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James Allison (Mercedes): «Hoffen und bangen»

Von Mathias Brunner
​Er trägt die Verantwortung für den neuen Mercedes W15 von Lewis Hamilton und George Russell: James Allison, Technikchef des GP-Rennstalls. Der 55-Jährige sagt, wie viel Arbeit im Auto steckt.

Das kann keiner schönreden: Die Autos 2022 und 2023 von Mercedes-Benz sind weit unter den Erwartungen geblieben. Im ersten Jahr der neuen Flügelauto-Epoche in der Königsklasse konnte die Marke mit dem Stern einen Grand Prix gewinnen, im zweiten Jahr keinen.

Mit welchem Ansatz ist James Allison, Technikchef des Formel-1-Teams von Mercedes, an die Arbeit mit dem 2024er W15 gegangen? «Das Design eines modernen Formel-1-Autos ist ein langer Prozess. Er reicht bis ins letzte Jahr zurück. Ein neues Auto ermöglicht es dem Team, größere Änderungen vorzunehmen, die während des Jahres nicht möglich sind. Das sind Entscheidungen, die im vorangegangenen Sommer getroffen werden.»

Der 55-Jährige aus Louth in Ostengland weiter: «Der Hauptansatz ist von Jahr zu Jahr derselbe, nämlich zu versuchen, die Schwächen des aktuellen Autos zu beheben. Diese Schwächen treten am deutlichsten zutage, wenn der Wettbewerb beginnt. Man bekommt schon recht früh im Jahr eine gute Vorstellung davon, was die Achillesferse eines Autos sein könnte.»

«Von da an geht es darum, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen der Arbeit an der Verbesserung dieser Achillesfersen und dem Aufbau auf dem, was gut funktioniert hat. Man nutzt die verfügbaren Ressourcen aus den verschiedenen Abteilungen und bringt sie dazu, ihre Aufmerksamkeit auf die Behebung der Probleme zu richten. Mit der Zeit kann man mehr und mehr Teammitglieder vom aktuellen Auto abziehen und ihre Bemühungen auf das nächste Fahrzeug lenken.»

«Was nun den W15 ganz spezifisch angeht: Ein großer Schwerpunkt war die Verbesserung der unberechenbaren Hinterachse des Vorgängers, die von den Fahrern oft als giftig bezeichnet wurde.»

«Wir haben versucht, ein Auto zu entwickeln, das für die Fahrer beruhigend ist. Zu Beginn einer Kurve, wenn man hart auf der Bremse steht und einlenkt, muss sich die Hinterachse stabil anfühlen. Und dann, wenn man sich dem Scheitelpunkt nähert, muss sich das Auto zunehmend wendiger anfühlen und besser einlenken. Wir haben versucht, dies in das Auto einfließen zu lassen.»

«Wir haben auch hart daran gearbeitet, ein Auto mit weniger Luftwiderstand zu entwickeln und die Performance in den Kurven zu steigern.»

«Außerdem haben wir in einigen Bereichen nachgebessert, in denen wir noch Verbesserungspotenzial witterten, etwa beim DRS-Effekt und bei den Boxenstopps. Wir waren immer sehr gut darin, einen Boxenstopp in einer wiederholbaren Zeit durchzuführen, und das ist das Wichtigste bei einem Boxenstopp. Die wiederholbare Zeit, in der wir unsere Boxenstopps absolvieren konnten, war allerdings immer noch drei bis vier Zehntel langsamer als die besten Teams.»

«Ich habe das Gefühl, dass wir all das erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben. Einige Aspekte sind unbegrenzt und deshalb kann man nie ganz zufrieden sein. Wir werden es erst wissen, wenn wir das Auto wirklich fahren. Aber ich denke, wir können sagen, dass wir das Gefühl haben, gut gearbeitet zu haben. Die Formel 1 ist relativ. Ob wir gut genug gearbeitet haben, um konkurrenzfähig zu sein, wird nur die Zeit zeigen. Wir wissen nicht, was alle Anderen gemacht haben.»

