Oscar Piastri und die coolste Mama der Formel 1
Oscar Piastri
Oscar Piastri erträgt es wie ein Mann. Besser gesagt: wie ein Sohn. Wie einer, dem die Mama insgeheim vielleicht ein bisschen peinlich ist. Wobei Nicole Piastri das gar nicht ist. Sie gehört eher in die Kategorie coole Mutter. Sie weiß, wie das Netz funktioniert. Sie hat Humor.
Und kombiniert beides auf ziemlich unterhaltsame Art und Weise. Nicht aufdringlich oder unangenehm, sondern pointiert. Und immer mit augenzwinkernden Seitenhieben gegen den eigenen Sohn.
Wie am vergangenen Wochenende in Suzuka, als Sohnemann Oscar als Dritter in seinem McLaren den ersten Podestplatz seiner noch jungen Formel-1-Karriere einfuhr.
«Gute Arbeit heute, Osc. Heißt das, ich kann endlich welchen von diesen [Pokalen] loswerden?...», schrieb sie auf «X», garniert mit einem Foto uralter Pokale. Der Post eroberte mal wieder das Netz, und das nicht zum ersten Mal.
Am Samstag hatte sie McLaren-CEO Zak Brown eine humorvolle Absage auf eine Einladung nach Japan formuliert. «Danke für das nette Angebot, Zak Brown, aber ich denke, es ist besser, wenn ich meine Panikattacken zuhause habe. Ich plane allerdings, die Kunst der Meditation rechtzeitig zum Rennen in Vegas gemeistert zu haben», schrieb sie.
Mama Piastri lässt immer wieder die Angst einer Mutter eines Formel-1-Fahrers durchblicken, wenn sie etwas postet. Verpackt mit Witz und Charme. Wie bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung McLarens mit Oscar vor dem Japan-GP: «Was!! Wir machen das jetzt also weitere drei Jahre???»
Zur Meldung, dass Daniel Ricciardo sein Comeback in der Formel 1 für AlphaTauri feiert, schrieb sie: «Ich freue mich aufrichtig für Daniel, aber können wir auch an Grace Ricciardo (Mutter von Daniel, Anm.d.Red.) denken, die endlich dachte, sie könne sich entspannen?»
Und als Piastri Junior im Sommer das MotoGP-Wochenende in Silverstone besuchte, setzte er sich auf ein Rennmotorrad und scherzte, er tausche vier Räder gegen zwei. Nicole Piastri grätschte blitzschnell dazwischen, humorvoll natürlich: «Auf keinen Fall! Sofort vom Motorrad runter, Oscar Jack Piastri! Mein Herz hält schon den Autosport kaum aus.»
Mit Posts dieser Art unterhält sie die Motorsport-Königsklasse schon seit Monaten. Ihre Fangemeinde auf X wächst stetig, sie steht inzwischen bei 35.000 Followern.
So verriet sie auf X, dass Großmutter Piastri in den Knetgummi des kleinen Oscar Kokosnusspulver einarbeitete, «damit die Masse besser riecht». Bei einem McLaren-Post mit einem Foto von Oscar schrieb sie darunter: «Wieder mit Selbstbräuner herumgespielt, Oscar?» Nach einem Qualifying mahnte sie, an ihren Sohn gerichtet: «Toller Job, Oscar. Aber beim nächsten Mal bitte deine schnelle Zeit etwas früher, damit das nicht so stressig ist.»
Als ein User meinte, dass Oscar seiner Mutter in Baku mit Punkten ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk machen könnte, konterte sie mit einem Seitenhieb: «Unwahrscheinlich. Ich warte immer noch auf die Halskette von seiner letzten Reise nach Baku.» Das hatte Oscar 2021 auf X tatsächlich angekündigt.
Und als in Zandvoort eine Rote Flagge für eine Rennunterbrechung sorgte, schrieb die Australierin aufgrund der Zeitverschiebung: «Ughhhhh! Bringen wir das Rennen zu Ende, Rennleitung! Es ist 1 Uhr morgens hier in Melbourne und ich bin für einen Pilates-Kurs am frühen Morgen angemeldet».
Nun, die Geduld und das Durchhaltevermögen zahlen sich aus. Bei 57 Punkten steht der 22-Jährige inzwischen, er absolviert als Rookie eine starke Saison. Er beweist nachdrücklich, warum McLaren ihn unbedingt wollte und unter viel Getöse vom Rivalen Alpine weglockte. In Piastri steckt jede Menge Potenzial, das sich in den kommenden Jahren so richtig entfalten dürfte. Schon jetzt halten sich seine Fehler in Grenzen, und das nach einem Jahr auf der Ersatzbank als Alpine-Ersatzmann, nachdem er zuvor Champion in den Nachwuchsklassen Formel 3 und Formel 2 wurde.
Was ebenfalls beeindruckt: Den Druck, den das Wechsel-Theater automatisch mitbrachte, lässt er sich nicht anmerken. Ihn zeichnet neben einer ausgeprägten Rennintelligenz auch die Fähigkeit zur Selbstkritik aus. Ein guter Mix für eine effiziente Weiterentwicklung. Er ist ein kommender Weltmeister, urteilen nicht wenige Experten.
Bestimmt auch die Mama. Doch die nimmt ihn in aller Öffentlichkeit lieber hoch. Mit seiner Erlaubnis.
«Was soll ich tun? Sie ist meine Mama!», sagt Piastri selbst. «Nein, um ehrlich zu sein finde ich es ziemlich cool, dass sie mich ein wenig auf den Arm nimmt. Als meine Mutter hat sie jedes Recht dazu.»
Er erträgt es eben wie ein Sohn.
Japan-GP, Suzuka Circuit
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:30:58,421 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +19,387 sec
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +36,494
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +43,998
05. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +49,376
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, +50,221
07. George Russell (GB), Mercedes, +57,659
08. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:14,725
09. Esteban Ocon (F), Alpine, +1:19,678
10. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:23,155
11. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +1 Runde
12. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1 Runde
13. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1 Runde
14. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1 Runde
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
Out
Alex Albon (T), Williams, Kollisionsschäden
Logan Sargeant (USA), Williams, Kollisionsschäden
Lance Stroll (CDN), Aston Martin, Heckflügeldefekt
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, Kollisionsschäden
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Kollisionsschäden
WM-Stand (nach 16 von 22 Grand Prix, inkl. 3 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Verstappen 400 Punkte
02. Pérez 223
03. Hamilton 190
04. Alonso 174
05. Sainz 150
06. Leclerc 135
07. Norris 115
08. Russell 115
09. Piastri 57
10. Stroll 47
11. Gasly 46
12. Ocon 38
13. Albon 21
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 6
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 3
19. Lawson 2
20. Sargeant 0
21. De Vries 0
22. Ricciardo 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 623 Punkte
02. Mercedes 305
03. Ferrari 285
04. Aston Martin 221
05. McLaren 172
06. Alpine 84
07. Williams 21
08. Haas 12
09. Alfa Romeo 10
10. AlphaTauri 5