Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Neue Siegerpokale: Spott von Verstappen und Hamilton

Von Mathias Brunner
Die modernen Formel-1-Siegerpokale sind eine Mischung aus traditionellen Trophäen (wie dem Gold-Cup in Silverstone) und Auszeichnungen, die Marketing für den jeweiligen Hauptgeldgeber darstellen.

Auf X (vormals Twitter) haben die Organisatoren des Formel-1-WM-Laufs der Niederlande verraten, wie die 2023er Siegertrophäe aussieht: Ganz in weiss gehalten, in traditioneller Porzellan- und Keramikkunst des Landes, mit dem königlichen Löwen des Landes in Gold für den Sieger, in Rot für den Zweitplatzierten, in Blau für den Dritten (die Landesfarben der Niederlande).

Designer Piet Boon hat sich bei der Form an jenem Pokal orientiert, der in Zandvoort nach dem ersten Rennen 1939 dem Sieger überreicht worden ist. Damit kehren die Niederländer zurück zu einer Lösung wie 2021, nachdem der Siegerpokal 2022 vom Künstler Pablo Lücker eher als Knicks vor Hauptsponsor Heineken zu verstehen war. Den 2021er Pott fand Weltmeister Max Verstappen «ein wenig hässlich. Aber ich bin schliesslich für den Sieg hier, nicht für den Pokal.»

Dabei hatten sich die Organisatoren bei der Rückkehr der Königsklasse in den Dünenkurs an der Nordsee so viel einfallen lassen.

Die in Zusammenarbeit mit Formel-1-Sponsor Heineken erzeugte Trophäe sollte den Willen der Königsklasse zur Nachhaltigkeit unterstreichen – denn sie bestand ausschliesslich aus wiederverwerteten Materialien.

Gleichzeitig schlug sie eine Brücke zur Vergangenheit, weil ihre Form an jene Trophäe erinnert, die 1939 nach dem ersten Rennen hier in Zandvoort verliehen worden ist. Dritter Schwerpunkt: das Grün von Sponsor Heineken. Das Glas des oberen Teils bestand aus wiederverwerteten Heineken-Flaschen, eingeschmolzen und dann mundgeblasen in Leerdam, der Stadt des Glases. Der Sockel bestand aus Kunststoff: um genau zu sein, aus dem Plastik von alten Bierkisten. Und die Holzbox aus Abfall-Sperrholz.

Der Name des Siegers wurde mit Sand eingraviert, als Knicks vor der Lage der Rennstrecke in den Dünen von Zandvoort. Heineken liess sich nicht lumpen und produzierte über die Herstellung des Pokals sogar einen Kurzfilm mit der schottischen Rennlegende Sir Jackie Stewart.

Wir sehen: Alles in allem floss viel Hirnschmalz in den Pokal, aber Red Bull Racing-Star Max Verstappen war trotzdem wenig beeindruckt. Das erinnerte mich an vergleichbare Worte von Lewis Hamilton und Sebastian Vettel.

Unvergessen Lewis Hamilton in Silverstone 2014: «Wann immer ich früher den britischen Grand Prix im Fernsehen sah oder mir alte Videos anguckte, dann sah ich den Sieger mit dieser fabelhaften goldenen Siegertrophäe. Auf die freute ich mich besonders, nachdem ich die Ziellinie gekreuzt hatte.»

Nur: Statt des ehrwürdigen Pokals erhielt Lewis vor neun Jahren zunächst ein Gebilde, das aussah, als sei es von einem Zehnjährigen zusammengebastelt worden. Mit Zutaten aus dem nächsten Baumarkt. Hamilton spottete: «Die Auszeichnung sah aus wie Plastik, als erstes fiel der Boden heraus, sie wirkte, als hätte sie einen Wert von ungefähr zehn Pfund.»

Bei diesen Worten muss es Lord Burns den Magen zusammengekrampft haben: Er war damals Vorstandschef der Bank Santander in Grossbritannien, seine Firma war Hauptsponsor des Silverstone-GP und damit verantwortlich für seltsame Trophäe. Auch die britischen Zeitungen schütten Hohn und Spott über das Gebilde, das wohl nur vom eigenen Designer richtig hübsch gefunden wurde.

Aber was hat es nun mit dem Goldpokal auf sich?

Seit dem ersten Grand Prix in Silverstone 1948 wird dem Sieger jeweils der so genannte Gold-Cup verliehen – eine Auszeichnung des Königlich Britischen Automobilklubs, «und ein Siegerpokal, wie er sein sollte», wie Lewis Hamilton betont. Zwei Wachmänner begleiten den Pokal das ganze Wochenende über, von seiner Reise im edlen Klubhaus Pall Mall in London bis nach Silverstone, während der Siegeszeremonie – und dann wieder zurück nach Pall Mall, denn der Gold-Cup ist eine Trophäe, die ein Formel-1-Sieger nicht behalten darf.

Sebastian Vettel schlug in Sachen Siegerpokale ähnliche Töne an. «Als ich begonnen habe, die Formel 1 im Fernsehen zu verfolgen, da hatten ein paar Rennen sehr ikonische Trophäen, was das Design oder Material betrifft. Das ist für mich Teil der Tradition.»

«Wenn ich mir die alten Fotos anschaue, dann sieht man in verschiedenen Ländern ganz bestimmte, typische Trophäen. Es ist doch langweilig, wenn wir einen Pokal von einem Titelsponsor bekommen.»


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