Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Pierre Gasly zum FIA-Fiasko: «Meine Oma ist ratlos»

Von Mathias Brunner
Pierre Gasly in Österreich

Pierre Gasly in Österreich

​GP Österreich auf dem Red Bull Ring: Die Regelhüter des Autosport-Weltverbands FIA prüften 1200 Verletzungen der Pistengrenzen, es hagelte Strafen. Alpine-Fahrer Pierre Gasly kann nur den Kopf schütteln.

Schon während des Grossen Preises von Österreich wurden zahlreiche Strafen ausgesprochen, weil die meisten der 20 Fahrer regelmässig die Pistengrenzen verletzten. Seit Saisonbeginn 2023 ist das von den Formel-1-Rennleiter Niels Wittich so definiert: Wer mit allen vier Rädern jenseits der weissen Linie entlang der Bahn gerät, der wird notiert.

Gemäss des Formel-1-Reglements darf ein Fahrer die weisse Linie vier Mal ungestraft überschreiten, das vierte Mal ist als letzte Warnung in Form der diagonal geteilten, schwarz-weissen Flagge definiert. Danach gibt es eine Strafe: fünf Sekunden.

Die muss der Sünder beim nächsten Boxenstopp absitzen (erst nach fünf Sekunden Standzeit dürfen die Mechaniker am Wagen warbeiten) oder, falls der Fahrer alle seine Stopps bereits hinter sich hat, die fünf Sekunden werden auf die Rennzeit addiert. Wer erneut sündigt oder die Strafe nicht korrekt an der Box absitzt, erhält zehn Strafsekunden.

Was beim Traditions-GP von Österreich passiert ist, das ist ein Fiasko: Schon im Laufe des Rennens hagelte es Strafen, aber richtig schräg wurde es danach. Aston Martin legte gegen das Ergebnis Protest ein, mit dem Argument, nicht alle Fälle von Überschreitung der Pistengrenzen seien angeschaut und geahndet worden.

Die FIA-Regelhüter mit den Rennkommissaren Garry Connelly (Australien), Mathieu Remmerie (Belgien), Enrique Bernoldi (Brasilien) und Walter Jobst (Österreich) kamen zum Schluss: Der Protest von Aston Martin ist berechtigt, die ganzen Fälle müssen im Detail beleuchtet werden. Nach FIA-Angaben wurden dann 1200 Fälle von Pistengrenzen-Überschreitung beleuchtet.

Um 21.30 Uhr am Abend des 2. Juli wurde bekannt, wer nachträglich bestraft werden muss:

Carlos Sainz (Ferrari): 10 Sekunden
Lewis Hamilton (Mercedes): 10 Sekunden
Pierre Gasly (Alpine): 10 Sekunden
Alexander Albon (Williams): 10 Sekunden
Esteban Ocon (Alpine): 30 Sekunden
Logan Sargeant (Williams): 10 Sekunden
Nyck de Vries (AlphaTauri): 15 Sekunden
Yuki Tsunoda (AlphaTauri): 5 Sekunden

Das alles bedeutete: Sainz verlor zwei Ränge und ist neu Sechster statt Vierter. Norris und Alonso rückten beide hoch, auf die Ränge 4 und 5. Lewis Hamilton verlor einen Rang und damit Platz 7 an Russell, Hamilton also neu Achter. Gasly und Stroll tauschten die Ränge, der Franzose also nicht Neunter, sondern Zehnter, der Kanadier dafür mit zwei Punkten und nicht nur mit einem. Die weiteren Strafen spielten bei der Vergabe von WM-Punkten keine Rolle.

Pierre Gasly sagt als Strafversetzter: «Ich war auf der Jagd nach Fernando Alonso, natürlich setzte ich alles daran, an ihm dran zu bleiben. Dazu musst du Risiken eingehen, und dann bist du auf einer Strecke wie dem Red Bull Ring ratz-fatz neben der Bahn.»

«Die Regeln sind für alle gleich, aber eines hat dieses Rennen klargemacht – wir müssen diese Pistengrenzensache anders anpacken. Wir hatten schon im Qualifying 43 Fälle gestrichener Runden. Meine Oma sass vor dem Fernseher und war ratlos. Sie hat mir später am Telefon gesagt: ‘Was zum Geier geht da vor bei euch? Ich sehe: Hamilton ist Schnellster, aber zwei Sekunden später taucht er in der Tabelle nur noch auf Rang 18 auf. Was soll das?’ Sie hat Recht: Das versteht doch kein Fan mehr. Das müssen wir anders lösen.»

Österreich-GP, Red Bull Ring

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:25:33,607 h
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +5,155 sec
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +17,188 sec
04. Lando Norris (GB), McLaren, +26,327 sec
05. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +30,317 sec
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, +31,377 sec
07. George Russell (GB), Mercedes, +48,403 sec
08. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +49,196 sec
09. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +59,043 sec
10. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:07,667 sec
11. Alex Albon (T), Williams, +1:19,767
12. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1 Runde
13. Logan Sargeant (USA), Williams, +1 Runde
14. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
16. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1 Runde
17. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, +1 Runde
18. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
18. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1 Runde
Out
Nico Hülkenberg (D), Haas, Motorschaden

WM-Stand (nach 9 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 229 Punkte
02. Pérez 148
03. Alonso 131
04. Hamilton 106
05. Sainz 82
06. Leclerc 72
07. Russell 72
08. Stroll 44
09. Ocon 31
10. Norris 24
11. Gasly 16
12. Hülkenberg 9
13. Albon 7
14. Piastri 5
15. Bottas 5
16. Zhou 4
17. Tsunoda 2
18. Magnussen 2
19. De Vries 0
20. Sargeant 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 377 Punkte
02. Mercedes 178
03. Aston Martin 175
04. Ferrari 154
05. Alpine 47
06. McLaren 29
07. Haas 11
08. Alfa Romeo 9
09. Williams 7
10. AlphaTauri 2

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