Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Tsunoda gegen Ricciardo: Sicherung durchgebrannt

Von Mathias Brunner
Ein Mann sieht Rot: Yuki Tsunoda in Bahrain

Ein Mann sieht Rot: Yuki Tsunoda in Bahrain

​Der Japaner Yuki Tsunoda ließ sich nach dem Fallen der Zielflagge in Bahrain zu einem brenzligen Manöver gegen seinen Racing Bulls-Stallgefährten Daniel Ricciardo hinreißen. Was den Japaner so auf die Palme brachte.

Dass Yuki Tsuonda einen explosiven Charakter hat, das ist hinlänglich bekannt. Siehe verbale Vulkanausbrüche am Funk bei jenem Rennstall, der bis Ende 2023 AlphaTauri hieß und nun offiziell Visa Cash App RB; wir nennen ihn die Racing Bulls.

Aber was Tsunoda beim WM-Auftakt in Bahrain bot, das geht über feuriges Renntemperament hinaus: Nachdem die Zielflagge gefallen war, zum Formel-1-WM-Auftakt in der Wüste von Sakhir, fuhr der Japaner an seinem australischen Stallgefährten Daniel Ricciardo vorbei, trat auf die Bremse, anschließend überholte er seinen Racing Bulls-Teamgefährten und machte einen gefährlichen Schlenker.

Da war selbst Ricciardo beinahe sprachlos. Der achtfache GP-Sieger am Funk: «Was zum Geier stimmt nicht mit – sorry, aber ich spare mir das lieber. Darüber reden wir noch.»

Was war passiert?

Zum Schluss des Rennens rückte Ricciardo auf Tsunoda auf, die beiden auf den Rängen 13 und 14 hinter Sauber-Fahrer Guanyu Zhou und Kevin Magnussen im Haas. Daniel war zu diesem Zeitpunkt auf weichen Reifen unterwegs und schneller als Yuki auf harten Walzen.

Keine Seltenheit, dass an dieser Stelle ein Team den vorne liegenden Piloten bittet, Platz zu machen, um dem schnelleren Mann die Chance zu geben, etwas gegen vorne auszurichten. Daniel am Funk: «Ich will das nicht verlieren, lasst uns etwas probieren.»

Daraufhin hörte Tsunoda am Funk: «Platztausch, Platztausch.»

Tsunoda fand das gar nicht gut: «Wollt ihr mich verarschen?» lautete seine Reaktion – und ignorierte das erst mal. Ricciardo war enttäuscht: «Nun, da muss ich wohl nichts sagen, wir haben eine Runde verloren.»

Letztlich macht Tsunoda doch noch Platz, mit der höhnischen Bemerkung: «Vielen Dank, Leute, ich weiß das wirklich zu schätzen.»

Anschließend maulte der der WM-14. von 2022 und 2023 über den vor ihm fahrenden Ricciardo: «Dann soll er mal ein wenig auf die Tube drücken.»

Letztlich konnte Ricciardo die vor ihm liegenden Zhou und Magnussen nicht schnappen, Daniel kam 2 Sekunden hinter Zhou ins Ziel und 0,6 Sekunden hinter Magnussen – aber vor Tsunoda.

Tsunoda verteidigte seinen Wutausbruch so: «Ich habe dieses Vorgehen nicht verstanden. Ich fahre Seite an Seite mit Magnussen und erhalte den Befehl, Platz zu machen. Sorry, aber das verstehe ich nicht. Und wieso habe ich am Ende meinen Platz nicht wieder zurückerhalten, wo doch Daniel die Autos vor uns auch nicht überholt hat?»

Daniel Ricciardo: «Ob wir nun 13. oder 14. werden – wen schert’s? Wenn das Team mir gesagt hätte, ich solle Yuki wieder passieren lassen, dann hätte ich das getan. Aber außerhalb der Punkteränge ist das wirklich unwichtig.»

«Wichtiger ist mir: Die Anweisung zum Platztausch kam zu spät, und die Umsetzung kam auch zu spät. Es hätte wohl nicht gereicht, um Stroll noch den zehnten Platz abspenstig zu machen, aber versuchen mussten wir es. Und dann muss Yuki eben Platz machen. Was hier passiert ist, soll nicht den Ton vorgeben für die Saison, und ich bin sicher, er wird sich schon bald wieder beruhigen.»

Racing Bulls-Teamchef Laurent Mekies: «Seien wir mal ehrlich – es ist immer ernüchternd für einen Formel-1-Fahrer, wenn er eine solche Anweisung erhält. Aber Daniel hatte nun mal die frischeren Reifen und war schneller. Wir mussten das versuchen, und ich bin sicher, auch Yuki wird das im Nachhinein verstehen.»

Bahrain-GP, Bahrain International Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:31:44,742 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +22,457 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +25,110
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +39,669
05. George Russell (GB), Mercedes, +46,768
06. Lando Norris (GB), McLaren, +48,458
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +50,324
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +56,082
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:14,887 min
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:33,216
11. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1 Runde
12. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1
14. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1
15. Alex Albon (T), Williams, +1
16. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
17. Esteban Ocon (F), Alpine, +1
18. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
19. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
20. Logan Sargeant (USA), Williams, +2 Runden

WM-Stand (nach 1 von 24 Grands Prix)

Fahrer
01. Verstappen 26 Punkte
02. Pérez 18
03. Sainz 15
04. Leclerc 12
05. Russell 10
06. Norris 8
07. Hamilton 6
08. Piastri 4
09. Alonso 2
10. Stroll 1
11. Zhou 0
12. Magnussen 0
13. Ricciardo 0
14. Tsunoda 0
15. Albon 0
16. Hülkenberg 0
17. Ocon 0
18. Gasly 0
19. Bottas 0
20. Sargeant 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 44 Punkte
02. Ferrari 27
03. Mercedes 16
04. McLaren 12
05. Aston Martin 3
06. Sauber 0
07. Haas 0
08. Racing Bulls 0
09. Williams 0
10. Alpine 0

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