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Red Bull Ring: Ständiger Dialog mit der FIA

Von Mathias Brunner
Pistengrenzen bleiben in der Formel 1 Millimeter-Arbeit für die Fahrer und ein Ärgernis

Pistengrenzen bleiben in der Formel 1 Millimeter-Arbeit für die Fahrer und ein Ärgernis

​FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem will das leidige Thema Pistengrenzen vom Tisch haben und warnt, es könnten sogar Strecken aus dem WM-Programm fliegen. Die Betreiber des Red Bull Rings bleiben gelassen.

FIA-Chef Mohammed Ben Sulayem glaubt: Die Formel 1 macht aus den falschen Gründen Schlagzeilen. Am jüngsten GP-Wochenende in Katar wurden den Formel-1-Piloten in Training reihenweise schnelle Runden gestrichen, im Sprint und Grand Prix gab es Zeitstrafen – wegen der Verletzung der Pistengrenzen.

Der zweite Aufreger: Weil die Pirelli-Spezialisten am Freitagabend am Losail International Circuit mikroskopisch kleine Verletzungen an den Reifen fanden, Beschädigungen aufgrund der Schlagfrequenz beim Überfahren der neuen Randsteine, wurde für den Grand Prix verfügt – kein Reifensatz darf mehr als 18 Runden lang im Einsatz sein.

Mohammed Ben Sulayem, Chef des Autosport-Weltverbands FIA, hat die Nase voll vom Thema Pistengrenzen und nimmt die Streckenbetreiber in die Pflicht. Er findet, die Strecken müssen so geändert werden, dass das Verhängen von Strafen nicht mehr notwendig sei. Er liess anklingen, dass durchaus auch Strecken aus dem Programm fliegen könnten.

Ben Sulayem sagt: «Wir hatten 1200 Pistengrenzen-Verletzungen in Österreich und nun vergleichbare Probleme in Katar. Ich gratuliere den Rennkommissaren, wenn sie diese Vergehen alle bemerken, aber das kann nicht die Lösung sein.»

«Es muss unattraktiv werden, neben der Bahn zu fahren. Kies ist nicht in jeder Situation eine Lösung. Die Autos könnten beschädigt werden oder steckenbleiben. Wir brauchen wir Verbesserungen, schon für 2024. So kann es nicht weitergehen.»

Es gilt zu bedenken: Die Form der in der Formel 1 verwendeten Randsteine sind von den FIA-Experten gutgeheissen, die Strecken werden regelmässig inspiziert. Es ist also nicht so, dass die FIA-Verantwortlichen im Unklaren darüber wären, wie die Pistengrenzen auf den verschiedenen Strecken aussehen.

Zudem: In Austin, Spielberg, Barcelona, Silverstone und Losail treten beide Motorsport-Königsklassen an, also Formel 1 und MotoGP. Aber Grand-Prix-Autos und Rennmotorräder erfordern unterschiedliche Ansätze in Sachen Auslaufzonen, Pistenbegrenzung und Form der Randsteine.

Der Red Bull Ring äussert sich gelassen zu den Aussagen von FIA-Chef Ben Sulayem: «Wir befinden uns in konstruktivem Austausch mit FIA und FIM und arbeiten laufend daran, allen Anforderungen gerecht zu werden.»

Lösungsvorschlag von Timo Glock

2. Juli 2023 auf dem Red Bull Ring: Kurz vor 16.30 Uhr kreuzte Formel-1-Weltmeister Max Verstappen die Ziellinie des Grossen Preises von Österreich und gewann sein 42. Rennen in der Königsklasse. Aber erst um 21.30 Uhr wurde bekannt, wie die Top-Ten wirklich aussehen.

Der Grund: Die FIA-Regelhüter mit den Rennkommissaren Garry Connelly (Australien), Mathieu Remmerie (Belgien), Enrique Bernoldi (Brasilien) und Walter Jobst (Österreich) versanken in Arbeit, denn sie mussten – nach eigenen Angaben – mehr als 1200 Fälle von Verletzung der Pistengrenzen begutachten und auf Strafwürdigkeit einschätzen; dies nach einem Protest von Aston Martin. Deren Team-Manager Andy Stevenson monierte, dass die Rennleitung während des WM-Laufs gar nicht die Zeit gehabt habe, um alle potentiellen Vergehen zu prüfen. Die Rennkommissare gaben zu, das sei korrekt und schauten sich alles nochmals an.

Zur Erinnerung: Gemäss Reglement darf ein Fahrer die weisse Linie entlang der Rennstrecke vier Mal ungestraft überschreiten, das vierte Mal ist als letzte Warnung in Form der diagonal geteilten, schwarz-weissen Flagge definiert. Danach gibt es eine Strafe: fünf Sekunden.
Um 21.30 Uhr am Abend des 2. Juli wurden acht Fahrer nachträglich bestraft:

Carlos Sainz (Ferrari): 10 Sekunden
Lewis Hamilton (Mercedes): 10 Sekunden
Pierre Gasly (Alpine): 10 Sekunden
Alexander Albon (Williams): 10 Sekunden
Esteban Ocon (Alpine): 30 Sekunden
Logan Sargeant (Williams): 10 Sekunden
Nyck de Vries (AlphaTauri): 15 Sekunden
Yuki Tsunoda (AlphaTauri): 5 Sekunden
Ein heilloses Durcheinander.

Der 91-fache GP-Teilnehmer Timo Glock war damals in Spielberg für die deutschen Kollegen von Sky an der Arbeit und sagt über den Strafen-Hagel: «Was da passiert ist, das ist nicht gut für den Sport. Es darf einfach nicht sein, dass die Fans am Ende nicht wissen, wie das Klassement aussieht.»

Ein Lösungsansatz gemäss Glock: «Wäre da eine Mauer, ein Kiesbett oder schlicht Gras, dann hätten wir das Problem nicht. Da würde jeder Fahrer ebenfalls ans Limit gehen, sich aber eine Sicherheitsmarge lassen, weil ein Fehler sofort bestraft würde. Wir sehen das auf Strecken wie Monaco oder Singapur: Da reizen die Piloten das Limit nicht aus, weil ihre Autos sonst Leitschienen oder Betonmauern berühren.»

«Das Hauptproblem sind diese Doppel-Randsteine. Die laden die Fahrer geradezu ein, ihre Autos so weit nach aussen tragen zu lassen. Wäre dahinter ein Kiesbett oder Gras, gäbe es das Problem nicht.»

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