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Niki Lauda-Brabham: Coole Idee, hitzige Diskussion

Von Mathias Brunner
​Gordon Murray galt in den 1970er Jahren als einfallsreichster Formel-1-Designer. Der heute 77-jährige Südafrikaner baute einige der schönsten GP-Rennwagen. Aber nicht all seine Ideen funktionierten.

Gordon Murray war der Sohn eines einfachen Mechanikers aus Durban (Südafrika). Schon während seiner Maschinenbau-Studien an der Technischen Uni von Durban bastelte er an eigenen Rennwagen, die er selber einsetzte. Erfolg: mäßig. Der Sprössling schottischer Auswanderer sah seine Heimat als Sackgasse, was eine Karriere im Rennsport anging, also reiste er kurzerhand nach Großbritannien.

Eigentlich wollte Murray bei Lotus arbeiten, aber zufälligerweise traf er den damaligen Brabham-Konstrukteur Ron Tauranac. Die beiden fanden sofort einen gemeinsamen Draht, und so nahm Murray die Arbeit bei Brabham auf statt bei Lotus.

Als Bernie Ecclestone den Rennstall von Jack Brabham und Ron Tauranac übernahm, ernannte er Murray zur rechten Hand des damaligen Chefdesigners Ralph Bellamy. Als der Brabham verliess, war Murray über Nacht neuer Technikchef. Mit 26 Jahren wohlgemerkt.

Murrays Autos verschmolzen immer eine wunderbare Linienführung mit Ideen, welche den Begriff Innovation auch wirklich verdienen. Was freilich nicht heißt, dass alles funktioniert hat, was dieser helle Kopf erdachte.

Der Brabham BT46 (B stand für Firmengründer Jack Brabham, das T für seinen langjährigen Designer Tauranac) sollte die Antwort auf den ersten Flügelwagen von Lotus (Typ 78) werden.

Murray stand dabei vor mehreren Problemen: Aufgrund des sehr breiten Zwölfzylinder-Motors von Alfa Romeo ließen sich umgekehrte Flügelprofile nicht so in den Seitenkästen unterbringen, wie es Colin Chapman am Lotus vorgemacht hatte.

Murray wusste auch: Trendsetter Chapman würde das Konzept beim neuen Modell 79 verfeinern. Er sollte Recht behalten: Mario Andretti wurde 1978 mit dem atemberaubend schönen Lotus 79 überlegen Weltmeister, Ronnie Peterson WM-Zweiter.

Zudem verbrauchte der Alfa-Motor üppig Sprit, womit Murray gezwungen war, einen größeren Benzintank einzubauen als die Konkurrenz.

Murray konterte mit zwei ungewöhnlichen Einfällen: Einer war genial und wurde nach dem Sieg von Niki Lauda in Schweden verboten, der so genannte Staubsauger, aber das ist wieder eine andere Geschichte; der andere war ein Fehlschlag und musste nicht verboten werden – die Oberflächenkühlung.

Bei der Präsentation des Brabham BT46 verblüffte der Wagen ohne konventionelle Wasserkühler, üblicherweise in der Nase oder an der Fahrzeugflanke angebracht: Fahrtwind streicht durch diese stehend oder liegend angeordneten Elemente, das Wasser darin wird gekühlt und zum Motor oder Getriebe zurückgeleitet. So wie das noch heute im Grundprinzip getan wird.

Nein, stattdessen wies der Brabham zur Verblüffung von Fans und Fachleuten Wärmetausch-Platten auf – ein Konzept aus der Aviatik (Wasserflugzeuge der 1920er Jahre), von Weltrekord-Fahrer Sir Malcolm Campbell für seinen legendären «Bluebird» 1928 aufgegriffen. Es hatte allerdings seine Gründe, warum Haudegen Campbells nächster Weltrekordler 1929 wieder normale Kühler aufwies …

Die Oberflächenkühlung erlaubte es Murray, einen aerodynamisch überaus effizienten Wagen auf die Räder zu stellen. Leider zeigten erste Testfahrten im winterlichen England: Das Auto überhitzte maßlos.

Die coole Idee erzeugte hitzige Diskussionen: Wenn dem Fahrzeug schon im bitterkalten Großbritannien zu warm wird, was passiert dann erst in der Hitze von Südafrika, Argentinien oder Brasilien?

Berechnungen ergaben: Die geplante Fläche erzeugte lediglich dreißig Prozent der erforderlichen Kühlfläche.

In aller Eile musste ein herkömmlicher Kühler gebaut werden, der nicht nur Gewicht auf die Vorderachse packte, sondern auch die aerodynamische Effizienz beeinträchtigte. Die an sich clevere Idee der Oberflächenkühlung funktionierte in der Formel 1 einfach nicht.

Diese Lösung wurde nie bei einem Rennen eingesetzt, schon beim ersten WM-Lauf der Saison in Buenos Aires kam der Wagen mit konventionellem Frontkühler auf die Bahn.

Ein schlechtes Auto war der BT46 keineswegs: Brabham wurde hinter Lotus und Ferrari Dritter im Konstrukteurs-Pokal, neben dem Rennen in Schweden gewann Niki Lauda auch den unglückseligen Italien-GP, jenes Rennen, bei dem sich Ronnie Peterson Beinbrüche zuzog, die später zu einer tödlichen Fettembolie führten.

Lauda stand 1978 in 16 Rennen immerhin sieben Mal auf dem Podest. In neun Rennen fiel er aus. Anders gesagt: Wann immer der Österreicher ins Ziel kam, war er ein sicherer Wert. Der Wiener wurde WM-Vierter hinter Andretti, Peterson und Carlos Reutemann. Laudas Stallgefährte John Watson wurde mit drei Podestplätzen WM-Sechster.

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