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Alex Wurz wird 50: «Jetzt fängt das Leben richtig an»

Von Gerhard Kuntschik
​Drei Podestplätze in der Formel 1 mit drei verschiedenen Teams, zwei Le-Mans-Siege, vielbeschäftigter Unternehmer und Rennpapa: Alex Wurz blickt im Gespräch zum 50. Geburtstag ein wenig zurück.

Herzlichen Glückwunsch, Alexander Wurz, zum runden Geburtstag. Der Niederösterreicher und Wahl-Monegasse sagt: «Mit 50 ist noch nichts vorbei, ich habe aber Einiges erlebt. Klar ist das schon ein größerer Geburtstag. Der macht mir aber nichts aus, weil ich noch viel vorhabe. Ich bin voller Freude. Mit meinem Aler kann ich gut leben.»

«Reflektieren ist jetzt nicht so mein Ding. Aber die ersten Jahre prägten mich natürlich, als ich sah, wie mein Vater Franz zurückgekommen ist und im Rallyecross zum dritten EM-Titel fuhr. Da habe ich erlebt, wie hart er mit seinem Trainer Michael Reinprecht arbeitete. Da schummelte ich mich manchmal dazu. Ich sah auch bei der Mutter in der Arbeit, dass von nix eben nix kommt. Man muss die Extrameile gehen. Das sagte mir niemand, das habe ich gespürt, und das hat mich geprägt.»

Der erste Wettkampfsport war Radcross. Alex gibt zu: «Als ich 12 war, da waren die Rocky-Filme aktuell, die mich sehr motivierten. Beim BMX-Fahren war wichtig – du musst als Erster aus dem Start kommen, treten, treten, treten und nach dem Hügel runter als Erster wieder zu treten anfangen. Hart trainieren, Visionen haben, gegen die Besten anzutreten. Ich schaffte es und wurde BMX-Weltmeister.»

«Danach begann die Zeit, Träume zu haben und zu realisieren versuchen. Ich wuchs praktisch in den Fahrtechnikzentren, die Papa leitete, auf, verdiente mir ein Taschengeld mit Autoputzen, begleitete die Instruktoren und konnte am Abend ein wenig angasen. Ich lernte sehr viel über die Dynamik der Autos, die kinetische Energie, das Reifenmanagement. Ich versuchte damals schon, meine Träume umzusetzen.»

Mit Österreichs meistbeschäftigten Nachwuchsausbilder, Walter Lechner, begann das Lernen in der Formel Ford: «Das waren wunderschöne Zeiten. Wir tingelten durch ganz Europa, schliefen im Truck, hatten die Jause mit dabei, alles, um Geld zu sparen. Es war eine coole Zeit, die ich nicht missen will. In der Formel 3 waren es später tolle Fights mit vielen Gegnern, die ich später in der Formel 1 wieder traf.»

In die entscheidende Kurve bog Wurz 1996 ein, damals 22 Jahre alt, «da begann mein Leben als Profi mit dem ersten Le-Mans-Sieg, zu dem ich durch Zufall kam, aber ich konnte die einmalige Chance nützen und durchstarten. Das war schon mega, als unbekümmerter Junger mitzufahren, das Rennen anzuführen, keine Fehler zu machen. Dadurch kam auch der F1-Test zustande. Mit Mercedes sammelte ich wertvolle Erfahrung auf der Langstrecke und wurde für die Formel 1 freigestellt.»

Wurz’ erster Formel-1-Test war im Sauber-Ford auf dem gerade fertiggestellten A1-Ring im Sommer 1996, wenige Wochen nach Le Mans.

Im Herbst, beim Portugal-GP in Estoril, sprach sein damaliger Manager Peter Cramer Benetton-Teamchef Flavio Briatore wegen einer Testchance für Alex an. «Who the fuck is Wurz?» war die erste Replik des Italieners.

