Neues Rätsel Racing-Raritäten: Vorsicht, Tiefflieger!
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der US-Amerikaner Bobby Rahal mit seinem Wolf-Rennwagen beim Grossen Preis von Kanada 1978 in Montreal.
Robert «Bobby» Woodward Rahal, vor kurzem 70 Jahre alt geworden, tauchte zwei Mal in der Formel 1 auf: In einem Wolf-Rennwagen in Kanada und in den USA 1978, mit überschaubarem Erfolg (Zwölfter in Watkins Glen/USA, Ausfall in Montreal), und Jahre später als Teamchef des GP-Rennstalls von Jaguar, auch hier blieben die Erfolge überschaubar. Aus Jaguar wurde der Rennstall Red Bull Racing.
In der IndyCar-Serie wurde Rahal zum Star: Er gewann drei Mal den Titel in der damals CART genannten Top-Einsitzerserie von Nordamerika (1986, 1987 und 1992) und insgesamt 24 Rennen, darunter 1986 das Indy 500. Über einen Zeitraum von 18 Jahren ging er 266 Mal an den Start, von 1982 bis 1998.
Beim Gesamtsieg 1992 war Rahal auch Mitbesitzer des Teams, und er ist heute noch im IndyCar-Sport engagiert, als Besitzer von Rahal Letterman Lanigan Racing, die 2023 unter Anderen mit dem Dänen Christian Lundgaard antreten. Als Rennstallbesitzer gewann Rahal beim Indy 500 im Jahre 2004 mit Buddy Rice und 2020 mit dem früheren Formel-1-Fahrer Takuma Sato.
Kaum bekannt: Rahal war auch in das Indy 500-Projekt von Ferrari eingebunden, und diese spannende Geschichte ging so.
Der legendäre Enzo Ferrari hat Dutzende Male gepoltert, aus der Formel 1 auszusteigen. So auch Mitte der 1980er Jahre, als um ein neues Motorreglement gezankt wurde. Es ging darum durchzusetzen, dass Ferrari nach Ablauf der ersten Turbo-Ära wieder Zwölfzylindermotoren einsetzen kann.
Als Zeichen dafür, dass es ihm durchaus ernst war, liess Enzo Ferrari den IndyCar-Ferrari 637 entwerfen und bauen. Um mehr über CART-Renner zu erfahren, reiste CART-Star Bobby Rahal samt eines March 85C-Cosworth nach Italien, wo der Amerikaner in Fiorano auf die Bahn ging. Die Weichen zwischen Truesports und Ferrari hatte Reifenhersteller Goodyear gestellt. Auch Ferrari-Pilot Michele Alboreto bewegte den March.
Rahal sagte Jahre später: «Ferrari versuchte sogar, den damaligen March-Ingenieur Adrian Newey zu bekommen! Als das nicht möglich war, erhielt Gustav Brunner den Auftrag zum Bau des 637. Ferrari hat den March komplett zerlegt und alles gründlich angeschaut.»
Der Ferrari 637 wurde sogar der Presse vorgestellt und von Michele Alboreto getestet, aber es kam nie zu einem Renneinsatz.
Inzwischen hatten sich die Wogen mit den Regelhütern geglättet, zudem sprach sich der neue Ferrari-Technikchef John Barnard gegen ein Indy-Programm aus. Der Wagen wanderte direkt ins Museum. Zuvor hatte der Ferrari 637 Rundenzeiten gefahren, die auf Augenhöhe mit den Vorgaben des March lagen.
Ganz umsonst war das Projekt nicht: Der Ferrari-Indy-Motor vom Typ 034 wurde weiterentwickelt und erhielt später die Aufschrift Alfa-Romeo – Alfa engagierte sich von 1989 bis 1991 mit einem March-Chassis im CART-Sport, hatte aber wenig Erfolg. Roberto Guerrero erreichte 1989 als bestes Rennergebnis einen achten Rang in Detroit, 1990 war Platz 5 des Kolumbianers in Michigan das Highlight, 1991 wurde Danny Sullivan beim Meisterschaftsauftakt in Surfers Paradies Vierter und am Ende Gesamtelfter.
Der Indy-Ferrari schaffte es übrigens doch noch nach Indianapolis: 1994 wurde er von Ferrari ans Indy-Museum ausgeliehen und stand eine Weile in der Hall of Fame.
Damit zum neuen Rätsel: Zwei Tiefflieger vor ungewöhnlicher Kulisse.
Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.