«Der Großteil eines Formel-1-Autos ist nicht sichtbar. Das war schon immer so, aber bei der aktuellen Fahrzeug-Generation, bei die Leistungsfähigkeit vor allem von der Interaktion des Unterbodens mit der Strecke abhängt, ist das noch viel markanter der Fall. Alles, was man oberhalb der Wasserlinie sieht, sind die hässlichen, ineffizienten Konditionierer, die versuchen, dem Unterboden zu helfen, gute Arbeit zu leisten. Ob ein Auto effektiv ist oder nicht, das hängt davon ab, wie gut sich der Unterboden, zumindest aerodynamisch, verhalten darf.»

James Allison spricht auch über die geplante Entwicklung des Mercedes W15: « Der größte Teil der Rundenzeit, die man mit einem Auto hinzugewinnen kann, kommt während der Saison von der Aerodynamik, aber was genau wir in welchem Bereich finden, das ist noch unbekannt.»

«Die Aerodynamik-Abteilung plant zu diesem Zeitpunkt des Jahres eine ganze Menge an Arbeit in den Bereichen Frontflügel, Heckflügel, Unterboden, Brems-Trommeln, Bremskanäle und Karosserie, was alles Teile hervorbringen könnte, die für die Europasaison einsatzbereit sein könnten. Einige dieser Programme werden sich nicht verwirklichen lassen, aber das liegt in der Natur des Experimentierens. Aber wenn man sich bei einer ausreichend großen Anzahl von Experimenten genug Mühe gibt, dann werden in dieser Zeitspanne auch genug davon erfolgreich sein, so dass wir bis zu unserer Rückkehr nach Europa ein anständiges Paket am Auto haben sollten.»

Die Gefühlslage von James Allison vor dem Beginn der Wintertests: «Es ist ein bisschen wie das Warten auf Weihnachten. Es ist aufregend. Man möchte, dass es endlich soweit ist und die Tage wie im Flug vergehen. Man weiß auch, dass das Öffnen der Geschenke am Weihnachtstag vielleicht nicht all das bringt, was man sich wünscht. Es ist keine entspannte Zeit des Jahres, aber sie ist sehr aufregend. Ich würde es nicht anders haben wollen. Es sind Gefühle der Vorfreude und des Bangens.»

Formel-1-Präsentationen

15. Februar: Red Bull Racing

Formel-1-Wintertests

21.02. bis 23.2. in Bahrain

Formel-1-WM 2024

02.03. Bahrain-GP, Bahrain International Circuit, Sakhir
09.03. Saudi-Arabien-GP, Jeddah Corniche Circuit, Dschidda
24.03. Australien-GP, Albert Park Circuit, Melbourne
07.04. Japan-GP, Suzuka International Racing Course, Suzuka
21.04. China-GP, Shanghai International Circuit, Shanghai *
05.05. Miami-GP, Miami International Autodrome, Miami *
19.05. Emilia Romagna-GP, Autodromo Enzo e Dino Ferrari, Imola
26.05. Monaco-GP, Circuit de Monaco, Monte Carlo
09.06. Kanada-GP, Circuit Gilles Villeneuve, Montreal
23.06. Spanien-GP, Circuit de Barcelona-Catalunya, Montmeló
30.06. Österreich-GP, Red Bull Ring, Spielberg *
07.07. Großbritannien-GP, Silverstone Circuit, Silverstone
21.07. Ungarn-GP, Hungaroring, Budapest
28.07. Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps, Spa
25.08. Niederlande-GP, Circuit Zandvoort, Zandvoort
01.09. Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza, Monza
15.09. Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit, Baku
22.09. Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit, Singapur
20.10. Austin-GP, Circuit of the Americas, Austin *
27.10. Mexiko-GP, Autódromo Hermann Rodríguez, Mexiko-Stadt
03.11. Brasilien-GP, Autódromo José Carlos Pace, Interlagos *
23.11. Las Vegas-GP, Las Vegas Street Circuit, Las Vegas
01.12. Katar-GP, Losail International Circuit, Doha *
08.12. Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, Yas Island

* im Sprint-Format

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