Doch der Test kam zustande, der Rest ist Geschichte: Benetton-Testfahrer und Berger-Ersatzmann in drei Rennen 1997 mit einem dritten Rang in Silverstone, Stammfahrer 1998 bis 2000, danach eine Rückkehr zu Mercedes, als Fahrer bei McLaren

«Die Formel-1-Karriere verlief nicht ganz so, wie ich sie mir vorgestellt hätte, aber im Rückblick meine ich, okay. Was ich lernte, was ich mir dadurch ermöglichen konnte, die Beziehungen, das Verständnis von Prozessen, die Ärmel immer wieder hochkrempeln, das Sich-Motivieren, das war alles wichtig. Ich machte ein paar Punkte und Podestplätze, die mir zwar zu wenige waren, aber inmitten der Besten der Welt hat es nicht ganz für oben gereicht. Aber ich blicke gern zurück und ohne Bitterkeit.»

Von der Formel 1 auf die Langstrecke war nach dem letzten Grand Prix 2007 die Erfüllung eines frühen Ziels: «Langstrecke und speziell Le Mans waren schon ein Jugendtraum, ich wollte immer schon dorthin. Es waren coole Zeiten mit Teamkollegen, die einander aufbauten.»

Mit dem Höhepunkt des zweiten Le-Mans-Sieges für Peugeot, nach dem Rückzug der Franzosen 2012 der Wechsel zu Toyota (wo er heute noch der Berater im WEC-Team ist). Wurz beendete die aktive Karriere nach vier Jahren im World Endurance Championship mit fünf Siegen mit dem dritten Rang im Finale 2015 in Bahrain.

Danach kam die Zeit als Unternehmer: «Ich gründete ein Mountainbike-Team, was mir Freude machte. Mit Markus Rainer zusammen, den ich beim Training bei Toni Mathis kennengelernt hatte, wurde die Idee umgesetzt – die beim Surfen auf Hawaii entstanden war. Wir investierten und bekamen Weltcup-Siege, einen Gesamtsieg und olympische Medaillen zurück.»

«Der Formel 1 blieb ich als Berater bei Williams verbunden, in dieser Zeit konnte ich auch einige Neuerungen einführen. Wie den „beep“ als Schaltanzeige statt der Leuchten am Lenkrad oder das Beheizen der Felgen durch Induktion, was Ferrari verbieten lassen wollte. Was aber nicht durchging, weil das System, nicht explizit verboten war. Mit den Pirelli-Reifen verlangten die Vorderreifen eine andere Behandlung als die hinteren. In dieser Zeit war Williams ziemlich stark. Dass ich einen gewissen technischen Einfluss hatte, darauf bin ich schon stolz.»

Das Erbe des Vaters trat Alex auch als Unternehmer an: Er übernahm die Firma «Test & Training» und baute vom Fahrtechnikkonzept zum Rennstreckendesign um: «Wir haben über eine Milliarde Dollar an Designauftragsvolumen. Wir arbeiten derzeit an drei Formel-1-tauglichen Rennstrecken und an einigen weiteren kleineren Projekten. Ich halte auch einige Beteiligungen und werde weiter voll dabei sein.»

Privat ist für Alex alles im Lot: «Meine größte Trophäe, da wiederhole ich mich jetzt, ist Julia, die ich bei Benetton kennenlernte. Und natürlich unsere drei lässigen Jungs. Felix begann auch im Motorsport, hat sich jetzt aber auf sein Studium in England konzentriert. Er arbeitet nebenbei auch als DJ und ist immer wieder bei Gigs gefragt. Charlie steigt 2024 in die Formel-3-EM auf, Oscar bestreitet die Formel 4. Sie sind die Rennfahrergeneration vier bei den Wurzens.»

Wurz vergisst niemanden, der ihn unterstützte: «Ich hatte viele tolle Wegbegleiter, die einen positiven Einfluss hatten und haben, allen voran meine Eltern. Natürlich Walter Lechner, Toni Mathis, meine Sponsoren und die meiner Jungs. In der Supertruppe, in der ich für den ORF arbeiten darf, will ich noch länger dabei sein.»

Resümee von Alex: «Mit 50 fängt das Leben erst richtig an!»


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