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Michael Schumacher ist 55: Wehmütige Gedanken

Von Mathias Brunner
Michael Schumacher war seinen Fans immer nahe

Michael Schumacher war seinen Fans immer nahe

​Zum 55. Geburtstag von Michael Schumacher gehen mir viele Gedanken zum siebenfachen Formel-1-Champion durch den Kopf – Wehmütiges und Skurriles, Unfassbares und Unvergessliches.

An diesem 3. Januar 2024 ist Michael Schumacher 55 Jahre alt. Keine Ahnung, wie er diesen Tag verbringt. Keinen Schimmer, wie es ihm genau geht. Aber ich behaupte: Millionen von Menschen haben ihren Schumi nicht vergessen, auch wenn sie ihn seit dem verdammten Skiunfall vom 29. Dezember 2013 nicht mehr gesehen haben, auch wenn sie ihn vielleicht nie mehr sehen werden.

«Aus den Augen, aus dem Sinn», gilt besonders in der Formel 1, in diesem schnelllebigen Geschäft ist für Gefühle oft kein Platz. Aber Michael Schumacher bleibt präsent. Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf und erinnere in Form einiger Geschichten an das Idol von Millionen.

Alte Liebe rostet nicht. Michael Schumacher hat einmal gesagt: «Ein guter Tag besteht für mich darin, am Abend mit Schmiere bis zu den Ellbogen nach Hause zu kommen.» Schumi ging auch als Formel-1-Star ständig im Rennkart auf die Bahn und hat seine Wurzeln nie vergessen. Diese Erdverbundenheit ist einer der Gründe, wieso ihn die Fans so lieben.

Die berühmte rote Kappe: Nichts illustrierte den Boom der Formel 1 in Deutschland besser als der Aufmarsch der Rotkäppchen, in Hockenheim so präsent wie in Indianapolis, in Spa ebenso wie in Suzuka.

Eine Szene am Eingang zum Motodrom von Hockenheim, Sonntagmorgen vor dem deutschen WM-Lauf, ich warte in der Schlange der zu kontrollierenden Fahrzeuge. Auf einmal bricht aus dem Wald eine Gestalt heraus, nur in Unterhose und Adiletten, eine Bierflasche in der rechten Hand, der Blick glasig. Der Mann wankt auf mein Auto zu, bleibt unvermittelt stehen, dann brüllt er: «SCHUMIIIIIIIII!» Um danach wortlos im Grün des Waldes zu verschwinden. Ich bin nicht sicher, ob er den Grand Prix am Nachmittag erlebt hat.

Geduld ist nicht eben die Stärke eines Rennfahrers. Der Legende zufolge war Michael Schumacher auf dem Weg zum Flughafen spät dran und habe dem Taxifahrer vorgeschlagen: «Lass uns die Plätze tauschen.» Wir sind sicher: Der Fahrer erzählt seinen Enkeln noch heute davon.

Niemand kann solche Erfolge feiern, ohne bis in die letzte Faser vom Ehrgeiz beseelt zu sein. Karl Wendlinger, damals ein Mercedes-Juniorfahrer wie Schumi, sagte mir einmal: «Michael hat sich damals schon fürchterlich aufgeregt, wenn er nur ein Pingpongspiel verloren hat.»

Über Jahre rätselten die Fans der Kultsendung «Top Gear», wer wohl «The Stig» sein möge, der geheimnisvolle Testfahrer mit dem weissen Helm. Die Zuschauer flippten im Studio komplett aus, als er seinen Helm hob und Michael Schumachers Grinsen zum Vorschein kam! Es handelte sich allerdings um einen Scherz der britischen Produzenten und des Weltmeisters. The Stig waren in Wahrheit Perry McCarthy und Ben Collins, die Identität des dritten Stig (seit 2010) bleibt geheim.

Die chinesischen Schriftzeichen auf dem Helm von Michael Schumacher standen für die Namen seiner Gattin Corinna sowie der Kinder Gina-Maria und Mick.

Michael Schumacher galt als Vorbild in Sachen Fitness, als die meisten Piloten es mit dem Training nicht so ernst nahmen. Gegner wie Damon Hill staunten nach einem Rennen: «Der Kerl schwitzt ja nicht mal!»

Für viele Fans ist Michael Schumacher nichts Anderes als ein Held. Doch der siebenfache Champion selber hat gesagt: «Heldenstatus ist mir unangenehm. Ich kann mit einer gewissen Hysterie um meine Person wenig anfangen.»

Schon als etablierter Grand-Prix-Rennfahrer, aber noch nicht als Weltmeister, kam kein Schickimicki-Krimskrams unter den Weihnachtsbaum. Schumacher wünschte sich ein Technikwörterbuch Deutsch-Englisch.

Auf der Rennpiste scheute Michael Schumacher keinen Zweikampf Abseits der Rennbahn war er jedoch kein Raufbold. «Ich fand es immer ein Zeichen von Schwäche, sich zu prügeln.»

