KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Ohnmacht, Übelkeit, Aufgabe: «War viel zu gefährlich»

Von Andreas Reiners
Oscar Piastri

Oscar Piastri

Die Bedingungen beim Katar-GP waren in diesem Jahr extrem, viele Fahrer mussten über ihre Grenze gehen. Die Kritik an dem Rennen war dementsprechend laut.

Dass Formel-1-Fahrer an ihre körperlichen Grenzen gehen müssen, ist nichts Neues. Dass es spezielle Rennen gibt, die ganz besonders fordernd sind, ist auch klar. Singapur ist ein Beispiel dafür. Doch «Singapur ist ein Furz» im Vergleich zu Katar. Das sagte Nico Hülkenberg unmittelbar nach dem Rennen in dem Glutofen, bei 40 Grad und fast 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Es waren heftige Bilder rund um das Rennen. Der komplett fertige Hülkenberg beim TV-Interview war da noch eines der harmloseren.
Erst nach und nach wurde das Ausmaß bekannt. Mehrere Fahrer mussten wegen Dehydrierung medizinisch behandelt werden, zuvor hatte Williams-Neuling Logan Sargeant vorzeitig entkräftet aufgegeben. Er hatte sich in seinem Fahrzeug übergeben und benötigte Hilfe, um in der Garage aus dem Wagen zu steigen. 

Esteban Ocon war ebenfalls zwischenzeitlich übel, «in Runde 15, 16 war ich am Kotzen. Zwei Runden lang, glaube ich», sagte er. Er meinte, er habe so etwas noch nie erlebt. «Ich bin eigentlich körperlich darauf vorbereitet, sogar zwei Renndistanzen zu fahren, aber das war einfach zu viel für mich», sagte der Franzose.

George Russell trainiert in der Sauna, geht dort an seine Grenze und hat dann irgendwann den Drang, aufzuhören. «Ab Runde 12 hatte ich genau dieses Gefühl. Ich dachte, ich werde ohnmächtig während des Rennens. Das war unfassbar», sagte der Mercedes-Pilot. Mit ein Grund für die extremen Auswirkungen können die drei Pflichtstopps gewesen sein. Die Stints waren kürzer, die Fahrer dauerhaft am Limit, im Grunde waren es mehrere Sprints in einem GP.

Russell beschreibt das Gefühl so: «Du bist bei etwa 50 Grad im Cockpit, du hast deinen Anzug an, du hast die heiße Luft, die reinkommt und es kühlt sich nicht ab. Dein Trinkwasser ist heiß und im Grunde ist es so, als sei da jemand, der dir anderthalb Stunden lang mit dem Fön ins Gesicht bläst. Und das muss man natürlich auch berücksichtigen bei der physischen Belastung, wenn man ein Formel 1 Auto fährt. Ich würde schon sagen, das war grenzwertig, fast zu sehr, fast drüber», so Russell.

«Man kann nicht so gut sehen, die Reflexe sind viel langsamer. Es passiert viel mit dem Körper und das erschwert es, bei 320 Kilometern pro Stunde präzise zu sein, wenn die Sicht nicht mehr so gut ist wie am Anfang», erklärte Ferrari-Star Charles Leclerc.

Beim Zweitplatzierten Oscar Piastri konnten die Zuschauer sehen, wie hart das Rennen war, er musste sich mehrmals hinsetzen. «Das war das härteste Rennen meines Lebens. Wir müssen darüber reden, das ist keine gute Situation für uns Fahrer.»

Sein McLaren-Teamkollege Lando Norris sieht das auch so. «Das war viel zu gefährlich. Wenn Leute in so schlechtem Zustand sind, ist es zu viel. Darüber müssen wir noch reden.»

Katar-GP, Losail International Circuit 

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:27:39,168 h
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +4,833 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren, +5,969 
04. George Russell (GB), Mercedes, +34,119
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +38,976
06. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +49,032
07. Esteban Ocon (F), Alpine, +62,390
08. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +66,563
09. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +76,127
10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +80,181
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +81,652
12. Pierre Gasly (F), Alpine, +82,300
13. Alex Albon (T), Williams, +91,014
14. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1 Runde
16. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1 Runde
17. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +1 Runde
Out
Carlos Sainz (E), Ferrari, nicht gestartet
Lewis Hamilton (GB), Mercedes, Crash
Logan Sargeant (USA), Williams, Aufgabe

WM-Stand (nach 17 von 22 Grand Prix, inkl. 4 von 6 Sprints)
Fahrer

01. Verstappen 433 Punkte
02. Pérez 224
03. Hamilton 194
04. Alonso 183
05. Sainz 153
06. Leclerc 145
07. Norris 136
08. Russell 132
09. Piastri 83
10. Stroll 47
11. Gasly 46
12. Ocon 44
13. Albon 23
14. Bottas 10
15. Hülkenberg 9
16. Zhou 6
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 3
19. Lawson 2
20. Sargeant 0
21. De Vries 0 
22. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 657 Punkte
02. Mercedes 326
03. Ferrari 298
04. Aston Martin 230
05. McLaren 219
06. Alpine 90
07. Williams 23
08. Alfa Romeo 16
09. Haas 12
10. AlphaTauri 5


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