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Formel 1 zurück in Las Vegas: Grösste Show der Welt

Von Mathias Brunner
​Zum ersten Mal seit 1982 gastiert die Königsklasse wieder im Unterhaltungsparadies Las Vegas. Die Formel 1 hat dafür sehr viel Geld investiert und verspricht nichts weniger als die grösste Show der Welt.

Ende März 2022: Die Formel 1 und die «Las Vegas Convention and Visitors Authority» (LVCVA) verkündeten – ab 2023 wird es wieder einen WM-Lauf in der Spielerstadt geben, so wie 1981 und 1982.

Die LVCVA ist eine Bundesbehörde und die offizielle Marketing-Organisation von Süd-Nevada. Ihr gehören beispielsweise das «Las Vegas Convention Center» (ein Gelände, wo etwa die weltweit grösste Messe für Unterhaltungs-Elektronik stattfindet, die «Consumer Electronics Show» CES) und die Las Vegas-Monorail.

Jahrelang hatte Bernie Ecclestone, Baumeister der modernen Formel 1, versucht, den GP-Sport nach Las Vegas zurückzubringen. Allerdings mit der Auflage – die Rennwagen sollen auf dem Strip fahren.

Die Casino-Besitzer lehnten müde lächelnd ab. Ihr Antwort: «Die Formel 1 braucht Las Vegas mehr als Las Vegas die Formel 1.» Für sie kam es überhaupt nicht in Frage, den Strip wochenlang zu sperren.

Aber dann hat sich Vieles geändert. Die Formel 1 erhielt mit Liberty Media einen neuen Besitzer und in der Chefetage endlich frischen Wind, mit Ecclestone-Nachfolger Chase Carey und dann mit dem früheren Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.

Die Netflix-Doku «Drive to Survive» erwies sich vor allem in den USA als Popularitäts-Turbo, und auf einmal war der GP-Sport wieder sexy und begehrenswert.

Unterschied zu den 1980er Jahren: Die Piste ist kein peinlicher Micky-Maus-Kurs auf dem Hotelparkplatz des Caesars Palace wie damals, sondern ein aufregender Strassenkurs, der den Las Vegas Strip mit einschliesst.

Weiterer Unterschied zu den 1980ern: Die Rückkehr nach Vegas ist als Nachtrennen geplant. Wieso Nacht und wieso Samstag? Weil ein Nachtrennen am Samstagabend in den USA mehr Leute vor den Fernseher lockt als am Sonntagnachmittag.

Ein 6,201 km langer Kurs wird Höchstgeschwindigkeiten jenseits von 340 km/h erlauben, 14 Kurven und drei längere Geraden umfassen, das Rennen wird 50 Runden lang.

Pistenführung: Auf dem Strip vorbei am Caesars Palace, über die Flamingo Road, vorbei am berühmten Bellagio-Brunnen und dem Eiffel-Turm, auf der Höhe des Cosmopolitan Casinos geht es links in die Harmon Avenue. Von dort dann erneut links und in den Norden, vorbei an der atemberaubenden Unterhaltungs-Arena MSG Sphere, entlang der Sands Avenue, dann vorbei am Venetian-Hotel und auf Höhe des Wynn Las Vegas wieder in den Strip.

Liberty Media-CEO Greg Maffei: «Wir sehen Las Vegas und die Formel 1 als perfekte Verbindung von Speed und Glamour. Wir sehen dieses Rennen auch als einzigartige Gelegenheit, aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, zusammen mit der Firma Live Nation als Promoter aufzutreten. Das Potential der Formel 1 in den USA ist enorm, und der Las Vegas-GP wird den Sport auf ein neues Niveau heben.»

Es wird also keine klassische Antrittsgebühr geben wie bei anderen WM-Läufen, dafür trägt die Formel 1 das finanzielle Risiko. Jedoch: Wenn die Formel 1 es in Las Vegas nicht schafft, ein GP-Wochenende zum Fan-Magneten zu machen, wo dann?

Formel-1-CEO Stefano Domenicali: «Die Formel 1 wird mit dem Rennen in Las Vegas ein Ausrufezeichen setzen. Wir glauben, wir zeigen hier die grösste Show der Welt.»
Las Vegas ist 2023 das dritte Formel-1-Rennen in den USA, neben Miami (Florida) im Mai sowie Austin (Texas) im Oktober.

Die Formel 1 lässt sich Las Vegas Einiges kosten: Für rund 240 Millionen Dollar ist Land gekauft worden, um eine Boxenanlage und Gäste-Bereiche zu bauen. Liberty Media-Chef Greg Maffei: «Die Formel 1 boomt in den USA, diesen Schwung wollen wir nutzen.»

Zunächst war davon die Rede, dass die zuständige Behörde, die Clark County Commission, den WM-Lauf für drei Jahre bewilligt, also 2023, 2024 und 2025. Anfang 2023 hat sich der Bezirksrat anders entschieden: Die Formel 1 hat die Erlaubnis erhalten, zehn Jahre lang auf dem legendären Las Vegas Strip zu fahren, also bis einschliesslich 2032.

Bezirksrat James Gibson: «Wir sehen das als Langzeit-Projekt. Dazu haben wir nun den Weg geebnet. Ich bin sicher, in den kommenden Jahren wird sich zeigen, welchen Wert diese Veranstaltung für die Stadt hat. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass die Formel so lange bleibt wie sie will.»

Der Rat hat auch die entsprechenden Strassensperren im Bereich des neuen Kurses bewilligt, und zwar mit Betonung auf den Termin zum US-amerikanischen Erntedankfest. Der Termin im November wird also auf längere Zeit bleiben.

Die Formel 1 kehrt nach Las Vegas zurück, im November 2023 wird auf dem weltberühmten Strip gefahren. Erstaunlich: Das Rennen findet Lokalzeit am Samstag statt, mit Rennstart um 22.00 Uhr (das ist in Europa Sonntagmorgen 7.00 Uhr). Rennstart am Samstag ist in der Formel 1 nichts Neues.
Von den bislang 1099 F1-Rennen seit Silverstone 1950 sind immerhin 57 an einem Samstag über die Bühne gegangen – der letzte davon war der Grosse Preis von Südafrika 1985 in Kyalami bei Johannesburg.

Apropos Silverstone 1950: Der erste Formel-1-WM-Lauf fand an einem Samstag statt, und der Traditions-GP von Grossbritannien rückte erst ab 1984 permanent auf einen Sonntag-Termin!

Die WM 1950 begann in Sachen Wochentage merkwürdig: Debüt der Königsklasse also an einem Samstag, dann folgte der Grosse Preis von Monaco, als erstes Sonntag-Rennen, danach das damals zur WM zählende Indy 500, an einem Dienstag ausgetragen!

Las Vegas wird zum sechsten Nachtrennen der Formel 1.

Erstmals in der Nacht wurde in Singapur 2008 gefahren, es folgten die Rennen in Abu Dhabi (ab 2009), Bahrain (2014 umgestellt auf Nachtrennen), Katar 2021 und Saudi-Arabien 2021.

Die Formel 1 ist bisher in den USA zehn Orten gefahren: in Indianapolis (1950–1960 im Rahmen des Indy 500) und später von 2000–2007 (Kombination aus Oval und Infield), in Sebring (1959), Riverside (1960), Watkins Glen (1961–1980), Long Beach (1976–1983), Las Vegas (1981/1982), Detroit (1982–1988), Dallas (1984), Phoenix (1989–1991) und Austin (seit 2012). 2022 kam Miami hinzu.


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