Das erste Auto: ein Fiat 500. Die erste Autofahrt: im Garten des Onkels. Das erste Ergebnis: ein Crash-Test.

Se non è vero, è ben trovato, sagen die Italiener, also: Wenn es nicht wahr ist, dann ist es wenigstens gut erfunden. Einmal hat eine italienische Zeitung behauptet, Pasta-Liebhaber Michael Schumacher habe im Laufe seiner GP-Karriere acht Tonnen Nudeln verdrückt. Wow, was für eine Zahl, acht Tonnen, potzblitz! Wir haben dann mal kurz nachgerechnet, wenn es erlaubt ist: 125 Gramm pro Teller, das sind dann 64.000 Portionen, geteilt durch (samt Pause) 22 Jahre Formel 1 zu 365 Tagen, dann kämen wir auf knapp acht Mal Pasta pro Tag ...

Der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat einst gesagt: «Die Formel 1 braucht einen Deutschen, einen Schwarzen und eine Frau.» Das Schicksal hat uns Michael Schumacher und Lewis Hamilton geschenkt, auf die Frau warten wir noch.

Schumi hat als Knirps nicht von der Formel 1 geträumt, es gab keinen Plan. «Im Kartsport hatte ich von Autorennen null Ahnung. Als mich mal einer gefragt hat, ob ich nicht mal einen Formel Ford testen wolle, habe ich zurückgefragt: ‘Was ist das?’»

Es gab unzählige Fan-Artikel mit dem Etikett Michael Schumacher. Der vielleicht Kurioseste stellte ein japanischer Journalist im Pressezentrum von Suzuka auf: Die Plastik-Nachbildung des Kopfes von Michael Schumacher – als Nachttisch-Lampe.

Schumacher im Rennwagen, das ist das Rot von Ferrari oder der Glanz eines Silberpfeils. Aber hätten Sie’s gewusst? In Fiorano 1997 sass Schumi testhalbter in einem Sauber, in Estoril 1994 in einem Ligier.

Michael Schumachers bevorzugter Gegner war Mika Häkkinen. Schumi über Mika: «Das war reiner Motorsport ohne Animositäten. Keine Nickligkeiten in den Medien, keine bösen Worte, keine Tricks. Wenn es etwas zwischen uns gab, dann haben wir uns ausgeprochen, und es war aus der Welt.»

Zu seiner Zeit als Mercedes-GP-Pilot fanden wir im Telefonbuch in Deutschland 206 Menschen mit dem Namen Michael Schumacher, in der Schweiz waren es 26.

Wohin hätte sich Michael Schumacher bei einer Rückführung versetzen lassen? Schumi in der damaligen Benetton-Hauszeitung «The Brief»: «Ins Schottland des 14. Jahrhunderts. Ich liebe Filme wie ‘Highlander’ oder ‘Braveheart’. Die Landschaft ist einfach wunderbar – so karg und eindrucksvoll. Sie muss am schönsten gewesen sein, als noch keine Autos die Ruhe störten.»

Klar war der Speed von Michael Schumacher Anreiz für Witze. Also – Schumi und Mika Häkkinen reisen durch Indien und übernachten im Zelt. In der Nacht wird der Finne von Lärm geweckt. Er steckt den Kopf aus dem Zelt und sieht Schumacher, wie er ums Zelt hetzt, verfolgt von einem Tiger. Mika nach einer Schrecksekunde: «Michael, renn schneller, der Tiger holt dich gleich ein!» Schumi, leicht ausser Atem: «Macht nichts, ich habe drei Runden Vorsprung.»

Einer der ersten Sponsoren in der Formel 3 war «Chiquita». Daher gab es Bananen zum Frühstück, als Snack, zum Mittagessen und am Abend. Schumi selber hat vor jedem Rennen zwei Kisten Bananen bei Händlern abgeholt.

Noch ein Schumi-Witz gefällig? James Bond fährt mit seinem Aston Martin zur Arbeit. Am Sitz des MI5 angekommen, klemmt er einen Zettel unter den Scheibenwischer: «Stehlen zwecklos, 007.» Als er nach der Arbeit zum Parkplatz zurückkommt, ist der Wagen weg. An der Wand dahinter hängt ein Zettel: «Verfolgen zwecklos, Schumi.»

Wer mit Kartreifen aus der Mülltonne schneller fährt als die Gegner auf frischem Gummi, der ist nicht nur ein begnadeter Racer, sondern in Sachen Recycling seiner Zeit voraus.

In «Asterix bei den Olympischen Spielen» hatte Michael Schumacher einen Gastauftritt als Comic-Figur. Natürlich beim Wagenrennen, wo sonst?

Niemand hat das schöner formuliert. Die frühere Journalistin Sabine Kehm, heute Managerin von Michael Schumacher, schrieb in einer preisgekrönten Zeitungsreportage: «Wenn die Formel 1 das Universum ist, dann ist Michael Schumacher die Sonne.»

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