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History: Lella Lombardi, die Traumfrau der Formel 1

Von Mathias Brunner
​Am 3. März 2024 sind es schon 32 Jahre her, dass Lella Lombardi gestorben ist. Die Italienerin verkörperte, was die Formel 1 derzeit sucht – eine Frau, die es im GP-Auto mit den Männern aufnehmen kann.

Am 7. März 2024 beginnt in Saudi-Arabien die Rennsaison der F1 Academy, dieser Rennserie für 15 schnelle Damen am Lenkrad. Eine von ihnen soll eines Tages in der Formel-1-WM antreten.

Die letzte Frau an einem GP-Wochenende: Die Engländerin Susie Wolff 2014 im Williams, als Freitags-Pilotin.

Die letzte Frau in einem GP-Qualifying: Die Italienerin Giovanna Amati 1992 in Brasilien, nicht qualifiziert im Brabham.

Die letzte Frau am GP-Start: Die Südafrikanerin Desiré Wilson in Kyalami 1980, aber das Rennen zählte nicht zur WM, wegen des Streits zwischen dem Autosport-Weltverband FIA und der Team-Vereinigung FOCA.

Die letzte Frau in einem Formel-1-WM-Lauf daher: Die Italienerin Lella Lombardi, auf dem Österreichring 1976, wo sie Zwölfte wurde.

Die erste Frau, die an einem zur Weltmeisterschaft gehörenden Formel-1-Grand Prix teilgenommen hatte, war Maria Teresa de Filippis. Die Italienerin bestritt 1958 für das Maserati-Team drei Grands Prix und erzielte als Bestleistung den zehnten Platz in Spa-Francorchamps. Vor dem Einsatz in Belgien hatte sie versucht, in einem von ihrem eigenen Team gemeldeten Renner am Monaco-GP teilzunehmen, scheiterte aber an der Qualifikation.

Die einzige GP-Pilotin, die neben Maria Teresa de Filippis in der Formel-1-WM gestartet ist, ist Lella Lombardi. Die Italienerin nahm zwischen 1974 und 1976 an zwölf Grands Prix teil. Sie ist als erste (und bisher einzige) Frau in die Geschichte eingegangen, die es in einem WM-Rennen unter die ersten Sechs und damit in die Punkte schaffte.

Das war beim chaotischen Grand Prix von Spanien 1975, wo es schon im Training viel Ärger gab, weil die Leitplanken nicht richtig befestigt worden waren. Emerson Fittipaldi nahm aus Protest gar nicht erst am Rennen teil, Wilson Fittipaldi und Arturo Merzario gaben nach nur einer Runde bewusst auf, um ihren Unmut gegenüber den Veranstaltern zu demonstrieren.

Im Rennen folgte eine Reihe von Unfällen, die darin gipfelte, dass Rolf Stommelens Hill-Rennwagen über die Absperrungen flog und einige Zuschauer tötete, der deutsche Fahrer wurde schwer verletzt. Das Rennen wurde abgebrochen und es gab gemäß Reglement halbe Punkte. Als Sechste erhielt Lombardi einen halben WM-Punkt.

Maria Grazia «Lella» Lombardi wurde am 26. März 1941 als Tochter eines Metzgers und Salami-Produzenten geboren, ihr Spitzname «Tigerin von Turin» war eine Erfindung fauler Journalisten, denn bella Lella wurde in Frugarolo (Piemont) geboren. Die ersten Erfahrungen von Lella am Lenkrad: mit dem Lieferwagen des Familiengeschäfts.

Nach kurzer Zeit im Kart wechselte Lombardi in die Einsteigerformel Monza. Ab 1968 saß sie im Formel-3-Auto, die Meisterscaft schloss sie auf Rang 2 hinter einem gewissen Franco Bernabei ab. 1970 eroberte Lella den Meistertitel in der Formel 850. Dann fand sie: Sie muss raus aus Italien, wenn sie weiterkommen will.

In England arbeitete sich Lella bis in die Formel-5000-Meisterschaft hoch, in welcher sie 1974 mit regelmäßigen Spitzenplatzierungen Gesamtfünfte wurde. 1974 auch der Einstieg in die Formel 1 mit einem privat eingesetzten Brabham.

1975 sass sie im March oder in einem Williams, 1976 für einige weitere Versuche ebenfalls im March. Doch als Ronnie Peterson nach dessen Trennung von Lotus frei wurde, musste Lombardi dem Schweden weichen.

Nach Abschluss der Formel-1-Karriere fuhr Lella Lombardi erfolgreich Sportwagenrennen: Sie gewann 1979 die Sechstundenrennen von Enna-Pergusa und Vallelunga.

Die vielseitige Pilotin nahm 1977 auch am «Firecracker 400» in Daytona teil, das war NASCAR-Serie der Formel 1 meilenweit voraus – mit drei Frauen im Rennen, neben Lella die US-Amerikanerin Janet Guthrie und die Belgierin Christine Beckers.

Lombardi hängte 1988 den Helm an den Nagel und gründete die Firma «Lombardi Autosport», um sich um die Rennkarriere Anderer zu kümmern.

1992 erlag Lella Lombardi in Mailand einer Krebserkrankung. Sie wurde nur 50 Jahre alt.

Frauen als Formel-1-Fahrer

1958/1959: Maria Teresa de Filippis (I) – 3 GP (10. in Belgien 1958)
1974–1976: Lella Lombardi (I) – 12 GP (Rang 6 in Spanien)
1976/1978: Divina Galica (GB) – 0 GP (drei Mal nicht qualifiziert)
1980: Desiré Wilson (ZA) – 0 GP (einmal nicht qualifiziert)
1992: Giovanna Amati (I) – 0 GP (drei Mal nicht qualifiziert)
2002: Sarah Fisher (USA) – 0 GP (nur Demo-Fahrt in Indianapolis)
2005: Katherine Legge (GB) – 0 GP (Test mit Minardi)
2011/2012: María de Villota (E) – 0 GP (Tests und Demo-Fahrten mit Renault und Marussia)
2012–2015: Susie Wolff (GB) – 0 GP (Tests und Trainings mit Williams)
2014: Simona De Silvestro (CH) – 0 GP (Tests mit Sauber)
2015: Carmen Jordá (E) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Lotus, keine Tests)
2018–2021: Tatiana Calderón (COL) – 0 GP (Tests mit Sauber)
2023: Jessica Hawkins (GB) – 0 GP (Test mit Aston Martin)

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