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Jean Todt (Ex-Ferrari): Rührende Worte zu Schumacher

Von Mathias Brunner
​An diesem 29. Dezember 2023 liegt der verhängnisvolle Skiunfall von Michael Schumacher schon zehn Jahre zurück. Sein Weggefährte Jean Todt spricht über Momente an der Seite des Ausnahme-Racers.

Die Erfolge von Max Verstappen und davor von Lewis Hamilton, das Charisma der unvergessenen Juan Manuel Fangio oder Ayrton Senna, das alles ändert für zahlreiche Formel-1-Freunde nichts – für sie ist und bleibt Michael Schumacher der Grösste und basta.

Es dauerte bis 2017, als der Autosport-Weltverband FIA endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwachte und für die Besten der Besten unter den Rennfahrern eine Ruhmeshall errichtete, eine «Hall of Fame», wie sie in Amerika seit vielen Jahrzehnten für Ausnahmesportler gängig sind.

Für mich ergab sich dabei eines der aussagekräftigsten Bilder des Motorsports überhaupt. Als sich zahlreiche Formel-1-Champions in der neuen «FIA Hall of Fame» zum Gruppenbild aufstellten, Fahrer wie Jackie Stewart, Mario Andretti, Nigel Mansell, Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder Nico Rosberg, da prangte links über ihnen der Schatten eines GP-Siegers mit Pokal.

Dieses Profil war unverkennbar – Michael Schumacher.

Natürlich 2017 auch dabei: Jean Todt, langjähriger Wegbegleiter von Michael Schumacher bei Ferrari, von 2009 bis Ende 2021 Präsident der FIA.

Mit dem heute 77-jährigen Franzosen war nicht immer gut Kirschen essen. Vor allem beim Thema Michael Schumacher reagierte der einstige Rallye-Beifahrer schnell mal ein wenig dünnhäutig.

Ich kann mich an eine Szene erinnern, als Michael Schumacher nach seinem Beinbruch in Silverstone 1999 pausieren musste. Im Rahmen des Österreich-GP wagte ich den damaligen Ferrari-Rennchef Todt zu fragen, wie oft er mit Michael Schumacher in Kontakt stehe. Der Franzose keifte mich an: «Was glauben Sie eigentlich! Jeden Tag natürlich. Wir sind eine Familie.»

Der hochintelligente Todt, Momente zuvor noch der französische Charme in Person, war im Handumdrehen schnippisch und steinhart geworden, aus seinen Augen schossen Dolche. Verachtung hatte sich in seine Mimik geschlichen.

Die kleine Journalistengruppe sah ein wenig betreten zu Boden und konnte den Gefühlsausbruch von Todt nicht ganz verstehen.

Vor allem beim Thema Schumacher zeigt der Franzose immer wieder entwaffnende Verletzlichkeit. Wie vor ein paar Jahren, als er enthüllte, dass er den Grossen Preis von Brasilien zusammen mit Michael Schumacher geschaut habe.

Und bei der Eröffnung der «Hall of Fame» sagte Todt in Paris: «Wir vermissen Michael. Er kämpft. Dieser Kampf geht weiter. Michael ist ein ganz besonderer Mensch, auch für den Motorsport. Er bedeutet mir viel, er ist mein Freund.»

Auf den emotionalsten Moment an der Seite des grossen Racers angesprochen, blickte Todt auf Suzuka 2000 zurück, als Ferrari dank Schumi erstmals seit 1979 und Jody Scheckter wieder einen Fahrer-Weltmeister feiern durfte.

Todt: «Ich sagte zu Michael auf dem Siegerpodest – Michael, unser Leben wird nie wieder das gleiche sein. Das war der kraftvollste Augenblick meiner Karriere, dort oben mit ihm auf dem Podest von Suzuka.»

In diesen Tagen, zehn Jahre nach dem verdammten Skiunfall von Michael Schumacher, ist Jean Todt von meinem Kollegen Fréderic Ferrat der französischen Sportzeitung L’Équipe interviewt worden. Fred hat Todt dabei auch auf Michael Schumacher angesprochen.

Jean Todt gab zur Antwort: «Michael ist hier, also vermisse ich ihn nicht. Er wird von seiner Frau und von seinen Kindern wundervoll umgeben. Sein Leben ist anders, und ich habe das Privileg, mit ihm Momente teilen zu dürfen. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.»


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