Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Vasseur: Gab keinen schwierigeren Ferrari-Startpunkt

Von Andreas Reiners
Fred Vasseur

Fred Vasseur

Die aktuelle Formel-1-Saison biegt auf die Zielgerade ein. Ferrari kämpft um WM-Platz zwei, hat den Titel klar verpasst. Teamchef Fred Vasseur zieht eine erste Bilanz.

Der Brasilien-GP verlief für Ferrari extrem bitter. Charles Leclerc verabschiedete sich bereits in der Einführungsrunde, der Monegasse schied aus.

Sein Teamkollege Carlos Sainz wurde nur Sechster – zu wenig für die Ansprüche der Roten. «Wir sind sehr enttäuscht, denn wir hätten viele wichtige Punkte für die WM holen können, aber wir haben Charles schon vor dem Start wegen eines Zuverlässigkeitsproblems verloren, das ihn in der Einführungsrunde von der Strecke schickte. Er wäre aus der ersten Reihe gestartet, und obendrein hatten wir seine Sprintchancen zugunsten des Grand Prix geopfert. Jetzt müssen wir genau untersuchen, was mit seinem Auto passiert ist», sagte Teamchef Fred Vasseur.

Sainz hatte laut Vasseur am Start mit der Kupplung zu kämpfen, weshalb er einige Plätze verlor. «Im Rennen, vor allem im ersten Stint, kam er jedoch sehr gut mit den Reifen zurecht und konnte beide Mercedes überholen, was bedeutet, dass wir im Laufe des Wochenendes zwei Punkte auf unsere Konkurrenten aufgeholt haben. Es hätte so viel mehr sein können, aber nichtsdestotrotz ist der Kampf um den zweiten Platz noch nicht entschieden», so Vasseur.

In der WM-Wertung liegt Ferrari zwei Rennen vor dem Ende 20 Punkte hinter Mercedes. Rang drei wäre nicht nur ein finanzieller Rückschlag. Für Vasseur wäre ein zweiter Platz zumindest ein kleiner Erfolg.

Im Grunde war aber klar, was ihn bei Ferrari erwartet. Der Traditionsrennstall befand sich im Winter mal wieder in einer sportlichen Krise, die eine Neuausrichtung zur Folge hatte, mit Vasseur als neuem Teamchef an der Spitze.

Vasseur kam von Alfa Romeo, und natürlich wusste er zumindest von außen, wie sich die Roten entwickelt hatten. Trotzdem: «Es gab keinen schwierigeren Moment, bei Ferrari anzufangen», sagte Vasseur der Bild am Sonntag.

Es gab viele Baustellen. «Ich kannte das Level des Autos nicht, hatte viele Informationen zu verarbeiten. Dann war auch schon der Launch. Die Erwartungen an das Auto waren größer als das, was wir in Bahrain auf die Strecke gebracht haben. Und in Jeddah war es fast noch schlechter. Der Montag nach Jeddah war hart. Wir haben nicht die Ergebnisse erreicht, die wir uns erhofft hatten», sagte Vasseur.

Das Team sei aber nie in Panik geraten, sei ruhig geblieben und habe versucht, die Probleme der Reihe nach anzugehen, lobte Vasseur.

Das lief bei gewissen Dingen gut, bei anderen weniger. «Ich würde sagen, wir sind bei den Boxenstopps und in Sachen Strategie vorangekommen. Es ist mehr Ruhe an der Pitwall. Das ist gut gelaufen und zufriedenstellend», sagte er.

Die Entwicklung des Autos ist aber weiter ein Problem, «das dauert, da muss man Frustration vermeiden. Wenn man Probleme identifiziert, dauert es. Auch Fachkräfte zu rekrutieren, kann dauern. Wir geben alle alles», sagte Vasseur.

Was Ferrari antreibt, sind auch die Fans, die in Italien besonders emotional sind. Mehr Druck verspürt Vasseur dadurch aber nicht. «Sie sind immer sehr positiv gestimmt. Auch wenn es mal schlecht läuft, sind immer Fans da, die Autogramme wollen. Sie unterstützen uns, auch in schweren Zeiten», sagte er.

Wann dürfen die Tifosi wieder über einen Titel jubeln? Klar ist, dass Red Bull Racing irgendwann schwächeln wird, dass sich für die Konkurrenz dann Chancen bieten, die genutzt werden müssen. «Nach ein paar Saisons sind alle Siegesserien irgendwann gerissen. Wir müssen vorbereitet sein, um die Nächsten zu sein. Es ist ein Kampf, Mercedes gibt auch alles», sagte Vasseur.

Rennen, Brasilien

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:56:48,894 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +8,277 sec
03. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +34,155
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +34,208
05. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +40,845
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, +50,188
07. Pierre Gasly (F), Alpine, +56,093
08. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +62,859
09. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +69,880
10. Esteban Ocon (F), Alpine, +1
11. Logan Sargeant (USA), Williams, +1
12. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
13. Daniel Ricciardo (AUS), AlphaTauri, +1
14. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +2 Runden
Out
George Russell (GB), Mercedes, Motor
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Motor
Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, Motor
Kevin Magnussen (DK), Haas, Unfall
Alex Albon (T), Williams, Unfall
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Hydraulik

WM-Stand (nach 20 von 22 Grand Prix, inkl. 6 von 6 Sprints)

Fahrer 
01. Verstappen 524 Punkte
02. Pérez 258
02. Hamilton 226
04. Alonso 198
05. Norris 195
06. Sainz 192
07. Leclerc 170
08. Russell 156
09. Piastri 87
10. Stroll 63
11. Gasly 62
12. Ocon 46
13. Albon 27
14. Tsunoda 13
15. Bottas 10
16. Hülkenberg 9
17. Ricciardo 6
18. Zhou 6
19. Magnussen 3
20. Lawson 2
21. Sargeant 1
22. De Vries 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 782 Punkte
02. Mercedes 382
03. Ferrari 362
04. McLaren 282
05. Aston Martin 261
06. Alpine 108
07. Williams 28
08. AlphaTauri 21
09. Alfa Romeo 16
10. Haas 12


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