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Sainz hat Leclerc im Griff: Wachablösung bei Ferrari?

Von Andreas Reiners
Carlos Sainz und Charles Leclerc

Carlos Sainz und Charles Leclerc

Zahlen lügen in der Regel nicht. Deshalb zeigt der Blick auf die WM-Wertung recht deutlich: Die Nummer eins bei Ferrari heißt im Moment Carlos Sainz.

Der Spanier steht nach 15 Rennen bei 142 Punkten, er ist damit Gesamtfünfter. Hinter ihm belegt sein Teamkollege Charles Leclerc mit 123 Zählern Rang sechs.

Was bei einem weiteren Blick auffällt: Sainz ist erstaunlich gut aus der Sommerpause gekommen. In Zandvoort landete er als Fünfter, in Monza als Dritter und in Singapur als Sieger stets vor Leclerc. Das gilt auch für die Qualifyings, eigentlich eine Spezialität Leclercs.

Sainz beeindruckte dabei mit zwei Pole Positions in Folge, in Singapur die Grundlage dafür, dass sein Teamkollege ihm helfen musste. Und für das Rennen auf dem kniffligen Stadtkurs natürlich ganz grundsätzlich ein echtes Pfund. Und wie er in der Schlussphase seinem Verfolger Lando Norris DRS ermöglichte, um die Mercedes dahinter in Schach zu halten, war eine taktische Meisterleistung.

Wer verfolgt, wie Fans und Medien in Italien mit Ferrari umgehen, der weiß, dass in schlechten Zeiten die Welt untergeht, und in guten Zeiten die Lobeshymnen geschmettert werden. Sainz dürfte sie genießen.

«Sainz feiert ein Meisterwerk und beweist sich als genialer Stratege. Er ist intelligent wie Niki Lauda und schlau wie Alain Prost. Bis gestern war Sainz ein solider und zuverlässiger Pilot, seit Singapur ist er ein Champion», schrieb die Gazzetta dello Sport.

Und AS meint: «Carlos Sainz gewinnt wie ein Boss, er verteidigt sich mit einer Leistung für die Geschichtsbücher. Der Spanier lässt Ferrari wieder auferstehen. Am Ende des Rennens stehen für ihn zwanzig Minuten voller Qual, voller Druck, mit kühlem Kopf zeigt er alle seine Talente.»

Hat Sainz jetzt sogar Leclerc als Nummer eins bei Ferrari abgelöst? Timo Glock hat in seiner Sky-Kolumne eine klare Meinung: «Das heißt aber noch lange nicht, dass er jetzt Charles Leclerc abgelöst hat. Bei Ferrari gibt es ja keine klare Nummer eins, beide Fahrer agieren meiner Meinung nach auf Augenhöhe.»

Doch wie kommt es, dass Sainz seit der Sommerpause offenbar eine Wandlung durchgemacht hat? Druck scheint dem Spanier nichts mehr anhaben zu können, und konstant agiert er auch.

«Was das Verständnis für das Auto und das Fahren angeht, hatten wir vor der Sommerpause schon ein gutes Gefühl», sagte Sainz, der verrät: «Ich habe mich in der Sommerpause mit meinen Ingenieuren zusammengesetzt und wir haben gesagt: ‚Okay, was können wir tun, um das ganze Wochenende zusammenzubringen?‘ Denn wir haben eindeutig eine gute Pace, wir haben ein paar gute Dinge gemacht, aber wir haben nie das Ganze zusammengebracht.»

Das Motto lautete laut Sainz also: «Lasst uns sehen, was wir tun können, um das zu verbessern und in der zweiten Hälfte konstante Leistungen zu zeigen, denn das Potenzial ist dieses Jahr eindeutig da.»

Inzwischen nutzt er es immer besser aus. «Zandvoort war ein sehr gutes Wochenende, Monza war fast perfekt und hier habe ich das Gefühl, dass es das perfekte Wochenende war. Es macht mich sehr glücklich und stolz, wenn man arbeitet, analysiert und auch den Speed hat, wie ich ihn an diesem Wochenende hatte. Es zahlt sich immer aus, und jetzt haben wir es geschafft, alles unter einen Hut zu bringen. Ich freue mich sehr für die Ingenieure, die Mechaniker, das Team und alle anderen», sagte Sainz.

Die große Frage: Was bedeutet das für Suzuka am kommenden Wochenende? Und die Rennen danach? «Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es viel bedeutet. Wir hatten zwei großartige Wochenenden hintereinander, aber ich denke, die beiden Strecken, auf denen wir waren, haben unserem Auto gutgetan», so Sainz.

Er sei unglaublich stolz auf die Anstrengungen, die das Team unternommen habe, so Sainz, «aber ich denke, dass es immer noch harte Wochenenden geben wird, an denen wir nicht um Podiumsplätze kämpfen, sondern Platz fünf oder Platz sechs erreichen werden. Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir diese Plätze weiterhin erreichen, wenn dies das Maximum ist, was das Team und das Auto an diesen Wochenenden leisten können.»

«Worauf ich aber noch stolzer bin, ist, dass wir in diesem Jahr eine Chance auf den Sieg hatten, und das Team hat unter Druck reagiert. Auch ich habe reagiert, und es ist uns gelungen, aus der einen Chance, die uns der Red Bull und die Situation gegeben haben, ein perfektes Wochenende zu machen, was für die Fortschritte spricht, die Ferrari und wir machen.»

Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit 

01. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:46:37,418 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +0,812 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +1,269
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +21,177
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +21,441
06. Pierre Gasly (F), Alpine, +38,441
07. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +41,479
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +54,534
09. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +1:05,918 min
10. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:12,116
11. Alex Albon (T), Williams, +1:13,417
12. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, 1:23,649
13. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:26,201
14. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:26,889
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:27,603
Out
George Russell (GB), Mercedes, Crash
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Aufgabe
Esteban Ocon (F), Alpine, Getriebe
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Crash

WM-Stand (nach 15 von 22 Grand Prix, inkl. 3 von 6 Sprints) 

Fahrer 
01. Verstappen 374 Punkte
02. Pérez 223
02. Hamilton 180
04. Alonso 170
05. Sainz 142
06. Leclerc 123
07. Russell 109
08. Norris 97
09. Stroll 47
10. Gasly 45
11. Piastri 42
12. Ocon 36
13. Albon 21 
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 6 
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 3
19. Lawson 2
20. Sargeant 0
21. De Vries 0 
22. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 597 Punkte
02. Mercedes 289
03. Ferrari 265
04. Aston Martin 217
05. McLaren 139
06. Alpine 81
07. Williams 21
08. Haas 12
09. Alfa Romeo 10
10. AlphaTauri 5


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