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Nicholas Latifi: Nach Todesdrohung nun Karriere-Ende

Von Mathias Brunner
Nicholas Latifi

Nicholas Latifi

Nicholas Latifi (28) beendet seine Rennkarriere. Der Kanadier löste das kontroverse WM-Finale 2021 aus, zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen, er erhielt deswegen sogar Todesdrohungen.

Mit nur 28 Jahren beendet Nicholas Latifi seine Karriere als Rennfahrer. Im Herbst 2022 wurde ihm bei Williams eröffnet, dass er durch den US-Amerikaner Logan Sargeant ersetzt wird. Seither war der Siebte des Ungarn-GP 2021 ohne Cockpit.

Nun teilt Latifi mit: «Ende 2022 habe ich beschlossen, 2023 keine Rennen zu bestreiten. Es fühlte sich zwar seltsam an, aus der strukturierten Gemeinde des Motorsports auszubrechen, der ich mein halbes Leben lang angehört habe. Aber ich musste mir darüber klar werden, was ich als nächstes in meinem Leben machen will.»

«Ich strebe einen Abschluss in Betriebswirtschaft an. Ich habe mich für die Geschäftswelt schon immer interessiert, und diesen Weg hätte ich beschritten, wäre ich nicht dem Rennsport verfallen. Ich freue mich, dass ich von der London Business School akzeptiert worden bin, dort will ich meinen Master machen. Die Arbeit fängt im August an.»

«Vielleicht kommt dieser Schritt für einige Leute überraschend. Aber mir war immer klar – mein Leben ist mit Abschluss der Rennkarriere nicht vorbei, sondern ich will ein neues Kapitel aufschlagen, und diese Schule bereitet mich optimal darauf vor.»

Todesdrohung nach Abu Dhabi 2021

Für viele Rennfans wird Nicholas Latifi immer jener Rennfahrer bleiben, der das kontroverse WM-Finale von Abu Dhabi 2021 zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen überhaupt möglich gemacht hat.

Zur Erinnerung: Fünf Runden vor Schluss des Grossen Preises von Abu Dhabi setzte der Kanadier Nicholas Latifi seinen Williams in die Pistenbegrenzung, dem damaligen Formel-1-Rennleiter Michael Masi blieb nichts Anderes übrig als eine Safety-Car-Phase zu verhängen.

Masi liess einige Nachzügler an Leader Lewis Hamilton und am Safety-Car vorbei, dadurch kam Verstappen direkt hinter Hamilton zu liegen, dann gab der Rennchef das Rennen frei, und diese Chance liess sich Max nicht nehmen – er überholte Hamilton in der letzten Runde, gewann und wurde so Weltmeister.

Die sozialen Netzwerke glühten.

Tage später meldete sich Latifi so zu Wort: «Es ist schockierend, dass man soziale Netzwerke als Kanal missbraucht, um jemandem beleidigende Nachrichten zukommen zu lassen. Was mich dabei wirklich erschüttert, das ist der extreme Ton dieser Hass-Nachrichten, der Beschimpfungen und sogar der Todesdrohungen, die ich erhalten habe.»

Später fügte Latifi hinzu: «Vielleicht werden mich einige Leute belächeln, aber ich habe diese Drohungen sehr ernst genommen. Als ich in den Tagen nach Abu Dhabi nach London zurückkehrte, engagierte ich Personenschutz. Ich besuchte mit meiner Freundin das Winder Wonderland, da hatten wir Bodyguards dabei.»

Der in Montreal geborene und in Toronto aufgewachsene Sohn eines erfolgreichen, kanadisch-iranischen Unternehmers ist ein Strahlemann in der Art von Daniel Ricciardo.

Latifi musste lange auf seine Formel-1-Chance warten, denn der Weg in die höchste Rennsportkategorie war steinig. Latifi war ein Spätzünder, erste Rennen fuhr er erst mit 13 Jahren, da haben andere Talente schon Jahre auf den Kartbahnen hinter sich. Ab 2012 sass er im Rennwagen (Skip Barber Winterseries, dann Rennen in der italienischen Formel 3). Rang 5 in der englischen Formel-3-Meisterschaft 2013 und Platz 10 in der Formel-3-EM 2014 deuteten nicht auf einen kommenden Villeneuve hin. Ab 2014 sass Latifi bereits im GP2-Renner (heute Formel 2).

In der GP2 und in der Formel 2 ging es auf und ab: 27. 2015 (aber nur die Hälfte der Rennen bestritten), 16. 2016 (erster Podestplatz), 5. 2017 (erster Sieg), dann Rückfall 2018 mit Schlussrang 9, 2019 jedoch dann die stärkste Saison – acht Podestränge, davon vier Siege mit DAMS, zweiter Schlussrang hinter Nyck de Vries.

In Sachen Formel 1 dockte Latifi als Testfahrer 2016 bei Renault an, am 5. Mai 2016 sass er erstmals im GP-Renner. 2017 testete er mit den Franzosen in Barcelona und auf dem Hungaroring. 2018 wechselte er als Testfahrer zu Force India (heute Racing Point, ab 2021 Aston Martin), in Kanada gab er sein Debüt am GP-Wochenende, mit einem Einsatz im ersten Freitagtraining.

2019 sammelte Latifi als Freitagtestfahrer bei Williams an sechs GP-Wochenenden Erfahrung. Von 2020 bis 2022 bestritt er für das englische Traditionsteam insgesamt 61 WM-Läufe, mit Rang 7 auf dem Hungaroring 2021 als Highlight. Im gleichen Jahr wurde er WM-17.

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