen Rätsel: Dieser Fahrer war in der Formel 1 wie ein Fels, aber zu seiner grossen Karriere reichte es dennoch nicht.

Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

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