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Christian Klien (ServusTV): So wird GP-Saison 2024

Von Gerhard Kuntschik
Christian Klien

Christian Klien

​Christian Klien, früher Formel-1-Fahrer, heute GP-Experte von ServusTV, schätzt das Kräfteverhältnis der Königsklasse 2024 ein. Der Österreicher glaubt: «Das Feld wird weiter zusammenrücken.»

Es sind mehr als 13 Jahre her, dass mit Christian Klien ein Österreicher Formel-1-Rennen fuhr – seit Abu Dhabi 2010 warten die österreichischen Fans auf einen Stammfahrer in der Topklasse. Möglicher und derzeit einziger Anwärter ist Charlie Wurz, Sohn des früheren GP-Piloten Alex Wurz.

Was Klien (inzwischen 41 Jahre alt), der als GP-Experte gemeinsam mit Andrea Schlager für ServusTV 2024 bei zwölf Rennen im Einsatz ist, zum angehenden Formel-3-Piloten Wurz jun. sagt und wie er das Kräfteverhältnis in der Formel 1 vor dem Start in Bahrain am 2. März einschätzt, sagt er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Der Voralberger Klien glaubt: «Die Teams rücken noch näher zusammen. Eine Dominanz wie im Vorjahr durch Verstappen und Red Bull Racing wird es wohl so nicht mehr geben. Max Verstappen sagte ja, er könnte auch mit zehn Siegen den Titel erfolgreich verteidigen.»

Der Transferknüller Hamilton 2025 zu Ferrari hat auch Klien überrascht: «Die Freundschaft zwischen Teamchef Toto Wolff und Lewis erlitt vielleicht einen Bruch, weil Toto vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Andrerseits haben die beiden so ein gutes Verhältnis, dass Toto die Fakten akzeptiert.»

«Ich glaube nicht, dass der kommende Wechsel in der Saison große Probleme geben wird. Die beiden haben so viel zusammen erreicht, dass es kein böses Blut geben sollte. Bei jedem Wechsel eines Fahrers wird der Pilot an einem bestimmten Punkt nicht mehr in künftige Entwicklungen einbezogen, das ist normal. Die Frage ist für mich, ob Lewis wichtige Mercedes-Leute zu Ferrari mitnehmen wird. Ungewöhnlich war jedenfalls der frühe Zeitpunkt der Bekanntgabe des Wechsels.»

In Bezug auf die Nachfolge erwartet Klien ein bedächtiges Vorgehen: «Mercedes wird sich nicht sofort auf einen Nachfolger festlegen. Man wird sich in Ruhe anschauen, wie sich das große Talent Kimi Antonelli entwickelt, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der heute erst 17-Jährige schon 2025 zum Zug kommen wird. Ich kann mir vielmehr Fernando Alonso als Übergangslösung vorstellen, bis Antonelli Formel-1-Reife hat.»

Über die Situation von Carlos Sainz, der seinen Platz bei Ferrari wegen Hamilton verlieren wird, denkt Klien: «Carlos ist ein sehr guter Pilot, der wird seine Möglichkeiten ausloten. Er wird sicher gute Angebote bekommen.»

Fernando Alonso (42) sagte kürzlich, er könne bis 48 oder vielleicht 50 in der Formel 1 fahren. Klien hält dies durchaus für möglich: «Es ist wohl so, wie es Fernando sagt. Alonso ist hoch motiviert und körperlich top-fit. Die gewaltige Belastung durch Fliehkräfte kannst du trainieren. Die mentale Einstellung muss passen, dann ist ein Fahren in diesem Alter auf hohem Niveau sicher möglich.»

Und wie sieht es nun mit dem Formel-1-Nachwuchs aus Österreich aus? Der 49-fache GP-Teilnehmer Christian Klien weiter: «Für Charlie Wurz steht ein richtungsweisendes Jahr in der Formel 3 bevor, er ist jetzt im Blickfeld der Formel 1. Mit Vater Alex hat er einen exzellenten Coach. Wenn er sich in der Formel 3 bewährt, ist der logische Schritt die Formel 2, und dann müsste er in einem Nachwuchsprogramm eines F1-Teams Platz finden. Dafür muss aber die Leistung stimmen. Nur mit Geld allein in die Formel 1 zu kommen, das wird sich bei Wurz nicht ausgehen, und das will der Alex sicher auch nicht.»

Zur neuen Führung der Racing Bulls (Ex-AlphaTauri) mit seinem Vorarlberger Landsmann Peter Bayer als CEO in Kombination mit Teamchef Laurent Mekies meint Klien: «Das ist ein Führungsduo, das die Racing Bulls wieder zum Erfolg führen kann. Dass viele technische Abteilungen jetzt in England nahe dem Schwesterteam untergebracht sind, ist ein Vorteil, weil viele Top-Ingenieure in England beheimatet sind und nicht nach Italien umsiedeln wollen. Der langjährige Tamchef Franz Tost hatte da schon wichtige Weichen gestellt. Das Team wird sicher Fortschritte machen.»

Schließlich gibt Klien zu bedenken: «Das beste Auto allein ist keine Garantie. Der Fahrer muss es auch beherrschen können. Was für Max Verstappen 2023 so leicht ging, war für Sergio Pérez oft kompliziert. Es muss also die Kombination funktionieren.»

ServusTV teilt sich die Live-Übertragungen der Formel-1-Rekordsaison 2024 mit 24 Rennen wieder mit dem ORF. Wenn der ORF überträgt, ist Klien im Salzburger Studio als Kommentator für die ReLive-Sendung von Servus TV engagiert, wo das gesamte Team mit Moderator Andreas Gröbl und den weiteren Experten Mathias Lauda, Philipp Eng und dem Vorarlberger Techniker Philipp Brändle unverändert bleibt.


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