Neues Rätsel Racing-Raritäten: Brücke zur Gegenwart
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Rennstallgründer Bruce McLaren mit seinem McLaren M7A beim Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps, es war der erste GP-Sieg des Neuseeländers im eigenen Rennwagen.
McLaren feiert in diesem Jahr 60 Jahre Firmengeschichte, und es ist angemessen, in diesen Tagen über einen grossen Mann zu schreiben, der zu früh aus dem Leben gerissen wurde.
Der Neuseeländer Bruce McLaren sah das Leben als Herausforderung. Und er war bereit, dafür den höchsten Preis zu bezahlen. «Etwas gut zu machen, ist so erstrebenswert, dass es nicht töricht sein kann zu sterben, wenn man sich verbessern will. Es ist eine Vergeudung des Lebens, nichts aus seinen Fähigkeiten zu machen. Denn ich bin der Überzeugung: das Leben sollte nicht in Jahren bemessen werden, sondern in Errungenschaften.»
Bruce McLaren sprach diese Worte bei der Beisetzung seines Freundes, des Rennfahrers Tim Mayer (Bruder des späteren McLaren-Teamchefs Teddy Mayer). Im Juni 1970 hätten die Worte bei den Trauerfeierlichkeiten von Bruce McLaren selber nicht passender sein können.
Der Neuseeländer wäre heute 85 Jahre alt und würde staunen, was sich aus seinem Team entwickelt hat: Die McLaren-Gruppe beschäftigt rund 3000 Fachkräfte in den drei Bereichen Sportwagenbau, Formel-1-Rennstall und technische Sonderaufgaben. Und alles begann mit einem halben Dutzend Idealisten.
Bescheidener Anfang
«Team Bruce McLaren Motor Racing» entstand aus dem Wunsch, für die Winter-Meisterschaft «Tasman Series» einen Formel-1-Renner umzubauen. Charles Cooper, für dessen Rennstall der damals 26-jährige Bruce in der Königsklasse antrat, war der Ansicht, dass ein GP-Auto aus dem eigenen Hause diese Aufgabe ohne grössere Umbauten meistern würde. Sein Veto zwang Bruce zum Alleingang und setzte somit den Grundstein einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.
Aus historischer Perspektive war dies der entscheidende Auslöser, der auch die spätere Überlegenheit von McLaren begründet. Für Bruce war nur das Beste gut genug, und seine Nachfolger übernahmen diese Haltung, allen voran Ron Dennis.
Der Aufwand von McLaren zahlte sich aus, der Neuseeländer gewann die Tasman-Serie. Mit dem Erfolg kam der Wunsch nach dem Aufstieg in die Formel 1, und als dort 1966 ein neues Motoren-Reglement eingeführt wurde, sah McLaren den Zeitpunkt als gekommen.
Zu Beginn nutzten die Rennställe so ziemlich jeden Antriebsstrang, der angeboten wurde. McLaren setzte 1966 auf einen Zweiliter-BRM-V8-Motor und den italienischen Serenissima-V8, weil der eigentlich geplante Ford-V8 ungeeignet war (zu schwer, zu schwachbrüstig), und 1967 auf den BRM-V12, bevor sich der DFV-V8 von Cosworth durchsetzte. Ab 1968 kamen die ersten Grand-Prix-Erfolge.
Tod bei Testfahrten
Lange konnte Bruce McLaren die Erfolge seines Rennstalls nicht geniessen: Am 2. Juni 1970 kam er bei einem CanAm-Test in Goodwood ums Leben, nachdem sich die Heckverkleidung des Rennwagens gelöst hatte.
McLarens Tod war eine Tragödie, welche die Rennsport-Welt weit über die Grenzen der Formel 1 hinaus erschütterte, so gross war Bruces Ansehen in der internationalen Szene. Dass sowohl das Formel-1- als auch das CanAm-Projekt weitergeführt werden konnten, zeigt, wie weitsichtig Bruce die Geschicke seines Teams geplant hatte. Auch das IndyCar-Projekt wurde fortgesetzt.
McLarens Wegbegleiter Tyler Alexander sagte der Belegschaft nach der Hiobsbotschaft aus Goodwood, sie können am folgenden Tag zuhause bleiben. Aber alle erschienen zur Arbeit. Weil Bruce McLaren nichts Anderes getan hätte.
Erster WM-Titel
Auch in der Formel 1 ging die Erfolgsgeschichte weiter: 1973 trat McLaren mit dem von Gordon Coppuck entworfenen M23 an. Emerson Fittipaldi und James Hunt holten damit 1974 und 1976 die ersten beiden WM-Titel für McLaren.
Ende der 1970er Jahre folgte dann die zweite Krise, die Erfolge wurden spärlicher und die Sponsoren nervös. Schliesslich vermittelte Titelsponsor Marlboro zwischen McLaren und Ron Dennis, der erfolgreich in verschiedenen Nachwuchsformeln unterwegs gewesen war.
Der erste Sieg des neu organisierten Unternehmens, das nun unter dem Namen «McLaren International» auftrat, feierte McLaren 1981 beim Grossbritannien-GP in Silverstone. Später durfte das neue Bündnis mit Niki Lauda (1984), Alain Prost (1985, 1986 und 1989), Ayrton Senna (1988, 1990 und 1991), Mika Häkkinen (1998 und 1999) und zuletzt 2008 mit Lewis Hamilton den Fahrer-Weltmeistertitel feiern.
McLaren ist heute hinter Ferrari der zweiterfolgreichste Formel-1-Rennstall. Und tritt in verschiedenen Rennserien an, im IndyCar-Sport, in der Formel E, in der E Extreme-Serie.
McLaren ist der einzige Konstrukteur von Renn- und Strassensportwagen, der beim Grossen Preis von Monaco, beim Indy 500 und bei den 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat.
Bruce McLaren wäre gewiss stolz.
Damit zum neuen Rätsel: Dieses Bild schlägt eine glamouröse Brücke von Formel-1-Vergangenheit zur Gegenwart.
Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.