MotoGP: KTM zur Personalie Marc Marquez

Christian Klien (ServusTV) über Stars & Sorgenkinder

Von Mathias Brunner
Christian Klien, GP-Experte von ServusTV

Christian Klien, GP-Experte von ServusTV

​Der Österreicher Christian Klien (41) ordnet für SPEEDWEEK.com die Ereignisse des ersten Trainingstags auf dem Bahrain International Circuit ein: «Trotz Mercedes-Bestzeit sehe ich Verstappen vorne.»

Also gut, Freunde, jetzt hatten wir also drei Wintertesttag auf dem Bahrain International Circuit und nun den ersten Trainingstag zum WM-Auftakt. Sollten wir es da mit dem klugen Sokrates halten? Dem wird der Satz «Ich weiß, dass ich nichts weiß» nachgesagt. Oder sind wir ein wenig schlauer geworden?

Wir haben uns hier am BIC mit einem Mann unterhalten, der die Formel 1 aus der Fahrerperspektive kennt, als früherer Pilot von Red Bull Racing – Christian Klien. Der 41-jährige Vorarlberger arbeitet als GP-Experte unserer Kollegen von ServusTV hier im Nahen Osten.

Christian, kurz und knackig – was ist dein kraftvollster Eindruck hier nach den ersten zwei Trainingsstunden auf dem Bahrain International Circuit?

Zunächst mal, dass die Karten heute noch immer nicht aufgedeckt worden sind. Ein Hinweis darauf: Bei den Wintertests haben wir schnellere Rundenzeiten erlebt als heute. Die Bedingungen waren nicht übel. Ich war in Kurve 11, es war etwas windig. Dort hat sich auch gezeigt – Mercedes war voll am Angasen, Red Bull Racing aber gar nicht. Da kommt noch mehr. In den schnellen Kurven machte der Aston Martin einen sehr guten Eindruck.

Das Augenmerk der Teams heute lag auf Dauerläufen, nicht auf einer schnellen Runde. Das liegt auch darin begründet, dass die Teams, die beim Wintertest ordentlich zum Fahren gekommen sind, reichlich Daten haben und genau wissen, wie gut ihr Auto auf eine Runde ist. Die müssen das an einem Trainingsfreitag nicht zeigen.

Wer hat dich überrascht?

Mercedes. Das Auto sah auf der Strecke echt gut aus. Ich hatte erwartet, dass Ferrari stärker sein würde als Mercedes. Aber nochmals – möglicherweise wissen die Italiener genau, woran sie sind, also mussten sie heute nicht die Muskeln spielen lassen.

Ebenfalls positiv für mich: Die eine Runde von Nico Hülkenberg im Haas-Rennwagen. Das war schon toll. Im späteren Verlauf des zweiten Trainings stand ich in der Haas-Box und habe seinem Renningenieur ein wenig über die Schulter geguckt. Daher weiß ich: Die Dauerläufe von Nico waren ermutigend.

Wer ist aus deiner Sicht gegenwärtig ein Sorgenkind?

Das ist für mich Alpine. Denn wenn Haas wirklich Fortschritte in Sachen Reifenverschleiß und damit Renntempo gelungen sind, dann könnten die Franzosen im Rennen leicht die rote Laterne übernehmen müssen.

Wie aussagekräftig ist das nun alles?

Was den puren Speed angeht, so müssen wir den Quali-Freitag abwarten. Dann werden wir endlich erfahren, wie es in Sachen Tempo der einzelnen Autos auf eine Runde aussieht. Aber das muss dann nicht dem Bild im Rennen entsprechen.

Früher hatten wir in der Formel 1 die Faustregel: Ein Auto, das auf der Barcelona-Rennstrecke schnell ist, das ist überall schnell. Welche Rückschlüsse erlaubt da der Bahrain International Circuit?

Bahrain ist eine besondere Rennstrecke. Denn es gibt keine Strecke, auf welcher der Belag so aggressiv ist, wie diese hier. Dazu kommt diese Stop and go-Charakteristik, was unheimlich auf die Hinterreifen geht. Das bedeutet: Der Speed auf eine Runde kann ganz okay sein, aber im Rennen kann ein Team Boden verlieren, weil es einfach mit dem Reifen-Management nicht klarkommt.

Die Faustregel von Barcelona stimmt noch immer, weil du eine Mischung aus allen Kurven hattest – langsam, mittelschnell, schnell. Dazu eine lange Gerade. Da passt zum Ausloten eines Rennwagens alles.

Das Formel-1-Feld besteht 2024 aus den gleichen 20 Piloten wie 2023. Ich glaube nicht, dass es so etwas in der ganzen Historie der Königsklasse zuvor je gegeben hat. Welcher Fahrer ohne Stammplatz gehört für dich in die Startaufstellung?

Liam Lawson. Der Red Bull-Junior hat im vergangenen Jahr als Ersatzmann von Daniel Ricciardo einen hervorragenden Eindruck gemacht. Ich habe ihn in seinem DTM-Jahr ein wenig aus der Nähe beobachten können. Es gibt Fahrer, die gewinnen in den Nachwuchsklassen, aber der Durchbruch in der Formel 1 kommt nicht. Lawson war in allen unteren Kategorien vorne dabei und hat gewonnen, ohne aber alles in Grund und Boden zu fahren. Doch im GP-Rennwagen blüht er richtig auf. Dieser Fahrer gehört in die Formel 1.

Was erwartest du nun fürs Abschlusstraining vom 1. März?

Ich erwarte, dass Red Bull Racing mit Max Verstappen das Mass der Dinge sein wird. Dahinter sehe ich Mercedes, Ferrari und Aston Martin auf vergleichbarem Niveau, vor McLaren. Aber mit einer Leistung wie am Donnerstag hier kann Nico Hülkenberg sogar den McLaren auf die Nerven gehen und in die Top-Ten vorstossen.


2. Training, Bahrain

01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:30,374 min
02. George Russell (GB), Mercedes, 1:30,580
03. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:30,660
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:30,769
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:30,784
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:30,851
07. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:30,884
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:30,891
09. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:31,113
10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:31,115
11. Alex Albon (T), Williams, 1:31,333
12. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:31,516
13. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:31,715
14. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:31,764
15. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:31,881
16. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:31,951
17. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:32,001
18. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:32,027
19. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:32,048
20. Lando Norris (GB), McLaren, 1:32,608

1. Training, Bahrain

01. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:32,869 min
02. Lando Norris (GB), McLaren, 1:32,901
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:33,113
04. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:33,183
05. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:33,193
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:33,238
07. George Russell (GB), Mercedes, 1:33,251
08. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:33,268
09. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:33,302
10. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:33,354
11. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:33,385
12. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:33,413
13. Alex Albon (T), Williams, 1:33,583
14. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:33,868
15. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:33,923
16. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:34,213
17. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:34,807
18. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:35,144
19. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:37,477
20. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:37,938

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